Wer über Kölns Weihnachtsmärkte bummeln will, sollte genug Geld dabei haben: Glühwein ist hier bundesweit mit am teuersten.
„Heftig“, „nicht ohne“Preis-Explosion auf Weihnachtsmärkten in Köln – wo der Glühwein am günstigsten ist
„Advent, Advent ein Lichtlein brennt“ – doch noch bevor die erste Kerze am Sonntag angezündet wird, heißt es auf Kölns Weihnachtsmärkten vielerorts bereits: „Advent, Advent, das Geld verbrennt.“ Wer in diesen Tagen in der Innenstadt auf den stimmungsvollen Plätzen wie Dom, Alter Markt, Heumarkt oder Neumarkt unterwegs ist, muss für Essen und Trinken so viel bezahlen wie noch nie zuvor. Bundesweit gehören die Kölner Weihnachtsmärkte zu den teuersten.
Glühwein-Preissteigerung von 11 Prozent
Besonders im Fokus steht einmal mehr der Glühwein: Blieb der Preis in den Jahren 2022 und 2023 mit 4,50 Euro am Dom, Alter Markt und Heumarkt sowie Neumarkt noch stabil, werden auf den vier Märkten nun 5 Euro verlangt. Das ist eine Steigerung von 11 Prozent. Auf dem Hafenweihnachtsmarkt am Schokoladenmuseum muss sogar ein Euro mehr als im Vorjahr bezahlt werden: Mit 4,50 Euro ist die Tasse hier jedoch noch auf dem Vorjahresniveau der anderen großen Märkte. Nur am Rudolfplatz hat es keine Preiserhöhung gegeben: Hier kostet der Glühwein im dritten Jahr infolge 4,50 Euro.
Am teuersten ist das Heißgetränk mit weihnachtlichen Gewürzen am Stadtgarten (5,30 Euro). Allerdings handelt es sich hier um einen Bio-Glühwein direkt vom Winzer, der 13 Prozent Alkohol hat. Herkömmlicher Glühwein hat dagegen einen Alkoholgehalt von neun bis zehn Prozent, gesetzlich vorgeschrieben sind sieben Prozent. Oft wird der Wein mit Wasser „gestreckt“, was sich natürlich auf den Preis auswirkt. Hinzu kommen auf allen Märkten Pfandgebühren, die zwischen 3 Euro und 3,50 Euro liegen.
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Kölner Weihnachtsmarkt: Besser nicht aufs Geld achten
„Wenn man auf den Weihnachtsmarkt geht, darf man eigentlich nicht aufs Geld achten“, sagt Ute, die mit Nachbarn aus Aachen am Dom unterwegs ist. Es sei inzwischen „heftig“ und „nicht ohne“, stimmt ihr die Gruppe zu. Doch nicht nur der Glühwein zieht ins Geld: Wie sehr und schnell ein Bummel über die großen Märkte der Innenstadt das Portemonnaie erleichtern kann, hat der „Kölner Stadt-Anzeiger“ anhand einer Beispielrechnung für eine vierköpfige Familie erstellt.
Kosten für einen Beispiel-Weihnachtsmarktbesuch
2x Glühwein = 10 Euro (Neumarkt)
1x Feuerzangenbowle = 7 Euro (Heumarkt)
1x Kinderpunsch = 3,50 Euro (am Dom)
1x Heiße Schokolade plus Sahne = 5 Euro (am Dom)
Bio-Champignons mit Knoblauchsauce = 6,50 Euro (am Dom)
Tüte gebrannte Mandeln (200 g) = 9 Euro (Heumarkt)
Crêpes mit Nutella = 5,50 Euro (Heumarkt)
2x Bratwurst = 10 Euro (Neumarkt)
Käse-Schinken-Baguette = 8 Euro (Heumarkt)
Tüte Maronen (12 Stück) = 5,50 Euro (am Dom)
--> 70 Euro
Im Nu kommt man auf 70 Euro, allein für Getränke und Imbiss. Der Unmut über die Preissteigerungen ist vielerorts zu hören. Nicht nur Moderator Jan Böhmermann hatte sich unlängst über den „absoluten Wahnsinn“ echauffiert. Auf dem Neumarkt bekennt Studentin Silan: „Für mich ist ein Weihnachtsmarktbesuch inzwischen nur ein Durchschlendern fürs weihnachtliche Gefühl.“
Es sind Sätze, die Händler wie Peter Winter schmerzen: Er verkauft auf dem Heumarkt Mandeln und hat auf eine Preiserhöhung bewusst verzichtet: „Wir gehen nicht mit, mit der Inflation.“ Doch den meisten Kollegen bleibe keine andere Wahl, wie etwa Volker Oppold. Er steht mit seinem Raclette-Stand seit 28 Jahren auf dem Markt am Dom. Angefangen hat er mit 4,50 D-Mark für ein Raclette-Baguette: „Alles kostet mehr. Frachtkosten, Maut, Mindestlohn. Wenn wir 50 Cent draufschlagen, haben wir keine bessere Marge als das Jahr zuvor. Dann fehlt uns immer noch was, dann haben wir vielleicht 20 Cent kompensiert.“ In diesem Jahr nimmt er 7,50 Euro für die Spezialität aus der Schweiz.
Stillschweigen über die nicht sichtbaren Preise
Über alle nicht sichtbaren Preise auf den Weihnachtsmärkten herrscht dagegen Stillschweigen. „Wer Getränke oder Essen anbietet, zahlt auf Weihnachtsmärkten locker zehn bis 15-mal mehr Standmiete als auf anderen Märkten“, sagt ein Händler, der anonym bleiben möchte. Vielerorts sei es auch üblich, dass der Veranstalter eine Umsatzbeteiligung verlange. Letztendlich sei die Preisgestaltung eine Mischung aus Kosten, Wettbewerb und dem, was die Leute bereit sind zu zahlen. So werden auf dem Neumarkt auch Austern (drei Stück für 14 Euro) oder am Dom ein Steak mit Trüffeln im Brötchen für 15 Euro angeboten.
Auf dem „Markt der Engel“ wären wahrscheinlich noch höhere Preise die Folge gewesen, wenn die Betreiber die Standgebühren erhöht hätten. Doch darauf wurde verzichtet, wie Betreiberin Britta Putzmann betont – „obwohl alles zum Teil bis zu 20 Prozent teurer geworden ist“. Ihre Kollegin Monika Flocke vom Weihnachtsmarkt am Dom hält ebenfalls die Standgebühren stabil: „Wir schließen in der Regel Fünfjahresverträge ab, zuletzt 2019, als wir eine Anpassung von fünf Prozent erhoben haben.“ Treue und zufriedene Händler zu haben, sei der Veranstalterin sehr wichtig. Und: Bio-Glühwein und Bio-Bratwurst hätten natürlich einen anderen Preis als herkömmliche Angebote.
Mehr als in Köln müssen Besucher für die Tasse Glühwein nur auf Münchner Weihnachtsmärkten zahlen, wo zwischen fünf und sechs Euro verlangt werden. Auch in Berlin, Hamburg oder Nürnberg kostet der Glühwein fünf Euro. Zum Vergleich: In Rothenburg ob der Tauber gibt es ihn schon ab drei Euro. Laut dem Portal reisereporter.de soll dies der niedrigste Preis in Deutschland sein.
Köln-Wahn: 0,3 Liter Glühwein für vier Euro
In Köln trinkt es sich auf dem Weihnachtsmarkt in Wahn am günstigsten: Hier werden vier Euro verlangt – allerdings für 0,3 Liter. In Holweide kosten 0,2 Liter 3,50 Euro. In vielen Veedeln, wie etwa auf dem Schillplatz in Nippes, dem Maternusplatz in Rodenkirchen, im Dünnwalder Waldbad, auf dem Wiener Platz in Mülheim sowie an der Kartäuserkirche in der Südstadt gibt es das Heißgetränk für vier Euro.
Mary und ihre Schwester Anne genießen die Atmosphäre am Dom und finden die Preise gerechtfertigt. „In der SMS nach Hause habe ich geschrieben: Die Weihnachtsmärkte sind wirklich magisch. Wir lieben es, mit dem Glühwein zwischen den Ständen umherzuschlendern“, schwärmt Anne.
Dass sie die Preise nachvollziehbar finden, liegt vielleicht auch an ihrer Herkunft: Auf einem Christmas Market in den USA kann eine Currywurst auch locker zwölf Dollar – 11,45 Euro – kosten.