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Große ElternbefragungWie Corona sich auf Kölner Familien ausgewirkt hat

Lesezeit 4 Minuten
Spielzeug in einer Kita in NRW.

Die Kitas waren während der Pandemie lange Zeit geschlossen oder im Notbetrieb. Das hatte Folgen für die Kölner Familien.

Die Stadt wollte genau wissen, wie sich die Krise auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Kölner Eltern ausgewirkt hat und was sich daraus ableiten lässt.

Geschlossene Kitas und Schulen: Die Jahre der Corona-Pandemie waren für berufstätige Eltern gerade durch die Einschränkung der Kinderbetreuungszeiten mit hohen Belastungen verbunden. Die Stadt Köln wollte das nun genauer wissen, wie sich die Krise auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Kölner Eltern ausgewirkt hat und was sich daraus womöglich für die Zukunft ableiten lässt.

Dafür ließ sie 2023 eine Untersuchung durchführen, mit der die Kölner Politik das Umfragezentrum Bonn-Gesellschaft für empirische Sozialforschung und Evaluation beauftragt hatte. Diese liegt nun vor und liefert interessante Erkenntnisse bezüglich der Arbeitsteilung in den Kölner Familien – und zwar ganz unabhängig von der Pandemie: Die Studie belegt, dass Frauen in Köln weiter deutlich stärker in die Betreuung und Versorgung von Kindern eingebunden sind als Männer.

Von den Frauen in Paarhaushalten kümmerte sich ein Viertel – also jede Vierte – im Alltag hauptsächlich oder alleine um die Kinder, obwohl es im Haushalt eine weitere Person gibt, die solche Aufgaben potenziell übernehmen könnte. Rechnet man die Alleinerziehenden hinzu, tragen laut der Umfrage im Alltag 41 Prozent der befragten Frauen die hauptsächliche oder alleinige Betreuungsverantwortung für ihre Kinder.

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Nur 30 Prozent der Kölner Mütter sehen eine gleiche Aufteilung der Betreuungsarbeit

Dem gegenüber steht ein Prozent der Männer, die zum Befragungszeitpunkt hauptsächlich oder alleine für die Versorgung der Kinder verantwortlich waren und vier weitere Prozent, die zumindest etwas stärker in die Kinderbetreuung eingebunden sind als die mitverantwortliche Frau. Von einer Gleichaufteilung der Betreuungsarbeit berichteten 30 Prozent der Mütter, die an der Umfrage teilgenommen haben. Die Befragung richtete sich an Mütter und Väter von Kindern im Alter von unter 18 Jahren mit Wohnsitz in Köln. Diese wurde von der Verwaltung an 48.973 Personen versandt. 15 Prozent von ihnen beteiligten sich an der Umfrage.

Während der Pandemie hat sich laut der Studie dieses Ungleichgewicht in der Übernahme von Kinderbetreuungsaufgaben nochmal deutlich verstärkt. Frauen haben während Corona den Mehraufwand in der Kinderbetreuung deutlich häufiger aufgefangen als Männer. Im Rückblick auf diese Zeit gibt jede dritte Frau aus Haushalten mit geteilter Erziehungsverantwortung an, dass sie sich allein oder hauptsächlich um die Kinder gekümmert hat. Der Anteil der Frauen, die von einer gleichen Aufteilung mit ihrem Partner ausgehen, fiel in der Pandemie niedriger aus als aktuell.

41 Prozent der alleinerziehenden Mütter arbeitet Vollzeit

Gleichzeitig belegen die Rückmeldungen aus der Elternbefragung, dass Kölner Eltern in aller Regel berufstätig sind: So liegt die Erwerbsquote für Kölner Mütter und Väter – egal ob alleinerziehend oder in einem Paarhaushalt – inzwischen bei über 90 Prozent. Unterschiede gibt es nur im Beschäftigungsumfang. Frauen arbeiten öfter Teilzeit. Dennoch arbeiten 28 Prozente der Frauen aus Paarhaushalten mit geteilter Erziehungsverantwortung in Vollzeit. Bei den alleinerziehenden Frauen waren es 41 Prozent. Für Männer liegen die Anteile der Vollzeitbeschäftigung in Paarhaushalten bei 86 Prozent und bei den alleinerziehenden Vätern bei 79 Prozent.

Das bedeutet, dass Einschränkungen in der Kinderbetreuung somit den weit überwiegenden Teil aller Kölner Eltern betrifft. Die beauftragten Sozialforscher konstatieren, dass die Schließungen von Schulen und Kitas während der Corona-Pandemie zu großen Belastungen geführt haben: Die deutliche Mehrheit der Eltern fühlte sich durch die zusätzlichen Kinderbetreuungsaufgaben während der Pandemie stark oder sehr stark belastet.

In Paar-Konstellationen fühlte sich fast jede zweite Mutter stark belastet und jeder dritte Vater. Für Alleinerziehende lagen die Anteile nochmal deutlich höher. Ebenso wie für Eltern von Kindern mit Beeinträchtigungen. Allerdings gaben auch rund 30 Prozent der Väter im Nachhinein an, die Corona-Pandemie habe hinsichtlich der Vereinbarkeit von Kindern und Beruf auch positive Auswirkungen für die eigene Berufstätigkeit gehabt.

In ihrem Fazit leiten die Macher der Studie aus ihrer Erhebung nicht nur die Aufforderung ab, dass die Kommune für ihr zukünftiges Handeln in einer etwaigen weiteren Ausnahmesituation die Befunde kritisch reflektieren solle. Es gehe darum, „die erheblichen Belastungen von Eltern und Kindern anzuerkennen“. Auch um künftig besser in der Lage zu sein, zwischen dem Für und Wider einzelner Maßnahmen abzuwägen.

Noch viel mehr geht es den Machern der Studie allerdings darum, die Bedeutung einer gesicherten, verlässlichen Kinderbetreuung als fundamentale Voraussetzung für die Berufstätigkeit von Eltern hervorzuheben. Schließlich führen angesichts des Fachkräftemangels auch aktuell wieder Personalengpässe zu temporären Kita-Schließungen und Unterrichtsausfall. Die Sozialforscher folgern aus ihrer Erhebung den klaren Auftrag an die Politik, sich verstärkt um die Gewährleistung der öffentlichen Kinderbetreuung zu bemühen. Dazu gehörten die zugesicherten Betreuungszeiten in Kita und Grundschule und gegebenenfalls sogar die Ausweitung der Betreuungszeiten. Um das zu schaffen, müsse dringend mehr Personal gewonnen und dann auch gehalten werden. Einerseits durch den Ausbau der Ausbildungskapazitäten und andererseits durch attraktive, gesundheitserhaltende Arbeitsbedingungen.