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„Eine Drei müsste schon vorne stehen“Kölner CDU enttäuscht – Zuwachs reicht nicht für Direktmandate

Lesezeit 3 Minuten
Trotz Wahlsieg in Köln: Die Stimmung auf der Wahlparty der Kölner CDU zur Bundestagswahl ist durchwachsen.

Trotz Wahlsieg in Köln: Die Stimmung auf der Wahlparty der Kölner CDU zur Bundestagswahl ist durchwachsen.

Die Kölner CDU ist in Köln nach Jahren schlimmer Wahlergebnisse mal wieder der Sieger einer Wahl – doch nur gemessen an den Zweitstimmen.

Richtig Freude kommt über das Wahlergebnis am Sonntag um kurz vor Mitternacht nicht auf, denn: Keiner der vier CDU-Kandidaten hat seinen Wahlkreis direkt gewonnen. Einzig Serap Güler zog noch über die Landesreserveliste in den Bundestag ein.

Ob Güler nach Berlin geht, hängt laut CDU am Endergebnis und welche Parteien es ins Parlament schaffen. Sie war die vergangenen Jahre die einzige Kölner CDU-Bundestagsabgeordnete. Für eine Stellungnahme ist sie am Montagabend ebenso nicht mehr zu erreichen wie Parteichef Karl Mandl.

Bernd Petelkau, Fraktionschef im Kölner Stadtrat und früher langjähriger Parteichef, sagt: „Es gibt eine gewisse Restchance für Serap Güler. Morgen wissen wir mehr.“ Bei der Wahl 2021 hatte die Kölner CDU das schlechteste Ergebnis seit dem Zweiten Weltkrieg in Köln kassiert. Nur 19,33 Prozent der Wählerinnen und Wähler machten damals ihr Zweitstimmen-Kreuz bei der CDU, das bedeutete Rang drei hinter Grünen und SPD – und kein gewonnenes Direktmandat. Güler zog aber über die Reserveliste in den Bundestag ein.

„Wir können nicht zufrieden sein“: Kölner Ex-Parteichef Petelkau fordert Fehleranalyse

Obwohl die Kölner CDU nun die Welle grüner Wahlsiege gebrochen hat, will Petelkau keine Zufriedenheit spüren. Er sagt: „Wir können auch in Köln nicht mit dem Ergebnis zufrieden sein. Es war die klare Zielsetzung, zwei Wahlkreise direkt zu gewinnen. Grundsätzlich ist es schön, dass wir Stimmen hinzugewonnen haben, aber das Bundesergebnis ist nicht zufriedenstellend.“

Trotz der Freude über den Stimmenzuwachs blickt der Kölner Ex-Parteichef Petelkaukritisch auf das Wahlergebnis.

Trotz der Freude über den Stimmenzuwachs blickt der Kölner Ex-Parteichef Petelkau kritisch auf das Wahlergebnis.

Petelkau hatte schon einige Stunden zuvor auf der CDU-Wahlparty im Restaurant Consilium am Spanischen Bau des Historischen Rathauses eine Fehleranalyse gefordert angesichts des Bundesergebnises. „Wir können den Kanzler wieder stellen. Aber wir sind am unteren Rand dessen, was wir erwartet haben. Das muss man schon kritisch sagen. Das werden wir aufarbeiten müssen.“

Tatsächlich sind die 29,5 Prozent für die Bundes-CDU, die um 18 Uhr als erste Prognose auf der Leinwand gezeigt werden, kein Traumergebnis. Parteichef Karl Mandl sagt: „Die CDU ist die stärkste Kraft in Deutschland. Das ist gut so und sollte uns auch Rückenwind geben für die Kommunalwahl im September.“

Kein CDU-Kandidat hatte in Köln realistische Chance auf Direktmandat

Trotzdem: Es ist nicht das Resultat, das sich viele der rund 250 CDU-Unterstützer erhofft haben. Es gibt verhaltenen Jubel, einige Menschen filmen, doch die große Party ist es nicht. „Eine Drei müsste schon vorne stehen“, ist zu hören. „Aber vielleicht kommt das ja noch im Laufe des Abends.“ Es kommt nicht.

Kölner CDU-Kandidatin Serap Güler kann über die Landesliste in den Bundestag einziehen.

Kölner CDU-Kandidatin Serap Güler kann über die Landesliste in den Bundestag einziehen.

Neben Güler sind für die CDU noch Gisela Manderla (Nordwesten), Daniel Otte (Südwesten) und Siegmar Heß (Nordosten) angetreten. Keiner aus dem Trio hat am Ende eine realistische Siegchance. Otte holt mit rund 28 Prozent das beste Resultat des Quartetts. Otte sagt: „Der Umstand, dass der Erfolg für die CDU im Bund ausgeblieben ist, hat sich auch auf Köln niedergeschlagen.“

Aufholung in Köln stimmt CDU dennoch optimistisch

Otte war erst vor Monaten in die Politik eingestiegen, der Wirtschaftsanwalt kündigt aber an, weitermachen zu wollen. „Meine politische Geschichte ist nicht vorbei.“ Tatsächlich hat ihn der CDU-Stadtbezirksverband Lindenthal am Freitagabend zum neuen Vize-Chef gewählt. Für den Vorsitz kandidierter er doch nicht, am Ende gewann die verkehrspolitische Sprecherin im Stadtrat, Teresa De Bellis-Olinger.

Auch Heß kann gegen Gesundheitsminister Karl Lauterbach in seinem Wahlkreis nicht gewinnen, doch er holt im Vergleich zum CDU-Ergebnis von 2021 deutlich auf. „Ich habe eine Menge erreicht“, sagt Heß.

Auch Oberbürgermeisterkandidat Markus Greitemann ist im Consilium, er sagt früh am Abend, bevor die flauen Ergebnisse aus den Wahlkreisen eintrudeln: „Ich bin überzeugt, dass wir eine positive Stimmung haben und diese auch in die nächsten Monate retten können.“