Köln – Marcel Schmitz hatte sich für fünf Tage mit seiner Familie in einem Ferienpark in Rotterdam eingebucht, gleich neben der Tennisanlage, wo die Wettkämpfe der „World Police & Fire Games“ stattfanden. Ganz praktisch, denn Schmitz – im Hauptjob Zollbeamter am Flughafen Köln-Bonn – war einer der mehr als 5000 Teilnehmer und gemeldet für den Tennis-Wettbewerb. Ebenso wie zwei, drei Hochkaräter, die Schmitz schon von anderen Turnieren kannte. Der 40-Jährige dachte: Mit fünf Turniertagen komme er hin, dann sei vermutlich eh‘ Schluss für ihn. Ein Irrtum.
„Als ich merkte, dass es ganz gut läuft, habe ich nochmal nachgebucht.“ Am Ende wurden es sieben Tage, Schmitz kam bis ins Finale und holte Silber.
Damit ist der Kölner einer von drei Mitgliedern der 40-köpfigen deutschen Zoll-Nationalmannschaft, die bei den „World Police & Fire Games“ (WPFG) Ende Juli Medaillen gewannen. Die beiden anderen Kölner sind Stefanie Scharder (30) und Jens Ahland (43). Scharder holte zweimal Silber im Treppenlaufen und einmal Silber im Indoor-Rudern, Ahland gewann Gold im Golfen.
Die WPFG sind eine Art Olympische Spiele für Angehörige von Polizei, Berufsfeuerwehr, Zoll und Justizvollzug. Die Wettkämpfe – diesmal im niederländischen Rotterdam – fanden zum 19. Mal statt. Athletinnen und Athleten aus 50 Nationen traten in 70 Disziplinen gegeneinander an. Neben klassischen olympischen Disziplinen wie Leichtathletik, Schwimmen oder Kampfsport bieten die WPFG unter anderem auch Billard, Darts, Tauziehen, Armdrücken und Bowling an sowie den Spezialwettbewerb „Toughest Competitor Alive“: fünf Kilometer Rennen, Kugelstoßen, 100 Meter Sprint, 100 Meter Schwimmen, Seilklettern, Bankdrücken, Klimmzüge und Hindernis-Parcours.
Das deutsche Team mit insgesamt 260 Polizisten, Zöllnern, Justizbeamten und Feuerwehrleuten belegte am Ende mit 53 Medaillen den dritten Platz in der Gesamtwertung hinter den Niederlanden und Spanien. In der Zoll-Rangliste holten die deutschen Sportlerinnen und Sportler sogar Platz 1.
Stefanie Scharder ist im richtigen Leben Ermittlerin bei der Finanzkontrolle Schwarzarbeit. Es könne nicht schaden, sich fit zu halten, sagt die 30-Jährige. „Es kann ja sein, dass man mal eine Durchsuchungsmaßnahme im 10. Obergeschoss hat, ohne Aufzug. Da will ich dann nicht hechelnd ankommen.“ Was liegt da näher, als Treppenlaufen zu trainieren, eine Sportart, die sie als „Hassliebe“ bezeichnet: „Ab Stockwerk 25 bis 30 tut es weh in den Beinen, die Pumpe geht schon vorher, man muss sich überwinden weiterzulaufen. Aber das Gefühl, das man spürt, wenn man oben angekommen ist, das ist unbeschreiblich.“
Als einzigartig habe sie auch den Zusammenhalt unter den 5000 Athletinnen und Athleten erlebt, das gemeinsame Feiern und die ausgelassene Stimmung bei der Eröffnungsfeier im Stadion des niederländischen Fußballclubs Feyenoord Rotterdam.
Jens Ahland, Pressesprecher beim Hauptzollamt Köln, spielt noch nicht lange Golf, erwischte aber bei den Spielen einen Sahnetag und holte die Goldmedaille. Neben dem sportlichen Erfolg war für ihn die Begegnung mit anderen Athleten das Highlight der Spiele. „Am zweiten Tag habe ich mit einem amerikanischen Paar vom Los Angeles Police Department gespielt“, erzählt der 43-Jährige. „Supernette Leute. Ich hatte zwar das Trikot unserer Zollnationalmannschaft an, aber ansonsten meine Second-Hand-Golfausrüstung dabei, mein Trolley quietscht, wenn man den schiebt. So kam ich zum Abschlag. Und die beiden waren perfekt ausgestattet: mit LAPD-Schuhen, schicken Polos mit Polizei-Abzeichen, Top-Ausrüstung.“
Kölner Zöllner „fahndet“ nach Ehepaar vom Los Angeles Police Department
Man habe sich prima verstanden, aber am Ende, sagt Ahland, habe er es leider vergeigt. „Die beiden wohnen in einem kleinen Dörfchen zwischen drei oder vier Golfplätzen, die fahren direkt aus ihrer Garage mit ihren Golfcarts los – traumhaft. Aber wir haben keine Nummern ausgetauscht.“
Falls die beiden in Los Angeles nicht zufällig den „Kölner Stadt-Anzeiger“ lesen und sich melden sollten, gäbe es noch eine zweite Möglichkeit: Nächstes Jahr finden die WPFG im kanadischen Winnipeg statt. Vielleicht sieht man sich da wieder, Ahland jedenfalls will dorthin reisen. „Winnipeg ist geplant“, sagt er. „Wäre doch traurig, wenn man nicht versuchen würde, seinen Titel zu verteidigen.“