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Art Cologne„Mein größter Fehler war, dass ich nie einen Gerhard Richter kaufte“

Lesezeit 5 Minuten
Heinz Schnock

Heinz Schnock hat die Art Cologne seit 1977 geprägt – jetzt geht  der Projekt-Manager   in den Ruhestand.

Köln – Es sind die letzten Stunden vor dem Start der Art Cologne - Großkampftag in den Messehallen. Es wird geschraubt, gehämmert, gehängt. Im Ausstellerbüro der Koelnmesse steht das Telefon nicht still. Galeristen brauchen noch Leuchten, Stromanschlüsse, Skulpturen von Alicja Kwade werden für den Eingang Süd angeliefert. Eine der meist gewählten Nummern ist die von Heinz Schnock. Seit 1977 managed der gelernte Bankkaufmann den ersten Kunstmarkt der Welt für die Messe, ist erster Ansprechpartner für die Galeristen in allen operativen Fragen. Der 62-jährige Kölner mit dem warmen rheinischen Timbre hat die Kunstmesse über fast vier Jahrzehnte geprägt sowie der Kunstmarkt auch sein Leben geprägt hat. Ein Gespräch über lebende Pferde und tote Haie in den Messehallen, Experimentierfreude und die Kunst, eine Million Pfennige zu organisieren.

Wenn Sie durch die Messehallen gehen, kennen Sie doch eigentlich jeden Galeristen, der hier ausstellt?

Heinz Schnock: Ja, so ziemlich. Viele, wie etwa die Galerie Thomas und andere auch sind ja schon seit Jahrzehnten hier. Da ist der Umgang sehr vertraut und freundschaftlich. Man kennt sich ja schon so lange.

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Früher war mehr Experimentierfreude

Wenn Sie auf Ihre Anfangsjahre in den 70ern zurückblicken, wo sehen Sie die größten Veränderungen im Erscheinungsbild der Messe?

Die Galeristen und ihre Stände waren vielleicht experimentierfreudiger und haben mehr improvisiert. Was aber auch an den Gegebenheiten lag. Damals konnte man noch keine Nägel in die deutlich niedrigeren Standwände schlagen, sondern musste die Bilder an Schnüren hängen. Von dem heutigen konzeptionellen Perfektionismus waren die Stände damals noch sehr weit entfernt.

Sie zusammen mit Ihrem Team gelten als jemand, der fast alle Wünsche der Galeristen möglich macht. Was waren denn die größten Herausforderungen?

Im Jahr 2006, haben wir zum 40. Jubiläum der Art Cologne eine Arbeit des Künstlers Jannis Kounellis von 1969 nachgestellt – mit zwölft lebenden Pferden, die die gesamte Messe über in der Halle stehen sollten.

Acht Pferde in der Halle

Wo hatten Sie die denn her?

Das war das Problem: wie kommen wir an die Zossen. Ein guter Freund von mir war damals Präsident beim Reiter-Korps Jan von Werth. Der hat mir einen Züchter empfohlen, der auch tatsächlich mitgemacht hat. Das Veterinäramt musste zustimmen, es sollte ja alles artgerecht sein. Schließlich waren acht Pferde in der Halle und vier auf einer Koppel im Messe-Außengelände, die dann regelmäßig ausgetauscht wurden. Nachts durften sie wieder in ihren heimischen Stall und wurden morgens dann wieder frisch und ausgeschlafen auf der Messe angeliefert.

In die Geschichte der Art Cologne ist auch ein riesiger Münzberg eingegangen.

Der Künstler Gerald Ferguson brauchte 1986 für seine Arbeit eine Millionen Pfennige. Als gelernter Banker habe ich versucht, die Menge an Münzen über meine Kontakte aufzutreiben. Keine Chance. Ich habe dann den damaligen Präsidenten der Bundesbank Karl Otto Pöhl angeschrieben und er hat zugestimmt. Die eine Million Ein-Pfennig-Stücke kamen dann mit zwei Protector-Wagen. Es war echt eine Menge Metall. Als das Geld nach der Messe wieder abgeholt wurde von der Bundesbank, waren es dann 400 Mark mehr. Die Besucher hatten offenbar Spaß, eigene Münzen auf den Berg zu werfen. Das war eine gute Aktion, aber leichter zu bewältigen als der tote Hai von Damien Hirst....

....der umgebettet werden musste...

Weil der Künstler ihn in Formaldehyd eingelegt hat, was in Deutschland im öffentlichen Raum verboten ist. Also mussten wir den Kadaver sozusagen umheben in ein Becken mit Wasser. Nach zwei Tagen wurde das aber milchig. Also haben wir mit Hilfe von Axel Ebbert von der Kunstspedition Brandl das Becken mit dem riesigen Tier in einer Nacht-und Nebel-Aktion während der Messe ausgeleert und mit frischem Wasser versorgt.

Rückkehr nach Köln

Die Messe hatte in den 50 Jahren auch schwierige Zeiten, das Image hatte gelitten.

Das hat mir persönlich sehr weh getan und ich bin froh, dass die Art Cologne wieder qualitativ so gut da steht. Viele neue Galerien konnten gewonnen werden und andere sind nach einer Pause wieder nach Köln zurückgekehrt, wie zum Beispiel Karsten Greve, wofür ich mich auch persönlich sehr stark eingesetzt habe.

Sie hatten in Ihrem Beruf das Glück, die Kunst schon im Aufbau zu sehen, bevor die ersten Kunden kaufen konnten. Sammeln Sie auch selbst?

Ja und damit habe ich schon vor meiner Zeit bei der Art Cologne angefangen. Zuerst habe ich acht Papierarbeiten von Friedrich Meckseper erstanden, dann Arbeiten von Dieter Roth. Im Laufe der Jahre ist es immer mehr geworden. Mein größter Fehler war allerdings, dass ich nie einen Gerhard Richter gekauft habe (lacht).

Kreuzfahrt statt Messe

Dies ist Ihre letzte Art Cologne in Ihrer Funktion. Sie gehen in den Ruhestand. Was sind Ihre Pläne für die Zeit danach?

Ich möchte mit meiner Frau reisen. Wir haben seit einiger Zeit einen richtigen Kreuzfahrt-Tick. Anfangs war ich von der Idee gar nicht so begeistert und hab mich gefragt, was ich auf so einem riesen Schiff soll. Mittlerweile gefällt es mir. Es ist eigentlich eine Städtereise aber das Hotel fährt einfach mit.

Was gen Sie Ihrem Nachfolger, Benjamin Agert, mit auf den Weg.

Dass man immer sehr gut zuhören sollte, was die Galeristen zu sagen haben. Man lernt viel und natürlich ist das das wichtigste, denn wir sind als Messe Dienstleister. Und die Art Cologne ist im Kontext der Kölner Messe natürlich eine sehr besondere Veranstaltung mit besonderen Wünschen. Wir passen da manchmal vielleicht nicht immer in alle Prozesse der Messegesellschaft.