Klimaaktivistin Greta Thunberg hat sich dafür ausgesprochen, deutsche Kernkraftwerke aufgrund der aktuellen Energiekrise nicht abzuschalten, sondern stattdessen am Netz zu halten. Dies halte sie für besser, als Kohlekraftwerke wieder in den Betrieb zu nehmen.
Mit ihren Aussagen polarisiert Thunberg einmal mehr. Beifall bekommt sie diesmal von ungewohnter Seite. Ausgerechnet Union und FDP – die in der Regel wenige Standpunkte mit Thunberg teilen – feiern ihre bei „Maischberger“ zur Atomenergie getätigten Aussagen in den sozialen Medien ab.
„Greta Thunberg hat recht“, twitterte FDP-Bundestagsfraktionsvize Johannes Vogel. Auch FDP-Justizminister Marco Buschmann sieht in den Aussagen der schwedischen Initiatorin der Klimaschutzbewegung Fridays for Future Belege für den von seiner Partei angestrebten politischen Kurs in Sachen Atomenergie. Thunbergs Argumentation sei ein Beleg dafür, „dass das physikalisch (Netzstabilität), ökonomisch (Preisreduktion) und klimapolitisch (Klimaneutralität) richtig ist“, schrieb Buschmann.
FDP und CDU feiern Greta Thunberg für Aussagen bei Maischberger
Politikerinnen und Politiker der Union sahen sich ebenfalls zu Äußerungen veranlasst. „Wie viele Argumente brauchen die Grünen eigentlich noch?“, tweetete Gitta Connemann, CDU-Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende der Mittelstandsvereinigung der Union. Dass Thunberg die Kernkraft im Vergleich zur Kohle als kleineres Übel sieht, stört CDU und FDP offenbar nicht.
Zwar wurde das aufgezeichnete Interview noch gar nicht ausgestrahlt, die Kommentare bezogen sich aber auf eine Vorabmeldung über eine Äußerung Thunbergs in der ARD. „Wenn sie schon laufen, glaube ich, dass es ein Fehler wäre, sie abzuschalten und sich der Kohle zuzuwenden“, sagt Thunberg dort.
Greta Thunberg stellt sich gegen Energiepolitik der Grünen
Auf Kohle zu setzen sei hingegen eine „schlechte Idee“, solange „das Andere“ noch existiere. Mit ihren Aussagen stellte sich die 19-Jährige ausgerechnet gegen die Partei, der sie politisch wohl am nächsten steht: den Grünen. Die hatten sich gemeinsam mit der SPD im deutschen Streit über den Weiterbetrieb von Atomkraftwerken dafür ausgesprochen, Kohlekraftwerke aus der Reserve zu holen.
Auch zwei der drei verbliebenen Atomkraftwerke sollen als Notreserve über den eigentlichen Abschalttermin Ende des Jahres am Netz bleiben, spätestens im April 2023 aber endgültig abgeschaltet werden. Auch das hält Thunberg offenbar für fragwürdig.
Greta Thunberg vermeidet klares Statement zum langfristigen Weiterbetrieb von AKW
Auf die Frage, ob die AKWs überhaupt abgeschaltet werden sollten, antwortete sie zurückhaltend: „Kommt drauf an, was passiert.“ Wichtig sei vor allem, dass erneuerbare Energien weiter vorangetrieben würden.Auch zu ihrer persönlichen Zukunft äußerte sich Greta Thunberg im Interview mit Sandra Maischberger.
Das Ende ihrer Schulzeit rückt näher und bedeutet für die Schwedin eine Zäsur. Konkrete Pläne, wie es weitergehen soll, hat sie offenbar noch nicht.
Klimaaktivistin Greta Thunberg spricht über persönliche Zukunft
„Ich schiebe den Gedanken daran auf, weil ich dann etwas anderes machen muss. Schulstreik für das Klima geht dann nicht mehr. Es fühlt sich komisch an“, sagte Thunberg in der ARD-Talksendung.Am wahrscheinlichsten halte sie ein Studium „im Bereich der Sozialwissenschaften“.
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Gegen den Klimawandel werde sie unabhängig von der Berufswahl weiter angehen. „Ich werde für den Rest meines Lebens Klimaaktivistin sein“, so Thunberg. Sicher war sie sich auch darüber, dass sie nicht in die Politik gehen wolle, auch wenn Politik ihrer Meinung nach „der beste Weg ist, etwas zu ändern. Was wir im Moment am meisten brauchen, ist politisches Handeln.“
Das TV-Interview für die Sendung „Maischberger“ wurde am 1. Oktober 2022 in Stockholm aufgezeichnet und wird am Mittwochabend um 22:50 in der ARD ausgestrahlt.