Köln – Zum ersten Mal nach seinem angekündigten Abschied von „hart aber fair“ kehrt Frank Plasberg ins WDR-Studio am Montagabend zurück, das Thema der Talkshow ist direkt pikant: „Kostenfalle Energie: Wie sollen wir das schaffen?“. Plasberg diskutiert mit seinen Gästen über die Folgen der Gasknappheit – und bekommt durchaus kontroverse Antworten.
„hart aber fair“: Die Gäste am 22. August
- Udo Sieverding
- Christian Dürr
- Amira Mohamed Ali,
- Prof. Dr. Michael Hüther
- Renate Rönnau
„hart aber fair“: Christian Dürr empört sich über „Waschlappen“-Aussage
Zunächst steigt der Moderator flapsig ein, zitiert den baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne), der den Bürgern diese Woche geraten hatte, einen Waschlappen zu benutzen, statt zu duschen.
FDP-Politiker Christian Dürr ist empört: „Was Herr Kretschmann da gesagt hat, löscht in meinem Kopf komische Bilder aus und finde es ehrlich gesagt herablassend. [...] Solche Hinweise finde ich angesichts der aktuellen Lage unangebracht“, so Dürr. Die Menschen würden bereits Energie sparen und bräuchten keine „Tipps von oben herab“, so der FDP-Fraktionsvorsitzende.
Udo Sieverding, Präsident der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, springt ihm bei: „Wir sehen, dass die Menschen Energie sparen und auch nach Tipps suchen, die werden bei uns verstärkt abgerufen.“
„hart aber fair“: Verbraucherschutz-Präsident kritisiert Ampel-Regierung für Maßnahmenpaket
„Wir werden mit einem weiteren Maßnahmenpaket nachlegen, um auch das Heizen im Winter abzusichern“, erklärt Dürr. Rentnerin Renate Rönnau hatte zuvor gefragt, warum die Politik Seniorinnen und Senioren zu häufig vergessen würde. „Dass sind die Menschen, die dieses Land wieder aufgebaut haben“, sagt Rönnau.
„Respekt für das erste Entlastungspaket, das kam, war noch okay. Aber das zweite war in dem Geist: 'Huppla, die Preise steigen ja immer noch'. Der Tankrabatt, die Erhöhung der Pendlerpauschale, das 9-Euro-Ticket. Das waren alles Maßnahmen, die in sich sinnvoll sind, aber von denen auch Menschen profitieren, die das nicht nötig haben. Gebt das Geld doch denen, die es wirklich brauchen“, moniert Verbraucherschutz-Präsident Udo Sieverding.
Rentnerin Rönnau sieht das ähnlich, hält die Entscheidungsträger für einen „Hühnerhaufen“. FDP-Politiker Dürr kontert: „Warum bekommen wir dann aus Brüssel gesagt, dass wir auf die Gasumlage die volle Mehrwertsteuer erheben müssen? Da hat der Bundeskanzler glücklicherweise reagiert.“
„hart aber fair“: Kölner Wirtschaftsexperte zofft sich mit Linken-Politikerin Mohamed Ali
Michael Hüther, Direktor des Instituts der Deutschen Wirtschaft in Köln, will vor allem über Energiepreise Anreize schaffen. „Private Haushalte sind ja geschützt, sie bekommen ihr Gas, aber eben zu einem hohen Preis. [...] Die Anreize, Energie zu sparen, müssen wir dort geben, wo die Leute Gas einsparen können. Und das sind Privathaushalte, denn in der Industrie wird die gelieferte Gasmenge im Ernstfall ja reduziert. Und das geht auch über den Preis.“
Amira Mohamed Ali (Linke) sieht das naturgemäß anders: „Wahnsinn. Ich bin entsetzt. Das klingt so, als würden die Haushalte zu viel Gas verbrauchen und es würde dadurch an anderer Stelle fehlen. Die Gasumlage wird erhoben, um die Gewinne der Energiekonzerne zu sichern. Ich finde das unglaublich, dass Sie das ernsthaft durchsetzen.“
Mohamed Ali geht noch weiter: „Und wenn ich höre, dass sie meinen, man muss Anreize schaffen, Energie zu sparen, indem man sie sie am besten noch teurer macht, dann weiß ich nicht, ob sie die Realität der Menschen in diesem Land überhaupt verfolgen.“
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Hüther kontert: „Gas wird nun mal knapp, deswegen müssen wir schauen, wie wir die Preissteigerungen zielgerichtet an das Einkommen der Menschen anpassen können. Aber natürlich gibt es einen Einkommensverlust, die Energiearmut nimmt zu.“ Man müsse nun zielgerichtet schauen, wie man Menschen in einem dritten Schritt mit Wohngeld entlasten könnte.
FDP bleibt weiter beim „Nein“ zur Übergewinnsteuer
Außerdem strecke die Gasumlage den Preisanstieg in der Zeit und sei unabhängig vom Anbieter. Eine Übergewinnsteuer sieht der Kölner Wirtschaftsexperte skeptisch: „Diese Diskussion haben wir in Krisen immer, in der Ölkrise war es genauso.“
FDP-Politiker Dürr bleibt ebenfalls bei einer ablehnenden Haltung zur Übergewinnsteuer. „Meine Sorge ist, dass die Steuer am Ende auf den Verbraucher weitergeleitet wird. Das zahlt nicht irgendwer im reichen Turm. Solche Finanzexperimente sind in Deutschland nicht angebracht.“