Köln – Es war die erwartbare Thematik – das, was man halt so eine Woche nach einer Bundestagswahl diskutiert. Das verhinderte nicht, dass es, in Grenzen und jenseits der von Moderator Frank Plasberg albern ausgewalzten Habeck‘schen Spaxschrauben-Metapher, auch ein paar neue Gesichtspunkte und Erkenntnisse gab. Das Selfie mit Grünen- und FDP-Spitze mag als Ikone unverhoffter Harmonie ein Fall fürs Deutsche Museum sein.
Aber der in solchen Talk-Runden notorische „Welt“-Journalist Robin Alexander streute da, wohl zu Recht, zusammen mit anderen einige Zweifel. Kölner FDP-Urgestein Gerhart Baum, der die Ampel im Prinzip als willkommene Rückkehr der FDP zum von ihm vertretenen Sozialliberalismus alter Tage begrüßte, stellte dann doch recht konfrontativ das Freiheitsverständnis seiner Partei gegen die Staatsfixierung der Grünen.
Die neue politische Herzlichkeit
Dafür jedenfalls, dass beide Parteien einander auf vielen Politikfeldern bislang spinnefeind waren, ist die neue Herzlichkeit einfach zu aufdringlich. Und die Beschwörung einer neuen „Idee“ der Ampel durch den Grünen-Abgeordneten Felix Banszak, bei der Klimaschutz und Ökonomie keine Gegensätze mehr seien, geriet arg floskulativ.
Klimafreundlichkeit gehe jedenfalls, so Baum in Übereinstimmung mit der (offenkundig FDP-nahen) Unternehmervertreterin Sarna Röser, nur mit, nicht gegen die Wirtschaft. Schuldenbremse und Mindestlohn wurden als weitere Knackpunkte herausgestellt.
Auch mit der Diagnose einer ungleichen strategischen Ausgangssituation hatte man wohl recht: Während, so die taz-Journalistin Ulrike Herrmann, die für wahrscheinlich gehaltene Ampel Lindners FDP die Chance einer attraktiven Lockerungsübung weit nach links liefert, macht sie dem Grünen-Chef Habeck sein Lieblingsprojekt einer schwarz-grünen Koalition auf Bundesebene kaputt. Und das soll die Grundlage für eine produktive Zusammenarbeit sein?
Hat Jamaika also doch noch eine Chance?
Damit war man beim zweiten Thema des immerhin einigermaßen übersichtlich strukturierten und im Ganzen auch ziemlich friedlichen Gesprächsverlaufs: der Zukunft des CDU-Vorsitzenden Laschet. Der stehe, so Alexander, vor der Alternative „Kanzlerschaft oder politischer Tod“ – weshalb sein Kampf für Jamaika auch nichts Ehrenrühriges sei und zudem eine „offene Feldschlacht“ in der Union verhindern helfe.
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Ein plausibler, wenn wohl auch in weiten Teilen der Wahlbevölkerung unbeliebter Standpunkt: Aus der Tatsache, dass die SPD in der Bundestagswahl mal gerade einen Prozentpunkt mehr als die Union eingefahren hat, lässt sich ein richtig überzeugender Anspruch auf die Regierungsbildung nicht ableiten.
Baum beklagte, wie die eigene Partei mit dem honorigen Aachener jetzt umgehe. Aber selbst die von den Straßen seiner Heimatstadt eingeholten Statements legten es nahe, dass „Game over“ ist. Armin, lasset besser, et is ne Nummer zu jroß für dich – gegen diese eher gemütlich denn gehässig geäußerte Stimmung dürfte, das immerhin wurde auch bei „Hart, aber fair“ deutlich, kaum mit Aussicht auf Erfolg anzukämpfen sein.