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K.I.Z. in der Lanxess-ArenaWokeness für den Ballermann

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Das Foto zeigt die Rapper Tarek, Nico und Maxim (von links nach rechts) der Band K.I.Z. bei ihrem Konzert in der Lanxess-Arena.

Die Rapper Tarek, Nico und Maxim (von links nach rechts) der Band K.I.Z. in der Lanxess-Arena.

Die Berliner Rapcrew K.I.Z. eröffnete ihre Deutschlandtour in der Lanxess-Arena – und wird ihrem Ruf als linke Spaß-Band, die niemandem weh tut, gerecht.

Alle paar Jahre erscheint eine Band auf der Bildfläche des Mainstreams, die dort nicht hinzugehören scheint. Im besten Fall wird sie auch noch vom Feuilleton gefeiert.

Die Rapper von K.I.Z. sind eine solche Band; eine Band, auf die sich jeder und jede einigen kann, ein Everybody's Darling einer jeden WG-Party-Spotify-Playlist. Und so ist es nicht verwunderlich, dass eine solche Band, eine eben, die von allen gemocht wird, in der Lanxess-Arena spielt, der größten Veranstaltungshalle Deutschlands.

Dass sie von allen gemocht wird, das jedoch scheint bemerkenswert, denn K.I.Z. wirken anders, als andere Bands. Unangepasster, kantiger, sie scheinen nicht dorthin zu gehören, wo sie sind. In den Mainstream, in die Lanxess-Arena. Und deswegen freut man sich besonders mit ihnen.

K.I.Z.: Ein Stachel, der Niemandem weh tut

K.I.Z., ein nie aufgelöstes Akronym für „Kannibalen in Zivil“, „Kriegsverbrecher in Zwangsjacken“ oder auch „Künstler im Zuchthaus“, haben sich spätestens seit ihrem Album „Hurra, die Welt geht unter!“ (2015) zu der Band entwickelt, die sie heute sind.Es ist das erste Nummer-1-Album der Gruppe um die Rapper Maxim, Tarek und Nico gewesen, seitdem landete jede weitere Platte an der Spitze der deutschen Charts.

Die Berliner haben es geschafft, sie selbst zu bleiben und doch so gut wie allen zu gefallen.Sie selbst bleiben, das bedeutet „eigentümliche Mischung aus Provokation, Klassenkampf und Humor“ in sich vereinen, wie das Feuilleton das Erfolgsrezept der Band einst erklärte.K.I.Z. das ist ein vermeintlicher Stachel in der musikalischen Gesellschaft und darüber hinaus, aber einer, der sich keineswegs in deren Allerwertesten bohrt; der allenfalls abgerundet ist, denn spitz.Vor allem aber Spaß macht. Denn K.I.Z. ist auch vulgar, sind Kirmesbeats und Songs übers Saufen. Die Band vereint auf eine merkwürdige Weise wokes politisches Gewissen und all das, wofür eine Woche Abschlussfahrt auf den Ballermann steht, in sich. Auch das ist Teil das Erfolgsrezept.

Am Mittwoch also spielten K.I.Z. in der Lanxess-Arena und dass K.I.Z. in der Lanxess-Arena spielten, bereits zum zweiten Mal, sagt viel über die Entwicklung der Band aus.

Denn K.I.Z. entstammen dem legendären Berliner Gangster-Rap-Label „Royal Bunker“, bei dem die Karrieren von Sido, Kool Savas oder Prinz Pi ihren Anfang nahmen.Doch das ist 20 Jahre.

K.I.Z. haben sich weiter entwickelt und sind mit ihrem aktuellen Album „Görlitzer Park“, der Titel ist für viele bundesweit ein Synonym für einen Angstraum mitten in Deutschland, auf ihrer bisher größten Tour. Den Auftakt machte die Show in Köln.

Das Bild zeigt die Rapper Nico (links) und Maxim (rechts) der Band K.I.Z. bei dem Konzert in der Kölner Lanxess-Arena am 26. Februar 2025.

Die Rapper Nico (links) und Maxim (rechts) der Band K.I.Z. bei dem Konzert in der Kölner Lanxess-Arena.

Berliner Rapperin Ikkimel: Alberner Hedonismus

Die Band feiert dieses Jahr ihr 25-jähriges-Jubiläum; ihr Voract Ikkimel hingegen gilt als der neue Star am Deutschraphimmel. Die Berlinerin rappt in einer bisher nie dagewesenen Art auf Technobeats über Ketamin und Sex, ihr aktuelles, am Valentinstag erschienenes Album, heißt „Fotze“.

Sie ist erfolgreich, weil sie eine tiefe, Post-Corona-Sehnsucht nach dem hedonistischen Exzess bedient; die Sehnsucht einer Generation, die kaum mehr feiern geht. Ikkimels Musik gleich feministisch zu lesen, da sie sich als Frau nimmt, was in der Öffentlichkeit sonst vermeintlich nur dem Mann zusteht, ist jedoch zu kurz gedacht. Und Kunst ist im besten Fall sowieso streitbar.

Für Rap-Puristen ist das ganz sicher nichts, aber das sind K.I.Z. seit mehr als 20 Jahren auch nicht mehr. Für die Besucherinnen des Konzerts war das alles ein verdammter Spaß, auch, weil Ikkimel und ihre Musik in der riesigen Halle funktioniert haben.

Spielten bereits 2022 in der Lanxess-Arena: die Berliner Rapgruppe K.I.Z.

Alles sitzt und alle sind glücklich

K.I.Z. funktionieren ebenfalls in der Riesenhalle, denn die Band weiß, wie solche Shows funktionieren. Die Berliner machen an diesem Abend keine Gefangenen; jede Einlage sitzt, jede Ansage, jeder Hit sowieso.

Schon lange bevor die Anekdote, wie die Band zusammen mit den Wildecker Herzbuben auf einer Party der legendären Rheinrhythmik-Crew Karneval einst Karneval in Köln gefeiert habe, erzählt hat, hat das Trio die Halle für sich gewonnen.

Schwenkende Arme, hüpfende Beine, leuchtende Handys. „Urlaub fürs Gehirn“, „VIP in der Psychiatrie“, „Rap über Hass“, „Hurra, die Welt geht unter“, „Ein Affe und ein Pferd“, aber auch „Hurensohn“ oder „Ich bin Adolf Hitler“ – da ist er, der K.I.Z.-Humor. Und der Kult um die Band. Die Besucher in der Lanxess-Arena sind textsicher, viele dürften nicht zum ersten Mal ein K.I.Z.-Konzert besucht haben.

Dienstleister, die Spaß machen

Mehr als 30 Songs spielt die Band, steht über zwei Stunden auf der Bühne, kommt für mehrere Zugaben wieder raus. Sie seien auch Dienstleister, sagt Maxim an einer Stelle. Das muss nichts Schlimmes sein. Vor allem, wenn es wie dieser Abend Spaß macht.