Das Kölner Kammerorchester feierte sein 100-jähriges Jubiläum in der Philharmonie mit tollen Solisten wie Martha Argerich, Michael Barenboim und Anne-Sophie Mutter.
100 Jahre Kölner KammerorchesterSchwungvolle Benefiz-Gala endet andächtig
Zugegeben, mit 197 Euro in der Spitze waren die Karten nicht gerade billig. Aber angesichts der geballten solistischen Prominenz, die das Kölner Kammerorchester bei der Benefiz-Gala zu seinem 100-jährigen Bestehen aufgeboten hatte, war das geradezu ein Schnäppchenpreis. Wann hätte man jemals Klassik-Stars wie die Geigerin Anne-Sophie Mutter und die Pianistin Martha Argerich, den Bratscher Michael Barenboim sowie die Cellisten Mischa Maisky und Daniel Müller-Schott an einem einzigen Konzertabend erlebt?
Dass dieses Gipfeltreffen in der ausverkauften Philharmonie stattfinden konnte, dürfte nicht zuletzt dem Mann zu danken sein, der hier einmal Hausherr war und nun als Vorstandsvorsitzender des Kölner Kammerorchesters amtiert: Franz Xaver Ohnesorg ist bekanntermaßen in der Szene bestens vernetzt und überdies mit hinreichend charmanter Beharrlichkeit ausgestattet, um seine langjährigen Weggefährten für dieses Ereignis zu gewinnen.
Benefiz-Gala für das 100-jährige Bestehen des Kölner Kammerorchesters
Fast wäre über dem solistischen Glanz der eigentliche Held des Abends in den Hintergrund gerückt - denn eigentlich sollte es ja um das Kölner Kammerorchester gehen, das sich in mehr als vier Jahrzehnten unter der Leitung des 2012 verstorbenen Helmut Müller-Brühl zu einem international agierenden, auf dem Tonträgermarkt bestens repräsentierten Klangkörper entwickelt hat. Diese dauerhafte Blüte des überwiegend frei finanzierten Ensembles beruhte stets auch auf einem hochherzigen bürgerschaftlichen Engagement - das hoben Oberbürgermeisterin Henriette Reker und die Landesministerin für Kultur und Wissenschaft Ina Brandes in ihren Grußworten deutlich hervor.
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Auch wenn das Kölner Kammerorchester nach wie vor auf modernen Instrumenten spielt, hat es doch stets den Anschluss an eine historisch informierte Stilistik gehalten. Das war schon unter Helmut Müller-Brühl der Fall und ist es noch mehr unter seinem Nachfolger Christoph Poppen, der die künstlerische Linie des Orchesters seit 2013 bestimmt - erst kürzlich wurde sein Vertrag als Chefdirigent um weitere fünf Jahre verlängert.
Anne-Sophie Mutter und Michael Barenboim zeigen in der Kölner Philharmonie unterschiedliche Ansätze
Mit lichtem, scharf fokussiertem Klang und energisch federnden Punktierungen setzte Poppen zu Beginn des Abends Joseph Haydns Cellokonzert C-Dur auf die Bahn. Wo eine stabile rhythmische Struktur zu etablieren war, führte er mit souveräner Geste; wo es die sprudelnd lebendige Rhetorik des Solisten Daniel Müller-Schott erforderte, folgte er mit größter Aufmerksamkeit.
Noch mehr Flexibilität bewies das Orchester in Mozarts Sinfonia concertante Es-Dur, in der sich Anne-Sophie Mutter (Violine) und Michael Barenboim (Viola) in einmütigem Cheek-to-Cheek zusammenfanden. Die gewohnt selbstbewusst (und mitunter auch anfechtbar) gestaltende Geigerin lockte den eher introvertierten Bratscher merklich aus der Reserve; Mutters Ausdruck einer fast tonlos gehauchten Leidenstiefe im elegischen Mittelsatz mochte Barenboim indes nicht übernehmen - da verlief in der Interpretation doch eine Geschmacksgrenze.
Allstar-Trio begeistert das Publikum in Köln mit Beethovens Tripelkonzert
Als Anne-Sophie Mutter nach der Pause mit dem Cellisten Mischa Maisky und der Pianistin Martha Argerich aufs Podium trat, ging ein vernehmliches Raunen durchs Publikum. In der Tat: Was da für Beethovens Tripelkonzert C-Dur an markanter Persönlichkeit, Erfahrung und Charisma zusammenkam, sprengte schier den Saal. Das Stück gehört nicht zu den Favoriten des Konzertbetriebs, aber das bestens aufgelegte All-Star-Trio setzte die Partitur derartig unter Strom, dass man keine Sekunde der Länge empfand. Argerichs saftige Basswucht, Mutters virtuose Capricen und Maiskys feuriges Brio überführten das Polonaisen-Finale vom Konzertsaal geradewegs auf den Tanzboden - ein übriges tat das federnd beschwingte Spiel der Kölner Orchesterleute.
Wer in diesen Tagen Feste feiert, tut das natürlich stets im Bewusstsein, dass in Europa Krieg herrscht. So ließ man den schwungvollen Abend bewusst still und verhalten ausklingen: mit John Williams’ Melodie aus „Schindlers Liste“, vom Komponisten selbst in ein schwebendes Trio-Arrangement gekleidet.