In der Kölner Philharmonie sang Bariton Benjamin Appl ein buntes Balladen-Programm mit politischen Satiren, Erzählungen und Fabeln.
„Erlkönig“ in der Kölner PhilharmonieEin Bariton als Geschichtenerzähler
Der Liedersänger als Geschichtenerzähler: „The Storyteller“ hatte Bariton Benjamin Appl sein Programm mit (überwiegend) romantischen Balladen überschrieben, das er an der Seite des Pianisten Kit Armstrong in der Philharmonie präsentierte. Die Auswahl war ausgesprochen bunt: Biblische Mythen standen neben politischen Satiren, amouröse Erzählungen neben moralisierenden Fabeln. Die Ballade ist naturgemäß eine wortreiche Gattung, und so wird man jedem Sänger, der sich dieser Masse an Versen auswendig stellt, den einen oder anderen Texthänger gerne zugestehen - bei Benjamin Appl hielt sich das allerdings durchaus in Grenzen.
Benjamin Appl singt in der Kölner Philharmonie den „Erlkönig “
Die einschlägigen Vertreter der Gattung waren zuverlässig versammelt - von Schuberts „Erlkönig“ über Schumanns „Belsatzar“ bis zu Gustav Mahlers „Rheinlegendchen“. Carl Loewe, der große Balladenmeister der deutschen Romantik, war mit „Tom der Reimer“ vertreten; gleichfalls nicht fehlen durfte natürlich die Moritat von Mackie Messer, Bertolt Brechts und Kurt Weills geniale Aneignung des plebejischen Bänkellieds. Eine Hommage an diesen berühmten Song wiederum war William Bolcoms heiter-sinistrer „Black Max“, den das Duo als Zugabe nachschob.
Zu all diesen Stücken zeigte Benjamin Appl einen sympathisch natürlichen Zugang, malte Stimmungen, spitzte Textpointen zu, verließ auch bereitwillig mal die gepflegte Stimmgebung, wo es der Ausdruck verlangte - etwa in Brecht/Eislers ätzender „Ballade zum Paragraphen 218“. Leicht irritierend waren allerdings die durchgängigen Vokal-Verfärbungen des bayerischen Baritons: Wenn etwa im „Erlkönig“ der „Voter“ mit dem „Knoben“ durch die „Nocht“ reitet, mag man das der Erzähler-Figur noch verzeihen; dem zu Tode geängsteten Knaben steht diese behäbige Verdunkelung indes denkbar schlecht an.
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Der Pianist Kit Armstrong gönnte dem Sänger keine Atempause
Kit Armstrong wird in der internationalen Klavierszene als spleenig-origineller Nerd zu Recht hoch geschätzt, im Job des Liedpianisten scheint er aber so recht noch nicht angekommen zu sein: Zwar gab es (besonders bei Schumann) äußerst suggestive Vor- und Nachspiele zu hören, aber wenn es darum ging, dem Sänger durch eine schwierige Atemphrase zu helfen, war auf den Amerikaner wenig Verlass.
Gleichwohl ehrte Benjamin Appl seinen Klavierpartner nach Goethe/Wolfs unheiligem Dreikönigenscherz „Epiphanias“ zum großen Vergnügen im Saal mit einer Pappkrone - eine weitere setzte er sich selbst auf und die dritte natürlich dem Philharmonie-Hausherrn Louwrens Langevoort.