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Kölner PhilharmonieKonstantin Krimmel glänzt mit deutscher Liedromantik

Lesezeit 2 Minuten
Der Bariton Konstantin Krimmel schaut lachend in die Kamera.

Konstantin Krimmel

Der junge Bariton Konstantin Krimmel wagte sich in der Kölner Philharmonie an ein Programm aus den ewigen Klassik-Charts. Sein Mut wurde belohnt.

Es war kein besonders entdeckungsfreudiges Programm, mit dem sich Konstantin Krimmel (Bariton) und Julius Drake (Klavier) in der Philharmonie präsentierten: Auf Schumanns Eichendorff-Liederkreis op. 39 folgten Brahms’ „Vier ernste Gesänge“ und eine naturhaft-atmosphärische Lied-Auswahl desselben Meisters. Auch die Zugaben, Schumanns „Die beiden Grenadiere“ und „Die Lotosblume“ entstammten den ewigen Charts der deutschen Liedromantik.

Krimmel sucht die Nähe zum Wort, zur Figur hinter dem „lyrischen Ich“

Daran ist natürlich nichts auszusetzen. Für einen jungen Sänger wie den 30-jährigen Deutsch-Rumänen gehört allemal mehr Mut dazu, sich im Standard-Repertoire vergleichen zu lassen als mit einer Sammlung von Raritäten und Trouvaillen. Und Krimmel bestand hier in jeder Hinsicht glänzend. Er ist kein Zauberer, kein ausgesprochener Klang-Sensualist. Sein offenes, in jeder Lage vokalklares Singen sucht stets die Nähe zum Wort, zur Figur hinter dem „lyrischen Ich“.

In Schumanns Liederkreis entfaltete sich so eine ungemein lebendige Topologie der romantischen Bilder- und Empfindungswelt. In Brahms’ späten Bibel-Vertonungen schälte sich die Figur des bald zornigen, bald milden Predigers und Propheten plastisch heraus. Bei aller Entschiedenheit der Charakterisierung blieb der Reiz der schönen und technisch vorzüglich ausgebildeten Stimme aber immer hörbar: Sie ist eher leicht timbriert, kann aber zu beeindruckender Autorität expandieren (Brahms: „O Tod“) und zugleich schwerelos auf dem Atem schweben (Schumann: „Mondnacht“).

In Julius Drake hatte Konstantin Krimmel keinen zurückhaltend stützenden Begleiter, sondern einen beständig fordernden, mitunter auch lebhaft widersprechenden Partner, der den Eigenwert des Klavierparts besonders bei Schumann deutlich hervorhob. Zuweilen übertrieb er es vielleicht ein bisschen mit den markant herausgeschälten Gegenstimmen; auch wirkten die überlang gehaltenen Schlussakkorde oft allzu demonstrativ.

Einen weniger selbstbewusst gestaltenden Sänger hätte er leicht an die Wand drücken können; für Konstantin Krimmel war dieses raumgreifende Klavierspiel dagegen eher Stachel und Anreiz. Das Publikum erlebte keinen Abend der intimen, detailverliebten Liedkunst, sondern des beherzten Singens und Spielens, der kräftigen Farben und Aromen - und spendete dafür am Ende Beifall im Stehen.