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Mozart in der Kölner PhilharmonieTuttischläge wie Ohrfeigen

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Sopranistin Mojca Erdmann 

Köln – Es war das Stelldichein zweier Exzentriker. Tarmo Peltokoski, 21 Jahre altes dirigentisches Junggenie aus Finnland und Debütant in der Kölner Philharmonie, ruderte da exzessiv am Pult der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, wand sich schlangenhaft und provozierte mit entsprechend ausladend-gewaltsamen Bewegungen gleich in der der eröffnenden „Don Giovanni“-Ouvertüre Tuttischläge wie Ohrfeigen.

Da mochte man teils kaum hinschauen – zumal der Körpereinsatz keinem Monsterwerk der Moderne galt, sondern einem reinen Mozart-Programm. Das hätten, dieser Eindruck drängte sich auf, die Bremer ohne Dirigent, unter der Leitung ihres Konzertmeisters mindestens ebenso gut hinbekommen.

Merkwürdig: Peltokoski kommt aus der Schule des legendären Dirigentenmachers Jorma Panula – wie die Kölner Matadore Jukka-Pekka Saraste und François-Xavier Roth. Von denen ist solch auffälliges Dirigiergehabe aber nicht bekannt.

Zu viel Hochdruck in der „Prager Sinfonie“

Das Klangergebnis war auch nicht über jeden Zweifel erhaben. Der permanente Hochdruck ließ die aufgeführten Werken nicht unberührt: Sicher geriet in der „Prager Sinfonie“ etwa der Komtur-Auftritt in der Durchführung des dritten Satzes angemessen beklemmend. Aber der langsame Satz kam nicht zur Ruhe, und es mangelte wiederholt an Feinschliff und genauer Koordination, aller unbestrittenen Brillanz zum Trotz.

Freilich hatte das Swedish Chamber Orchestra corona-bedingt absagen müssen, und die Bremer waren eingesprungen – vielleicht hatte es einfach an Probenzeit gemangelt.

Das Programm hieß nicht einfach „Mozart“, sondern „Mozart in Prag“ – zur Aufführung kamen ausschließlich Kompositionen, die in der erklärten Lieblingsstadt des Komponisten entstanden oder uraufgeführt wurden. Klar, dass da auch das späte Klarinettenkonzert nicht fehlen durfte – bei dem der zweite Exzentriker des Abends zum (Solo-)Einsatz kam.

Klarinette als Kobold

Unbestritten ist der Schwede Martin Fröst, der das Werk auf der quasi-originalen Bassettklarinette darbrachte, ein Meister seines Fachs. Und obwohl er just dieses Stück noch und nöcher gespielt hat, klang es jetzt von ihm wie beim ersten Mal. Langweilig wird da so schnell nichts: Seine Klarinette gebärdet sich als Kobold und Träumer, als Sänger, Tänzer und Improvisator; eine ehrfurchtheischend breite Palette an Gesten und Farben steht ihr zu Gebote.

Das ist aber nicht alles: Ein schon romantisches Ausdrucksverlangen scheint bei Fröst wirksam, dem die Partitur des Klassikers tendenziell nicht genug ist; und wenn er vorführt, wie leise er spielen kann, dann wirkt es auch genauso: vorgeführt. So richtig zur suggestiven Verzauberung kam es dann auch erst in der Zugabe, einer instrumentalen Coverversion von Nat King Coles Superhit „Nature Boy“.

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Nicht exzentrisch, auf jeden Fall aber angemessen theatralisch interpretierte die dritte Protagonistin, die Sopranistin Mojca Erdmann, die fulminante Gesangsszene „Bella mia fiamma“ KV 528. Als Pamina hat Erdmann große Erfolge im lyrischen Fach gefeiert. Dass sie auch dem dramatischen nichts schuldig bleibt, zeigte ihr Kölner Auftritt zur Genüge.