Köln – Ja, die verflixten Aerosole! Bläser, die im Team spielen, sind da ganz besonders gefährdet. Nun hat es auch den Hornisten Radovan Vlatkovic erwischt: positiv. Seine Kollegen vom Bläserquintett „Les Vents Français“ sind zum Glück gesund geblieben, ebenso der Pianist Eric Le Sage.
So konnte das Konzert in der Philharmonie trotzdem stattfinden - wenn auch mit komplett neuem Programm. Bei den ursprünglich avisierten Werken wäre das Quintett überwiegend als kompakte Gruppe aufgetreten, teils mit, teils ohne Klavier. Stattdessen erlebte man nun Musik in wechselnden Besetzungen, bei denen sich die Timbres von Flöte (Emmanuel Pahud), Oboe (François Leleux), Klarinette (Paul Meyer) und Fagott (Gilbert Audin) immer wieder neu zusammenfanden.
All das, so beteuerte Intendant Louwrens Langevoort, habe sich erst am Tage selbst ergeben. Angesichts dieser Notplanung wäre man natürlich gerne bereit gewesen, auch mal ein Ohr zuzudrücken - aber davon konnte überhaupt keine Rede sein. Nicht nur hatte jeder Musiker seinen Part völlig souverän in den Fingern, auch alle Strategien des Zusammenspiels - das gemeinsame Atmen, Verzögern und Beschleunigen, das wechselweise Zurücktreten hinter den jeweils führenden Partner, die Abstimmung mit dem mal leitenden, mal begleitenden Klavier - gelangen mit unanfechtbarer Sicherheit.
Gelöstes Musizieren ohne Absprachen
Klar, da wurde nicht vom Blatt gejammt; in ihrer fast 20-jährigen Geschichte hat die Gruppe natürlich ein entsprechendes Repertoire aufgebaut. Aber das alles spielbereit zu haben, vom Kopf wie von der Motorik her, und ohne große Absprachen in ein gelöstes, geschmeidiges Musizieren überführen zu können - da wird dann eben doch das Weltniveau erkennbar, das sich hier mit jedem einzelnen Namen verbindet.
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Stilistisch war es ein Programm der großen Sprünge: Auf das von hitziger Operndramatik erfüllte „Trio Pathétique“ des russischen Romantikers Michail Glinka folgte eine bukolisch-idyllische Trio-Sonate des Impressionisten Maurice Emmanuel. Beethovens Variationen über Mozarts „Là ci darem la mano“ stehen für jenen klassisch heiteren Serenadenton, der in Francis Poulencs Trio für Oboe, Fagott und Klavier 150 Jahre später noch einmal liebevoll beschworen wird. Das interessanteste Stück des Abends war sicherlich eine Sonate à quatre von Darius Milhaud, deren herbe Polytonalität auf einem eleganten Samba-Fuß daherkam.
Bei diesem schillernden Raritäten-Kabinett, das mit Camille Saint-Saëns’ Caprice über dänische und russische Themen beschwingt endete, gab es natürlich einigen Erklärungsbedarf. Und da in der Eile kein neues Programmheft erstellt werden konnte, erledigten die Musiker das mit ihrer ebenso charmanten wie witzigen Moderation gleich selbst.