AboAbonnieren

Moderator greift im WDR einUschi Glas irritiert im „Kölner Treff“ mit diskriminierendem Ausdruck

Lesezeit 3 Minuten
Uschi Glas, Schauspielerin, steht nach der Aufzeichnung der WDR Talkshow „Kölner Treff“ im Studio. Während der Sendung hatte sie mit ihrer offenbar unbedachten Wortwahl für Irritation gesorgt.

Uschi Glas, Schauspielerin, steht nach der Aufzeichnung der WDR Talkshow „Kölner Treff“ im Studio. Während der Sendung hatte sie mit ihrer offenbar unbedachten Wortwahl für Irritation gesorgt.

Als Uschi Glas über ihre Jugend spricht, benutzt sie das N-Wort. Micky Beisenherz unterbricht die Schauspielerin.

Anlässlich des Weltfrauentags hatte der WDR zu seiner jüngsten Ausgabe des „Kölner Treff“ ausschließlich Frauen in seine Talkrunde am vergangenen Freitag (8. März) eingeladen. Zugesagt hatte neben der Journalistin und ARD-Korrespondentin Sophie von der Tann, der Bestseller-Autorin Amelie Fried mit ihrer Tochter Paulina, Entertainerin Amira Pocher, Schauspielerin und Comedienne Meltem Kaptan und der Schauspielerin Anna Schudt auch Uschi Glas.

Die deutsche Schauspiel-Ikone, die am 2. März 80 Jahre alt geworden ist, blickte im Kölner Treff auf ihre beeindruckende Karriere zurück und sprach über ihre bewegende Vergangenheit. Dabei kam es im Laufe ihrer Erzählungen zu einem unangenehmen Moment, als Uschi Glas von ihrer nicht immer einfachen Kindheit sprach.

„Kölner Treff“ im WDR: Uschi Glas gibt rassistischer Wort wieder

Uschi Glas, die als Protestantin in einem niederbayrischen Dorf aufwuchs, schildert Hänseleien, die sie durchmachen musste, ihre Wortwahl irritiert dabei nicht nur den Moderator des WDR-Talks. Weil sie damals schwarze Haare und einen braunen Teint gehabt habe, sei sie mit dem N-Wort beschimpft worden, so die Schauspielerin. Sie nutzt allerdings nicht den Euphemismus, der es ermöglicht über das Thema sprechen, ohne die rassistische Sprache zu reproduzieren, sondern wiederholt die Beleidigung wörtlich.

Dass sie das stark diskriminierende Wort ausspricht, sorgt für ein leichtes Raunen im Publikum und unter den Gästen, vereinzelt ist auch verhaltenes Lachen zu hören. Schließlich greift Micky Beisenherz ein. „Man erkennt an der Reaktion, dass wir glücklicherweise heute andere Begriffe verwenden“, so der Moderator.

Uschi Glas zu Gast im „Kölner Treff“ – Micky Beisenherz greift wegen Wortwahl ein

Das N-Wort ist stark diskriminierend, weil es von Weißen jahrhundertelang als rassistische und abwertende Bezeichnung für Schwarze Menschen benutzt wurde. Warum sollte man das N-Wort nicht benutzen sollte, darüber informiert unter anderem auch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Glas, die offenbar nun selbst merkt, dass ihr Ausdruck fehl am Platze war, versucht sich zu rechtfertigen. „Ich weiß, dass man das nicht mehr sagen darf, aber …“ – da unterbricht sie der Moderator. „Wir setzen das mal in den zeitlichen Kontext. Es war damals noch beschissener als heute“, so Beisenherz, der dann mit der nächsten Frage zu Glas‘ Vergangenheit fortführt.

Sie habe sich als Mädchen in der Nachkriegszeit und später als Frau oft trotz vieler Steine im Weg durchsetzen müssen, berichtet Glas weiter. Sie schildert die Rückkehr des Vaters aus der Kriegsgefangenschaft, ihren Start in die Schauspielerei gegen die Widerstände des Familienoberhaupts und ihren Aufstieg in der Branche.

Uschi Glas spricht in Kölner Treff und Biografie über Probleme in der Kindheit

Weiter in die Tiefe geht Uschi Glas in ihrer Biografie „Ein Schätzchen war ich nie“, die sie anlässlich ihres 80. Geburtstages veröffentlicht hat. „In meinem Buch geht es viel um Widerspruch, Respekt und Unabhängigkeit. Wenn ich zurückblicke, waren und sind diese drei – ich nenne sie mal – Werte ganz zentral in meinem Leben“, sagt sie in einem Interview.

Uschi Glas ist bereits seit mehr als einem halben Jahrhundert im Geschäft und gehört zu Deutschlands prominentesten Schauspielerinnen. Einem Millionenpublikum wurde sie 1966 durch ihre Rolle als „Apanatschi“ in Winnetou bekannt. Glas engagiert sich seit Jahren für soziale Gerechtigkeit und ist Mitgründerin des gemeinnützigen Vereines brotZeit e. V. (pst)