Ob Konzert, Ausstellung oder Buch, ob für Freunde oder Familie - die Kulturredaktion gibt 25 Geschenkideen zum Weihnachtsfest.
Unter dem WeihnachtsbaumDiese Geschenke empfiehlt die Kulturredaktion
Für Freunde
Anne Burgmer: Der große Erfolg des Young-Adult-Genres basiert auch auf liebevoll gestalten Einbänden und Farbschnitten. Der Inhalt ist nur meist nicht so doll. Fischer schenkt uns zum „Zauberberg“-Jubiläum eine famose Sonderausgabe (58 Euro), die ein hübsches Äußeres mit einer besonders liebevoll gestalten Hülle vereint. Weiß wie Schnee und glitzernd, da will man doch gleich nach Davos.
Michael Kohler: Wer den Namen Ralph Dutli trägt, kann eigentlich nur ein Schweizer sein, und die poetische Karriere wurde ihm praktisch bereits ins Ausweispapier geschrieben. Bekannt ist Dutli vor allem für seine Gedichte und Essays zu großen Lyrikern, doch mir gefallen besonders seine Bücher zur Kulturgeschichte kleiner Dinge: der Olive und der fleißigen Biene etwa. Zu Weihnachten passt sein jüngstes Buch der Reihe: „Das Gold der Träume“ über ein „göttliches und verteufeltes Metall“.
Christian Bos: Vor 25 Jahren haben die Flaming Lips ein Konzert im Gebäude 9 gegeben, das immer noch zu meinen persönlichen Top Five gehört. Seit 2006 hat die Band aus Oklahoma City nicht mehr Station in Köln gemacht. Wenn die Flaming Lips am 4. Juni 2025 im E-Werk (Tickets ab 59,80 Euro) zum Freak-Out antreten und dabei ihren Albumklassiker „Yoshimi Battles the Pink Robots“ zum Besten geben, sollte man also unbedingt seine besten Freunde durch ein Kartengeschenk zum Mitkommen nötigen.
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Kerstin Meier: Wer offen für originelle Ideen ist, wird großen Spaß mit diesem Buch (Saša Stanišić: „Möchte die Witwe …“, Luchterhand, 256 Seiten, 24 Euro) haben! Die kurzen Episoden in dieser literarischen Wundertüte sind verspielt, phantasievoll und ganz verschieden. Aber am Ende verbindet sich doch alles zu einem großen Gesamtkunstwerk.
Annika Kern: Das beste Geschenk ist ja bekanntlich Zeit. Bei einem gemeinsamen Besuch der Gerhard-Richter-Ausstellung (bis zum 2. Februar, Eintritt 16 Euro, ermäßigt 12 Euro) im Düsseldorfer Kunstpalast können Sie ganz nebenbei auch noch rund 120 bislang verborgene Werke des Künstlers sehen, die sich sonst in rheinischen Privatsammlungen befinden.
Für (Groß-)Eltern
Anne Burgmer: Ich weiß, ich weiß, eines der erfolgreichsten Bücher des Jahres ist kein Geheimtipp, aber Elke Heidenreichs klugen Essay „Altern“ (Hanser, 20 Euro) möchte ich Ihnen dennoch ans Herz legen. Von der 81-Jährigen kann man lernen, dass Altern so viel mehr ist als noch nicht tot zu sein. Mit Gelassenheit und Zuversicht blickt Heidenreich auf das Alter und macht deutlich, dass Neugierde und Lebensfreude nicht mit der Jugend enden müssen. Und tolle Lesetipps enthält der schmale Band auch.
Michael Kohler: In den Architekturgeschichten geht es meistens um die großen Würfe und Visionen und eher selten um die kleinen Dinge, die den Alltag des Bauens (und Lebens) prägen. Eine glorreiche Ausnahme ist „Bedeutsame Belanglosigkeiten“, in dem sich Vittorio M. Lampugnani unter anderem Kiosken, Straßenlaternen oder Abfalleimern widmet.
Christian Bos: Für Clemens Meyers Roman „Die Projektoren“ (S.Fischer, 36 Euro) braucht man Zeit. Wuchtig, knifflig und derart von Geschichte gesättigt, dass es hilft, wenn ein Teil der selbsterlebten Zeit bereits von Historikern untersucht wird. Meyer mag für den Deutschen Buchpreis sein, was Will Smith für die Oscars ist. Aber manchmal sind eben auch schlechte Verlierer große Autoren.
Kerstin Meier: Spätestens in den 60ern beginnt es irgendwo zu knirschen: Der Körper meldet sich – auch bei Axel Hacke. „Aua! Die Geschichte meines Körpers“ (DuMont) heißt sein neues Buch mit seiner Erfolgsmischung aus persönlichen Anekdoten und tiefgründigen Gedanken. Natürlich können Sie auch das Buch verschenken, aber noch vergnüglicher ist ein Abend mit dem Autor, der am 21. und 22. Januar ins Kölner Gloria kommt und noch andere Geschichten und Anekdoten mitbringt.
Annika Kern: Der Köln-Architekturführer (Verlag Walther König, 24,80 Euro) von Barbara Schlei, Uta Winterhager und Tobias Gross sieht nicht nur im Regal schön aus, sondern passt auch gut in die Handtasche. Das Buch führt mit fünf Spaziergängen und zwei Radtouren durch die Stadt, stellt mit vielen Fotografien und Plänen 110 große und kleinere Projekte zeitgenössischer Baukultur Kölns vor - und bietet damit neue Perspektiven.
Für Kinder
Michael Kohler: Eigentlich tun Kinder gar nicht gerne, was man ihnen sagt. Beim „Mitmach Buch“ des Illustrators Hervé Tullet ist das jedoch ganz anders. „Mach, was das Buch dir sagt, und du wirst staunen“, verspricht der Verlag, und das ist, wie auch abertausende erfreute Eltern und Großeltern bestätigen können, keine leere Verheißung. Es geht um Zahlen und Farben, und was man damit alles anstellen und erleben kann. Am besten geeignet ist das Buch für Kinder zwischen drei und fünf Jahren.
Anne Burgmer: Die Kölner Museen sind leider sehr gebeutelt, das gilt auch für das Kölnische Stadtmuseum (5 Euro / Ermäßigt: 3 Euro), das in diesem Jahr in seinem Interims-Quartier (?) im ehemaligen Modehaus Sauer eröffnet wurde und aus den herausfordernden Umständen wirklich das Beste macht. Der Platz ist gut genutzt, die Objekte sind toll in Szene gesetzt und eingeordnet. Und die überschaubare Ausstellungsfläche wird bei einem Besuch mit Kindern zum Vorteil, weil keine Überforderung droht.
Christian Bos: Hinter dem arg trockenen Titel „Das Buch vom Feminismus: Ein intersektionaler Leitfaden für die nächste Generation“ (Zuckersüß Verlag, 24,90 Euro) verbirgt sich ein poppig-buntes, persönliches und zugleich enorm lebenspraktisches Einführungswerk von Jamelia Wilson in einen Kampf, der noch lange nicht ausgefochten ist. Empfohlen ab zehn Jahren.
Kerstin Meier: Seit inzwischen 19 Bänden (Jeff Kinney: „Gregs Tagebuch 19 - So ein Schlamassel!“, Baumhaus, Seiten, 224 Seiten, 16 Euro) verschlingen Kinder auf der ganzen Welt Gregs Tagebücher, Ende nicht abzusehen. Warum auch? Autor Jeff Kinney erschuf das geniale Genre Comicroman – und macht so auch Lesefaule zu Bücher-Fans.
Annika Kern: Krimispiele, die für Kinder ab 12 Jahren und für Erwachsene gleichermaßen, einen spannenden Spieleabend versprechen, finden Sie mit der „Suspects“-Reihe von Kosmos. Der erste Fall für die Detektivin Claire Harper („Shakespeares Tränen“, 14,99 Euro) dreht sich um einen Mord in einem Internat der 1920er Jahre und – wichtig! – einen dicken Kater namens Shakespeare.
Für Nachbarn und Bekannte
Anne Burgmer: Mit dem Humor ist es in Deutschland ja so eine Sache. Viele Comedians gründen ihren Erfolg vor allem darauf, auf andere herabzuschauen. Till Reiners ist anders – lustig, schlau und mit seiner Tour „Mein Italien – Grandissimo“ in der Kölner Lanxess-Arena zu Gast (26. März, Tickets ab 49,10 Euro). Das kann doch nur gut werden.
Michael Kohler: Ich bin zwar kein leidenschaftlicher Mörderjäger, aber dass mir Josephine Teys wunderbare Kriminalromane bis vor kurzem unbekannt waren, hat mich dann doch gewurmt. Ihr Hauptwerk „Alibi für einen König“ ist hohe und enorm unterhaltsame Literatur: Ein gelangweilter Polizist rollt im Krankenbett die Verbrechen Richard III. wieder auf.
Christian Bos: Wer mitlästern will, sollte „GRMPF“ (Schauspiel Köln, 19 bis 38 Euro), die galgenhumorige Revue zum Desaster am Offenbachplatz, gesehen haben. In den wunden Punkten der Nachbarschaft zu bohren, ist die vornehmste Aufgabe eines Stadttheaters. An die Höhe, die einst Karin Beier mit Elfriede Jelineks Dramatisierung des Archiveinsturzes erreichte, reicht „GRMPF“ nicht ganz heran. Doch der Besuch des Depot 1 lohnt allein schon für Anja Laïs' tragikomische Henriette-Reker-Darstellung.
Kerstin Meier: Die Lit.Cologne (15. bis 30. März 2025) ist schon seit 25 Jahren eine sichere Bank für Weihnachtsgeschenke. Es ist sicher kein Zufall, dass der Vorverkauf immer im Dezember startet und tatsächlich sollte man dann auch schon zugreifen. Ganz sicher lustig, unterhaltsam und schlau wird es zum Beispiel mit Jakob Hein und seinem Buch „Wie Grischa mit einer verwegenen Idee beinahe den Weltfrieden auslöste“ (erscheint im Februar bei Galiani-Berlin) am 22. März im Museum Ludwig.
Annika Kern: Für Nachbarn und Bekannte: Einen echten Beuys zu verschenken muss nicht so teuer und kompliziert sein, wie es klingt. Mit einem Gutschein für die Artothek geht das selbst mit einem schmalen Budget, denn die verleiht eine große Auswahl zeitgenössischer Kunst. Fachgerecht gerahmt und verpackt kann jeder ein Bild für zehn Wochen mit nach Hause nehmen und über das heimische Sofa oder den Schreibtisch hängen (Gebühr Ausleihausweis 5 Euro/Jahr, Ausleihe 7 Euro inkl. Versicherung).
Für mich
Anne Burgmer: Kürzlich war Yotam Ottolenghi in Köln zu Gast. Und wer ihn auf der Bühne erlebt, weiß, warum es der in London lebende israelisch-britische Koch zu weltweitem Ruhm gebracht hat. Er hat verstanden, dass Essen immer auch mit Emotionen zu tun hat. Und er ist ein Meister darin, das in seinen Kochbüchern zu transportieren. Das gilt auch für sein neuestes Werk: „Comfort Rezepte, die du lieben wirst“ (Dorling Kindersley Verlag, 38 Euro) vereint Gerichte, die für ein wohliges Gefühl sorgen.
Michael Kohler: An Büchern zum Mittelalter herrscht wahrlich kein Mangel, doch lesen sich die klugen unter ihnen oft etwas akademisch-trocken und die „unterhaltenden“ nicht selten erschreckend dumm. Ein Klassiker der Mittelalterforschung ist „Herbst des Mittelalters“ von Johan Huizinga, der in seiner Verfallsgeschichte zwar teilweise etwas zu sehr ins Fabulieren gerät, aber als Wissenschaftler so fesselnd über diese ferne nahe Zeit schreibt, dass man sich die Mittelalterromane sparen kann.
Christian Bos: Einmal Kindskopf, immer Kindskopf: Nichts entspannt mich so schön, wie ein Lego-Bausatz. Dieses Fest hoffe ich auf den Bausatz „Der weiße Hai“ (150 Euro). Der hält in bunten Klemmbausteinen die Szene fest, in der fiese Fisch das kleine Boot mitsamt Chief Brody, Matt Hooper und dem alten Seebären Quint zu verschlingen droht. Ein größeres Boot brauche ich nicht.
Kerstin Meier: Seit ich Kinder habe, bin ich Hörbuch-Fan: Man kann aufräumen oder sauber machen und verblödet dabei nicht komplett. Und heimlich bin ich auch ein bisschen Merkel-Fan, obwohl ich nie auf die Idee gekommen wäre, sie zu wählen. Nach fast 24 Stunden MP3-CD (Angela Merkel: „Freiheit“, 38,20 Euro) sollte die Wohnung dann auch endlich wieder ordentlich sein.
Annika Kern: Seit diesem Herbst läuft nicht nur eine Ausstellung der Kölner SK Stiftung Kultur zu den außergewöhnlichen Pflanzendarstellungen des Fotografen Karl Blossfeldt (1865–1932) – es ist auch ein schöner Bildband mit allen bekannten, veröffentlichten Fotografien erschienen (Taschen Verlag, 25 Euro). Wo sonst sieht man schon architektonische Formen in einer Knospe?