Einmischung in den Wahlkampf und Verzicht auf Faktenchecks bewegen Leser dazu, sich von sozialen Netzwerken abzuwenden.
LeserbriefeToxischen Social-Media-Plattformen den Nährboden entziehen
Soll man jetzt Facebook und X verlassen? – Peter Berger (Pro) und Christian Bos (Contra) im Streitgespräch der Woche (11.1.)
Social Media: „Milliardenverdienst mit Fake News, Hass und Desinformation“
Die Pro-Position „Da spiele ich nicht mehr mit“ von Peter Berger kann ich voll und ganz nachvollziehen. Daraus folgt, dass ich bei der Contra-Position, „Die sozialen Medien sind wir“, Einwände habe. Die Gründe sind folgende: Die Social-Media-Plattformen verbreiten Fake News, Hass und Desinformation. Und das in einem bisher unbekannten Ausmaß. Damit verdienen Elon Musk und Marc Zuckerberg Milliarden. Jeder Nutzer von „asozialen“ Medien trägt dazu bei, dass sie dieses Geld weiterhin verdienen. Jeder Nutzer, der die Plattform verlässt, ist einer weniger, der diese Einnahmen generiert.
Die Aussage von Herrn Bos erinnert mich daran, wie es bei Umweltschutz und weniger Fleischkonsum ist: Immer schön die anderen machen lassen, um sein eigenes, auch schädliches Verhalten nicht ändern zu müssen. Wenn jeder Mensch so denkt, wird sich nichts verändern. Wenn aber jeder Mensch bei sich selbst anfängt und etwa soziale Medien verlässt, sind es irgendwann immer mehr, und ein Herr Musk und ein Herr Zuckerberg verlieren ganz schnell an Einfluss und Einkommen.
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Zu sagen, dass es keine Alternativen gibt, ist nicht wahr, wie Herr Bos richtig bemerkt. Und diese Alternativen werden immer besser, wenn sie von immer mehr Nutzern und Nutzerinnen genutzt werden. Man/frau muss nur den Anfang machen. Herr Bos schreibt im letzten Satz, es sei nur eine Frage der Zeit, bis ein Konkurrent mit besseren Angeboten auftaucht. Dann würden die Nutzer von allein wechseln. Vielleicht fängt ja jeder und jede einmal bei sich an und gibt den Alternativen eine Chance. Und entzieht damit den toxischen Plattformen den Nährboden. Wir als Konsumentinnen und Konsumenten haben die Macht! Claudia Axmacher Leverkusen
Hoffen auf Alternativen zu X und Facebook
Ich befürworte einen Rückzug von Facebook und X. Zum einen wegen der bisherigen Entwicklung, zum anderen wäre es jetzt eine gute Gelegenheit, eine Nachrichtenplattform zu entwickeln, die ein sprachliches und inhaltliches Gegengewicht darstellt. Es gibt eine größere Anzahl von Menschen, die durchaus digitale Plattformen nutzen würden, wenn diese denn ein gewisses Niveau hätten. Sabine Bonhoeffer Köln
Social Media: „Respektvolles Miteinander geht den Bach herunter“
Die Kultur eines verlässlichen, respektvollen Miteinanders geht den Bach herunter. Das Wort Zensur wird missbräuchlich verwendet, fördert doch die ungehemmte, unkontrollierte Verbreitung von Meinungen in den sozialen Medien nicht einen gepflegten Meinungsaustausch, sondern ausuferndes „Niederbrüllen“ nach der Maxime: Wer lauter und unverschämter, beleidigender und herabwürdigender schreibt, hat recht. Den Hassreden wird Tür und Tor geöffnet. Die Trumps und Musks bekommen schon heute zu viel Beachtung.
Ich bin aus diesem Grund kein Nutzer von X und werde Facebook verlassen, weil Zuckerberg sich für diesen Weg entschieden hat. Das werde ich auch bei allen Plattformen dieser Art praktizieren. Ich weigere mich, auf dieser Ebene zu kommunizieren. Mag sein, dass das ein Tropfen auf den heißen Stein ist, aber das ist mir egal. Vernunftbegabte Menschen sind gut beraten, sich von einem solch destruktiven Umgang miteinander zu distanzieren und abzuwenden. Sonja Caesar-Lünemann Köln
Qualitätsjournalismus anstelle von Social Media
Soll man jetzt Facebook und X verlassen? Ja. Kann man sich ihnen ohnehin nicht entziehen? Doch. Ich stimme Herrn Berger zu: Es reicht. Wer diese Medien noch nutzt, sollte sie spätestens jetzt verlassen. Das gilt auch für die Bundesregierung. Daher kann ich Robert Habeck nicht verstehen. Elon Musk wird in den nächsten Jahren die Politik der USA aus dem Hintergrund lenken und, im Hinblick auf das Alter von Donald Trump, wahrscheinlich sein Nachfolger werden. Den Optimismus von Herrn Bos, es würden „weniger toxische“ Konkurrenten auftauchen, mag ich nicht teilen. Schön wäre es. Bis dahin: Es geht auch ohne diese Medien. Ich persönlich habe sie noch nie genutzt und vermisse nichts. Meinen Informationsbedarf stillt der Qualitätsjournalismus, von den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten bis zu den Zeitungen. Bernhard Klitschke Troisdorf
Social-Media-Plattformen im Wahlkampf: Temporär abschalten
Ich verstehe die gesamte Diskussion nicht mehr. Meinungsfreiheit hin oder her! Es muss zumindest temporär unterbunden werden, dass jeder seinen Unsinn in die Gegend bläst! Schaltet die asozialen Medien einfach mal für zwei Monate ab! Wer was dagegen hat, möge vor der ordentlichen Gerichtsbarkeit klagen! Klaus Schu Leverkusen
Unbeschwerter leben ohne soziale Medien
Ja – man soll die sozialen Medien verlassen. Ich habe Facebook nach dem Cambridge Analytics Skandal verlassen und, nachdem ich in den Ruhestand gegangen bin, mich auch von allen anderen sozialen Medien abgemeldet. Und ich muss sagen, dass mein Tag dadurch länger geworden ist. Keine sinnlosen Freundschaftsanfragen von Personen, die man nicht kennt, keine Einladungen zu sinnfreien Spielen mehr, keine Aufforderung irgendwelcher Algorithmen, dies oder das zu lesen. Das Leben wird freier – unbeschwerter!
Ich kenne sehr viele Leute – Freunde habe ich nur eine Handvoll. Diese Freundschaften bestehen zum Teil seit mehr als 50 Jahren. Ich kann mich auf meine Freunde und meine Freunde können sich auf mich verlassen. Darauf kommt es an. Solche Freundschaften finden Sie nur im Leben! In diesem Sinne: Weg von den sozialen Medien – rein ins Leben! Wolfram Oertel Pulheim
EU: Social-Media-Plattformen strenger regulieren
Leider haben wir Europäer bisher keinen eigenen Messenger-Dienst geschaffen, der nicht in den USA gehostet und gesteuert wird und der die Akzeptanz größerer Kreise gewinnen konnte. Wenn schon Politiker und wesentliche Teile der Öffentlichkeit es offensichtlich unverzichtbar finden, bei Facebook, X, Tiktok oder auch Telegram vertreten zu sein, brauchen wir uns über nichts zu wundern oder aufzuregen. Jetzt könnten die Regierungschefs der EU zusammenkommen und gemeinsam neue Regeln beschließen. Karl Kutsch Wesseling
Von der Scheinrealität der sozialen Medien verabschieden
Mit seiner Beschreibung der Unterschiede zwischen wissenschaftlicher Suche nach Wahrheit und der Scheinrealität, die in den asozialen Medien erzeugt (!) und von vielen für wahr gehalten wird, hat mir Heino Falcke aus der Seele gesprochen! Ich glaube nicht an „Schwarmintelligenz“, wenn es um Menschen geht, sondern eher an „Schwarmdummheit“. Mir ist schleierhaft, warum in Deutschland, das doch immer so stolz auf sein Regelsystem und seine Ordentlichkeit war, der augenscheinliche Wildwuchs in den sozialen Medien, die von ausländischen Unternehmern gelenkt werden, nicht gesteuert und eingebremst wird.
Konsequenterweise bräuchten wir bei dieser Laissez-faire-Haltung dann auch keine Polizei, keine Straßenverkehrsordnung, keine öffentliche Erziehung, keine Gesetze und Gerichtsbarkeit mehr. Schöne Neue Welt: Der Mensch denkt, er steuert selbst, dabei wird er schon längst ständig beobachtet und fremdgesteuert! Bei diesen Entwicklungen bekomme ich es langsam mit der Angst zu tun. Ich hoffe immer noch auf Menschen wie Professor Falcke, die intelligent und klar ihre Sichtweise kommunizieren und sich nicht von der Gleichgültigkeit der Massen anstecken lassen. Danke für seinen Beitrag. Gudrun Freitag Dormagen
Social-Media-Plattformen: Lügen und Falschmeldungen unterbinden
Endlich einmal jemand, der mir aus dem Herzen spricht! Professor Heino Falcke spricht klar aus, welche politischen Schritte unternommen werden müssen, um die unsägliche Verbreitung von Lügen und Falschmeldungen der asozialen Medien wie X oder Facebook endlich zu stoppen. „Die Betreiber zündeln an unserer Gesellschaft und verdienen an deren Naivität.“ Ein wichtiger und sehr guter Artikel! Werner Uerdingen Leverkusen