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Leserbriefe zum Roger-Waters-KonzertSchwer zu ertragen

Lesezeit 7 Minuten
Roger Waters, in ein schwarzes T-Shirt gekleidet, singt in ein Mikrofon. Sein linker Arm ist erhoben, der Zeigefinger der linken Hand ausgestreckt. Die Bühne im Bildhintergrund schimmert rot und weiß.

Roger Waters während seines Konzerts am 9. Mai in der Lanxess Arena

Der Auftritt des Rockmusikers Roger Waters in Köln war seit langem umstritten. Selbst die Konzertkritik polarisiert.

Das Pu­bli­kum in Gei­sel­haft – 11.000 Fans kommen in die Köl­ner Lan­­xess-Arena und hören die The­sen des ab­drif­ten­den Rock­stars Roger Waters (11.5.)

Roger Waters: Keine Musik für „einfache Gemüter“

Ja, ich war da, bei Roger Waters. Laut Redakteur Christian Bos bin ich also einer der 11.000 „Unpolitischen.“ Nun, Herr Bos macht es sich einfach. Aber Pink Floyd ist nun mal nicht einfach und Roger Waters, der ohne Frage kreativste Kopf jener Truppe, war nie einfach. Die „einfachen Gemüter“ hören andere Musik. Roger Waters hat mich auch nicht in politische Geiselhaft genommen. Die Berichterstattung im Vorfeld, auch im „Kölner Stadt-Anzeiger“, sowie meine Recherche im Netz haben mir keinen schlüssigen Hinweis darauf gegeben, dass Roger Waters ein Antisemit ist.

Seine kritische Haltung zur amerikanischen und zur israelischen Politik teile ich nicht, aber sie ist auch keineswegs skandalös, allenfalls provokativ. Die aus „The Wall“ entlehnte Verkleidung eines faschistoiden (An-)Führers ist und war nie etwas anderes als Spott, Ironie, Satire. Herr Bos erkennt in Roger Waters den „drogeninduzierten, abgedrifteten Rockstar“. Ich sage: „Na und?“ Da fallen mir noch einige andere ein. Aber wie gesagt, Roger Waters ist kompliziert, zumindest zu kompliziert für Herrn Bos. Aber demnächst kommen ja sicher wieder Ed Sheeran, Rihanna oder Katie Perry. Heinz Vilz Euskirchen

Konzertkritik: Publikum verunglimpft

Roger Waters ist ein verbitterter alter Mann. Aber in Geiselhaft genommen hat er niemanden. Sein Publikum hat freiwillig Geld für das Konzert bezahlt und ist freiwillig bis zum Schluss geblieben, und das trotz Waters’ Aufforderung, bei Missfallen die Bar aufzusuchen. Es lässt sich darüber streiten, ob Waters’ Äußerungen nur unerträglich sind, aber noch von der Meinungsfreiheit gedeckt oder bereits volksverhetzend sind. Nur letzteres wäre eine Straftat, ebenso wie Geiselnahme. Ja, Roger Waters’ Ansichten sind schwer zu ertragen. Diese Art der Berichterstattung, die sich zudem in Bashing von Konzertbesuchern und Konzertbesucherinnen ergeht, ist es auch.Jury Alexander Jania Köln

Roger Waters: Künftige Konzerte verhindern

Ein großes Lob an Christian Bos für die klare und analytische Betrachtungsweise des Konzerts von Roger Waters in der Lanxess-Arena. Aber wie geht es jetzt weiter? Dürfte Roger Waters mit seinen antisemitischen Aussagen im nächsten Jahr wieder ein Konzert in Köln geben? Bis jetzt haben sich die Verantwortlichen der Lanxess-Arena immer damit herausgeredet, dass ihnen sind die Hände gebunden sind und sie keinen Einfluss auf die Künstlerauftritte haben. Dann ist es jetzt an der Zeit, dass die Lanxess-Arena ihre Verträge ändert, damit in der Zukunft keine antisemitischen oder rassistischen Vortragenden auftreten können, besonders nicht hier in Köln. Benzion Wieber Köln

Unerträgliche Konzert-Kritik

Ganz ehrlich, wenn ich hier etwas unerträglich finde, dann ist das der Beitrag von Christian Bos. Ich teile nicht die Positionen von Roger Waters und war auch nicht auf seinem Konzert, obwohl ich die Musik von Pink Floyd sehr schätze. Der Beitrag wäre in der Rubrik „Meinung“ auch absolut ok, aber er ist als Bericht im Kulturteil einfach nur unprofessionell. Da ist dem Redakteur mal richtig der Gaul durchgegangen. Sorry, eine derart dumpfe Beschimpfung erweckt nur Mitleid mit Roger Waters und hat jeder kritischen Auseinandersetzung mit seinem Auftreten einen Bärendienst erwiesen. So geht’s nicht.Fritz Schröder-Senker Köln

Roger-Waters-Konzert sorgt für Desillusionierung

So gerne hätte ich meine Erinnerungen aufgefrischt: Das „The Wall“-Konzert 1990 in Berlin am Potsdamer Platz war eine nahezu lebensverändernde Erfahrung für mich. Die Musik, die Texte und die Show selbst lehrten mich, das Establishment zu hinterfragen und da, wo ich meinen Werteanspruch verletzt sehe, zu protestieren. Also habe ich unmittelbar nach Beginn des Kartenvorverkaufs im Herbst letzten Jahres Karten für mich und zwei langjährige Freunde besorgt und mich auf den Konzertabend gefreut.

Das Konzert begann mit großer Verspätung und einer ersten Ankündigung: „Das Gericht hat bestätigt, dass ich kein Antisemit bin!“ Wenn jemand so deutlich und laut sagen muss, was er nicht ist, dann ist er es vielleicht doch! Es folgten zwei Ankündigungen: Man solle sein Handy auslassen. Okay. Die zweite: „If you are here, because you like the music of Pink Floyd, but not the politics of Roger Waters, please fuck off to the bar!“ Schade, Mr. Waters, den Abend haben Sie gleich zu Beginn gründlich versaut – kein würdevoller Abschied. Wie man sein eigenes Werk so mit vermeintlich politischen Ansichten ruinieren kann! Das war mehr, als das Establishment zu hinterfragen, das war Propaganda, gut versteckt, aber eben Propaganda.

Es gibt sicher zahlreiche Künstler, mit deren Ansichten, Philosophie oder Weltanschauung ich wenig anfangen kann, aber die instrumentalisieren ihr Werk und ihre Prominenz wenigstens nicht und reiben sie ihren Gästen, man könnte auch sagen zahlenden Kunden, unter die Nase. Ob ich „Wish You Were Here“ noch einmal am Lagerfeuer spielen möchte, muss ich mir sehr genau überlegen. Die Tour heißt „This Is Not A Drill“. Den Namen trägt sie wohl zurecht, denn es ist keine Übung, es ist der Ernstfall: Ein ernstes Überschreiten aller denkbaren Grenzen! Tut mir leid, Mr. Rogers, Sie haben es beeindruckend verkackt! Aber das musste ich wohl erst am eigenen Leib erfahren. Oliver Gassen Köln

Ärger über einseitige Konzertkritik

Mag Roger Waters auch in mancherlei Hinsicht fragwürdige Ansichten zeigen, so ist der Artikel an Einseitigkeit kaum noch zu überbieten. Ein „Fuck off to the bar“ ist natürlich nicht niveauvoll, jedoch ist der Rezensent auf andere Statements mit keiner Silbe eingegangen, als da wäre die Verurteilung von jeglichem Antisemitismus, von Gewalt gegen „people of colour“, friedliche Demonstranten und Demonstrantinnen, jüdische Mitmenschen und gegen Unrecht und Krieg im Allgemeinen.

Als jahrzehntelangem Leser des „Kölner Stadt-Anzeiger“ stößt die nur eine Seite der Medaille aufzeigende Kritik sauer auf. Kehren Sie bitte zurück zu einer fairen Berichterstattung. Das ist es doch, was seriösen Journalismus ausmacht. Karl Heinz Wego Stommeln

„Diffamierung eines Rockstars, der Musikgeschichte geschrieben hat“

Den Beitrag zum Auftritt von Roger Waters habe ich mit Interesse, Verwunderung und Ablehnung zur Kenntnis genommen. Seit 1968 begleitet mich die Psychedelic Rock Band Pink Floyd. Sowohl Roger Waters als auch David Gilmour habe ich zig Mal mit Begeisterung live gesehen. Was in den vielen Jahrzehnten der Auftritte nicht vermittelt wurde, war auch nur ein Anflug von Antisemitismus oder rassistischer Botschaften von unterschiedlichen Formationen der Gruppe Pink Floyd.

Der publizierte Beitrag ist eine Anmaßung und Diffamierung eines Rockmusikers, der Musikgeschichte geschrieben hat. Über die Konflikte zwischen Israel und Palästina mag man geteilter Meinung sein. Allerdings sollte man beide Seiten in Betracht ziehen, denn weder die Palästinenser noch die Israelis gehen zimperlich miteinander um. Beide Seiten haben ihren Beitrag zur nach wie vor bestehenden Auseinandersetzung beigetragen. Das – da pflichte ich dem Autor bei – ist und bleibt unerträglich.Frank Braun Bergisch Gladbach

Dank für gelungenen Konzertbesuch

Christian Bos veröffentlicht auf fast einer Seite seine Meinung über Roger Waters. Durchaus üblich, sowas lese ich seit über 50 Jahren als Randnotiz oder Leserbrief in meiner Zeitung. Wann kommt nun der Bericht über die Lanxess-Veranstaltung vom letzten Dienstag? Ich bin einer der 11.000 „unpolitisch“ genannten Besucher. Das Letzte, woran ich gedacht habe, war „Geiselhaft“. Leider sind mir die „ein, zwei Buhrufe“ nicht aufgefallen. Aber es gab „standing ovations“ beim Abschied der Musiker!

Herr Bos kann nicht ermessen, was Titel wie „Arnold Layne“, „See Emily Play“, „Point Me At The Sky“ mit manchem jungen Menschen der 1960er gemacht haben. Und wie kolossal die Ablehnung der „Erwachsenen“ ausfiel. Mir hat längst nicht alles von Pink Floyd gefallen. Aber bei „Wish You Were Here“ verändern sich schon bei den ersten Tönen noch heute die Gesichter. Außerdem kann man nur begeistert von der Präsentation und Akustik sein. Wie oft wurde diese Halle dafür negativ kritisiert! Einfach nur „Danke“ an alle helfenden Hände! Roland Schneider Niederkassel

Überhebliche Konzertkritik

11.000 Unpolitische und ein politischer Kopf, Herr Bos. Unerträglich ist die urteilende Überheblichkeit des Verfassers des Artikels, der wie in einer Endlosschleife die Vorwürfe gegen Rogers wiederholt. Schade.Bruno Eickholt Köln