Essen – Die Straßenkämpfe zwischen kurdisch-libanesischen Clans in Essen im Stadtteil Altendorf erinnern an eine Jagd. Schätzungsweise 400 Männer prügeln am Samstag in der Altendorfer Straße aufeinander ein. Teller, Gläser fliegen, immer wieder lassen die Schläger Stühle eines türkischen Grill-Lokals auf ihre Gegner niedersausen. Handy-Videos, die im Netz kursieren, zeigen größere Gruppen, die ihre Opfer am Boden zusammenzutreten.
Wie die Polizei später mitteilt, wird ein türkisch-syrischer Teilnehmer durch einen Messerstecher schwer am Hals verletzt, zwei weitere Männer müssen ebenfalls behandelt werden.
Schlägerei zwischen etwa hundert Männern
Als die Polizei mit großem Aufgebot heraneilt, fliehen die Schläger in alle Richtungen. Bei Kontrollen geht auch ein 30-jähriger gesuchter Räuber ins Netz. Er hat Schnittverletzungen. Am Sonntagabend geraten die beiden Gruppen erneut aneinander. Etwa 100 Männer schlagen sich, ehe die Polizei den Konflikt beendet. Drei weitere Männer werden leicht verletzt.
Das Geschehen in Essen-Altendorf ist ein Rückschlag für die Sicherheitsbehörden in NRW. Seit Jahren forcieren Stadt und Polizei den Kampf gegen die kriminellen Familiensyndikate, die sich vor allen Dingen im Essener Norden breit gemacht haben. Die ständigen Razzien und Kontrollen im Zusammenspiel mit Zoll- und Steuerfahndern sowie kommunalen Kontrolleuren zeitigten Erfolge. Die Clan-Szene zeige sich beeindruckt durch die Strategie der 1000 Nadelstiche, vermutete etwa NRW-Innenminister Herbert Reul. Sein harter Kurs schien positive Ergebnisse zu bewirken. Gerade in Essen gingen die Tumult-Delikte zurück. Vorerst.
Massive Zusammenstöße im Ruhrpott
Nun sieht es so aus, als flammten die Gefechte wieder auf. Nach der Schießerei zwischen Rockern und dem Saado-Clan in Duisburg auf dem Hamborner Markt Anfang Mai mit vier teils Schwerverletzten, ereigneten sich knapp zwei Monate später im Ruhrpott erneut massive Zusammenstöße. Bei der Suche nach dem Auslöser richten die Ermittler der Besonderen Aufbauorganisation „Clan“ in Essen ihre Nachforschungen in verschiedene Richtungen.
So war zu erfahren, dass womöglich ein Raubdelikt eines inzwischen festgenommenen 30-jährigen zum Nachteil einer anderen Großfamilie zur Straßenschlacht geführt haben könnte. Fakt ist, dass der Beschuldigte sich nach der Tat in Höhe jenes Lokals aufhielt, an dem der Streit begann.
Beschuldigter soll Mann in den Hals gestochen haben
Offenbar bekriegt sich der El Zein-Clan mit einem weiteren Familienzweig, der unter dem Namen Hassan firmiert. Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ erfuhr, soll ein 26 Jahre alter Beschuldigter aus der Hassan-Sippe einem El Zein-Kontrahenten in den Hals gestochen haben. Für das Opfer bestand zeitweilig Lebensgefahr. Nach dem Tatverdächtigen wurde am Montagnachmittag noch gefahndet.
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Andere Zeugen berichten, dass womöglich ein profaner Parkplatzstreit das Fass zum Überlaufen brachte. Außerdem steht im Raum, dass ein Mitglied des Hassan-Clans, der via Youtube-Clips unter dem Synonym der „Arrogante Pate“ immer wieder zahlreiche Milieugrößen beschimpft, sich erneut im Ton vergriffen hat. Neben abfälligen Bemerkungen gegen Veysel Gelin, dem Darsteller der TV-Serie „4 Blocks“, soll der „Arrogante Pate“ laut der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung einen im Kölner Raum tätigen Musikmanager beleidigt haben, der mehrere Deutsch-Rapper betreut. Der Inhaber des Musik-Labels soll demnach gut vernetzt sein und den Essener El-Zein-Clan auf den „Arroganten Paten“ aus Essen angesetzt haben. Die Polizei wollte sich auf Anfrage nicht zu der Spekulation äußern.