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Prozess gegen Leverkusener Al-Zein-ClanDer Clanchef schweigt und verteilt Handküsse

Lesezeit 4 Minuten
Al Zein Clan Prozess Tag 1

Badia Al Zein (rechts, verpixelt) winkte am ersten Prozesstag selbstbewusst dem Publikum am Landgericht Düsseldorf zu.

Düsseldorf/Leverkusen – Clan-Oberhaupt Badia Al Zein wirkt tiefenentspannt, als er den Gerichtssaal im Düsseldorfer Landgericht gemeinsam mit seinen zwei Söhnen betritt. Alle drei grinsen in die Kameras, winken in die Menge und verteilen Handküsse in die Zuschauerreihen.

Knapp 20 Menschen sitzen dort. Offenbar handelt es sich um Familienangehörige. Nur kurz verliert Badia Al Zein seine Fassung: „Fassen Sie meinen Sohn nicht an“, herrscht er einen Wachmann an.

Ein Jahr zuvor stürmte die Polizei bei einer Razzia mit einem Panzerfahrzeug die Villa der Familie in Leverkusen-Rheindorf. Nun stehen Badia Al Zein, seine zwei Söhne und vier weitere Mitglieder des libanesischen Clans vor Gericht. Am Mittwoch startete das Verfahren, es dürfte einer der spektakulärsten und größten Clan-Prozesse in Nordrhein-Westfalen werden.

Alles zum Thema Herbert Reul

Die Anklageschrift ist 127 Seiten dick

Die Liste der Vorwürfe gegen die Al Zeins ist lang. Sie reichen von bandenmäßigem Sozialbetrug über Erpressung und Körperverletzung bis hin zu Geldwäsche. 15 Anwälte hat der Clan im Gerichtssaal versammelt, um sich gegen die Anklage zu wehren. Am ersten Verhandlungstag sollten sie allerdings eine untergeordnete Rolle spielen. Zunächst verlas die Staatsanwaltschaft 40 der insgesamt 127 Seiten umfassenden Anklageschrift. Über eine Stunde sollte das in Anspruch nehmen.

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15 Anwältinnen und Anwälte für sieben Angeklagte des Al-Zein-Clans

Zwischen 2014 und 2021 soll die Familie Sozialleistungen in Höhe von 456.000 Euro vom Jobcenter bezogen haben. Der Clan verschleierte der Behörde ihren Reichtum, den sie mit illegalen Geschäften und Straftaten aufgebaut hatte.

2018 kaufte die Familie für 650.00 Euro die Villa in Leverkusen. Zum Teil soll das Haus mit den Sozialleistungen vom Jobcenter bezahlt worden sein, so die Anklage. Auf dem 1000 Quadratmeter großen Grundstück hätten die Al Zeins einen „luxuriösen Lebensstil“ gepflegt, fuhr die Staatsanwaltschaft aus.

Bei der Razzia vor einem Jahr fand die Polizei dort neben Luxusuhren 330.000 Euro in bar. Familienoberhaupt Badia Al Zein wurde derweil in Duisburg festgesetzt. In seinem Auto stießen die Beamten auf 14.000 Euro und drei Waffen. Herbert Reul, Innenminister Nordrhein-Westfallens, sprach damals von einem „Schlag gegen die erste Liga der Clan-Kriminalität.“

15.000 Euro von Pizzabäcker erpresst

Sein Vermögen soll der Clan mit einer Reihe an illegalen Geschäften aufgebaut haben. Angeklagt sind fünf der Al Zeins etwa wegen „besonders schwerer Zwangsarbeit.“ 2020 eröffnete die Familie einen Barbershop auf der Solinger Straße in Rheindorf. Die Familie soll dort Samir L. (Name geändert) zur Arbeit gezwungen und ausgebeutet haben. Nur 500 Euro wurden ihm ausgezahlt, dafür musste er teilweise zwölf Stunden arbeiten. Den Rest sollen die Al Zeins eingestrichen haben. Als Samir L. aussteigen wollte, drohte ihm die Familie, so die Anklage. Im Prozess soll Samir L. nun als Kronzeuge aussagen.

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Der Hauptangeklagte Badia Al-Zein steht zum Auftakt des Prozesses um eine Leverkusener Clan-Villa neben Anwälten im Gerichtssaal des Landgerichts Düsseldorf.

Angeklagt ist die Familie darüber hinaus wegen Schutzgelderpressung. Mehmet L. (Name geändert), der eine Auto-Werkstatt in Düsseldorf führt, soll gezwungen worden sein, die Autos der Familie kostenlos zu reparieren und zusätzlich Schutzgeld zu zahlen. Ein ähnliches Schicksal widerfuhr demnach einem Pizza-Bäcker in Essen, aus dem die Familie mindestens 15.000 Euro gepresst haben soll.

In einem schallisolierten Keller verprügelt

Einem der Angeklagten wird außerdem Geiselnahme und schwere Körperverletzung vorgeworfen. Er lauerte laut Anklage mit weiteren Mitgliedern des Clans einem Mann in Düsseldorf auf, der ein Verhältnis mit einer Clan-Angehörigen gehabt haben soll. Die Männer verschleppten ihr Opfer, verprügelten ihn in einem schallisolierten Keller unter einer Düsseldorf Shisha-Bar und drohten ihm mit dem Tod.

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Das sind nur die schwerwiegendsten Anklagepunkte, die die Staatsanwaltschaft am Mittwoch verlas. Hinzu kommen weitere Fälle von Körperverletzung, Betrug und Geldwäsche. Die Al Zeins ließen sich im Gerichtssaal von der langen Liste der Anklagepunkte nicht beeindrucken.

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Nicht alle Angeklagten traten so offensiv auf wie das Clanoberhaupt.

Familienoberhaupt Badia Al Zein schien kaum hinzuhören, scherzte stattdessen mit seinen Anwälten und winkte immer wieder in Richtung Zuschauerreihen. Auf eine Einlassung verzichteten die Angeklagten, sie alle schwiegen. Am 28. Juni wird der Prozess fortgeführt. Insgesamt hat das Landgericht 30 Verhandlungstage angesetzt. Erst Ende November ist mit einem Urteil zu rechnen.