Düsseldorf – Die Krankenhäuser in Nordrhein-Westfalen sollen sich künftig auf bestimmte Leistungen von der Schlaganfall-Versorgung bis zur Bauchspeicheldrüsen-OP spezialisieren. Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) und Vertreter von Krankenhäusern, Ärztekammern und Krankenkassen haben am Freitag Grundzüge für eine tiefgreifende Krankenhausreform im bevölkerungsreichsten Bundesland vorgestellt.
Bettenzahl soll nicht mehr zentrales Planungselement sein
Künftig ist nicht mehr die Bettenzahl das zentrale Planungsinstrument. Vielmehr wird zur Ermittlung des stationären Bedarfs die jährliche Fallzahl je medizinischer Leistung, etwa bei Hüft- und Knie-Prothesen, Organtransplantationen oder Geburtshilfe herangezogen. NRW wird das erste Bundesland mit einem solchen Modell.
In einigen Regionen in NRW gebe es eine Überversorgung und einen Konkurrenzkampf zwischen Kliniken, ländliche Regionen seien dagegen teils unterversorgt, sagte Laumann. Die flächendeckende Versorgung müsse aber weiterhin gesichert sein. Die Krankenhausgesellschaft NRW schließt nicht aus, dass der neue Plan «im konkreten Einzelfall» zu Schließungen einzelner Abteilungen oder Standorte führen könnte.
Krankenhaus soll für Großteil der Menschen in 20 Minuten erreichbar sein
In NRW soll für über 90 Prozent der Bevölkerung ein Krankenhaus innerhalb von 20 Autominuten erreichbar sein. Der Plan schreibt auch vor, dass Intensivmedizin flächendeckend vorgehalten werden muss. In den neuen Krankenhausplan fließen auch die Erfahrungen der Corona-Pandemie ein. Künftig werden Abteilungen für Lungenheilkunde, die in der Pandemie eine wichtige Rolle spielten, wieder im Krankenhausplan verankert.
Konkret weist der Plan Leistungsbereiche und Leistungsgruppen aus, die die medizinischen Fachgebiete wie etwa Allgemeine Innere Medizin, Kardiologie, Onkologie oder Orthopädie abbilden, sowie auch konkrete Unterdisziplinen wie zum Beispiel Stammzellentransplantation oder Hüft- und Wirbelsäulen-OPs. Für jede Disziplin werden einheitliche und überprüfbare Qualitätsvorgaben vorgegeben. Die regionale Planung für die Reform soll Anfang 2022 beginnen.
Krankenhausplan wurde schon vor zwei Jahren angekündigt
Laumann hatte den neuen Krankenhausplan bereits vor zwei Jahren angekündigt. Der CDU-Politiker hatte sich dabei auf ein Gutachten gestützt, wonach die städtischen Ballungszentren, vor allem im Rhein-Ruhr-Gebiet, mit Krankenhausleistungen wie Kardiologie, Orthopädie und Geburtshilfe überversorgt sind. Etliche Kliniken böten demnach Eingriffe an, in denen sie wenig Praxis hätten. Ländliche Gebiete – etwa Arnsberg – gelten dagegen bei einigen medizinischen Leistungen als teilweise unterversorgt.
Planung soll bis Ende der Legislatur 2022 abgeschlossen sein
Laumann will den Krankenhausplan nach früheren Angaben bis zum Ende der Legislaturperiode 2022 unter Dach und Fach haben. Die gesetzlichen Grundlagen hat der Landtag geschaffen. Die konkreten Kapazitäten arbeiten aber die Regionen aus.
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In NRW gab es mit Stand Ende 2019 rund 340 Krankenhäuser mit knapp 118.000 Betten. Jedes Jahr werden in der Regel rund 4,65 Millionen Patientinnen und Patienten stationär behandelt. Durch die Corona-Pandemie sind die Patientenzahlen deutlich gesunken. (dpa)