Das Manöver „Air Defender 23“ ist die größte Nato-Übung im Luftraum seit Bestehen des Bündnisses, Gastgeber ist Deutschland. Die wichtigsten Informationen zum Manöver, Fluglärm und der Beteiligung aus Nordrhein-Westfalen.
Air Defender 2023Luftwaffe und Nato trainieren bei riesiger Militärübung – NRW-Flughäfen erwarten Einschränkungen
Die Nato-Partner starten im Juni das größte militärische Manöver seit Bestehen der Nato – und Deutschland ist das Gastgeberland. Bei der Übung Air Defender 23 werden Piloten und Besatzungen mit mehr als 220 Flugzeugen aus 18 Nationen vom 12. bis 23. Juni üben. Was ist geplant? Wird der Lärm der Kampfjets auch in NRW hörbar sein? Wie wird der zivile Flugverkehr betroffen sein? Die wichtigsten Fragen und Antworten zu „Air Defender 23“.
Air Defender 23: Was passiert bei der größten Nato-Übung?
„Die Übung Air Defender 23 ist die größte Verlegeübung von Luftstreitkräften seit Bestehen der Nato. Sie demonstriert Solidarität im Bündnis und transatlantische Verbundenheit“, heißt es in der Ankündigung auf der Homepage der Bundeswehr. Was das heißt? Allein die Zahlen geben einen Überblick über die Dimension dieser riesigen Übung.
- 24 Länder nehmen teil, davon 18 aktiv bei den Übungen, 6 Nationen sind zur Beobachtung im Einsatz (Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Italien, Japan, Kroatien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Norwegen, Polen, Rumänien, Schweden, Slowenien, Spanien, Tschechische Republik, Türkei, Ungarn, USA, Vereinigtes Königreich)
- 10.000 Soldatinnen und Soldaten
- 220 Kampfjets und Flugzeuge (davon 100 alleine aus den USA), 23 unterschiedliche Flugzeugtypen
Laut Bundeswehr üben die 24 Nato-Partner gemeinsam die „Reaktionsfähigkeit ihrer Luftstreitkräfte bei einer Krisensituation“. Deutschland zähle als zentrales Land in Europa als militärstrategisch wichtig. Bei der Übung übernimmt es die Rolle eines Verteidigungsknotenpunkts innerhalb Europas.
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Als Dreh- und Angelpunkte wurden drei deutsche Stützpunkte ausgemacht: Fliegerhorst Schleswig/Hohn (Schleswig-Holstein, Fliegerhorst Wunstorf (Niedersachsen) und der Fliegerhorst Lechfeld (Bayern).
Ist auch Nordrhein-Westfalen von der Nato-Übung Air Defender 2023 betroffen?
Die Belastung für die Zivilbevölkerung soll laut Luftwaffe „so gering wie möglich“ gehalten werden. Nordrhein-Westfalen liegt nicht im direkten Übungsgebiet beim Nato-Manöver, es gibt drei Zonen Nord, Süd und Ost. Dennoch kann es auch in NRW zu Fluglärm kommen, wenn Jets und Flugzeuge das Bundesland überfliegen, um die Übungszonen zu erreichen – das wird aber wohl eher die Seltenheit bleiben. Aus NRW nehmen Truppen unter anderem vom Fliegerhorst Nörvenich an der Übung teil.
Allerdings werde es in den drei militärisch genutzten Luftübungsräumen Nord, Süd und Ost täglich zeitversetzt für mindestens zwei Stunden keinen zivilen Flugverkehr geben, teilte die Luftwaffe mit. Und: „Damit der Luftraum dann tatsächlich frei ist, werden dort auch kurze Zeiträume vor und nach diesen zwei Stunden gesperrt werden.“ So wird der Übungsraum Ost zwischen 10 und 14 Uhr gesperrt, der Raum Süd zwischen 13 und 17 Uhr und der nördliche Übungsraum zwischen 16 und 20 Uhr. Die Fluggesellschaften müssen diese Gebiete dann umfliegen.
Anders beurteilen die Lage die Flughäfen in NRW, die mit Einschränkungen rechnen: Demnach müssten sich auch Flugreisende vom Flughafen Köln/Bonn oder dem Airport Düsseldorf auf Einschränkungen einstellen, heißt es am Montag (5. Juni).
Flughafen Köln/Bonn: „Um den deutschen Luftraum zu entlasten, wird Eurocontrol zahlreiche Überflüge, die planmäßig über Deutschland fliegen würden, auf andere Lufträume umleiten. Dadurch können sich Flugzeiten verlängern. Die derzeitige Planung liegt der Flugsicherung, den Flughäfen und den Fluggesellschaften vor.“
Flughafen Düsseldorf: „Das Ministerium hat jetzt die Voraussetzung dafür geschaffen, dass in durch die Übung begründeten Einzelfällen Landungen am Flughafen Düsseldorf über die bisher bestehende Nachtflugregelung hinaus möglich sein können.“
Für Urlauberinnen und Urlauber sollte das aber nicht zum Problem werden, die Sommerferien in NRW beginnen am 22. Juni, einen Tag später ist die Nato-Übung vorbei.
Sorge bei Fluglärm: Was können Bürgerinnen und Bürger tun, wenn sie Kampfjets hören?
Wenn Jets durch den Himmel fliegen, verursachen sie Lärm, bei Überschallgeschwindigkeit kann es sogar zu großem Lärm kommen. Wenn man auf die lauten Kampfjets nicht vorbereitet ist, können die Fighter durchaus verunsichern – darauf haben auch Bundeswehr und Luftwaffe reagiert.
„Wir fliegen an zehn Tagen im gesamten Übungszeitraum. Zehn von 365 Tagen. Ich denke, das ist ein hinnehmbarer Anteil für die Verteidigung unserer aller Freiheit und Demokratie“, sagte der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Ingo Gerhartz. „Mit Air Defender 2023 zeigen wir, dass Deutschland Führung kann und wir mehr Verantwortung übernehmen.“
„Bei der Übung Air Defender 2023 wird es zu Fluglärm kommen“, teilte die Luftwaffe bereits Anfang April mit. Wenn Bürgerinnen und Bürger Sorgen oder Fragen rund um die Flugeinsätze und den Fluglärm haben, können sie sich telefonisch an den Bürgerservice rund um den militärischen Flugbetrieb wenden, die Nummer lautet 0800 / 862 07830. Weitere Informationen gibt es hier.
Warum übt die Nato mit so einem großen Manöver?
Nach der Invasion Russlands in die Ukraine und vor dem Hintergrund russischer Drohgebärden haben die Nato-Bündnispartner die gemeinsame Verteidigung wieder in den Mittelpunkt ihrer Vorbereitungen gestellt. Das Übungsszenario im Juni basiert auf einer Beistandsverpflichtung gemäß Artikel 5 des Nato-Vertrages. Angenommen wird also die gemeinsame Reaktion auf einen bewaffneten Angriff gegen einen oder mehrere Bündnispartner. Bis zu 10 000 Soldaten sind an der Übung beteiligt.
Sind auch die Luftwaffen-Stützpunkte in NRW Teil von Air Defender 23?
Laut Luftwaffe werden auch Stützpunkte in Nordrhein-Westfalen eine Rolle spielen bei der großen Nato-Übung. „Natürlich werden unsere Flugzeuge vom Flugplatz Nörvenich auch an dieser Übung teilnehmen, aber es werden dort keine zusätzlichen, internationalen Teilnehmer stationiert werden“, teilte ein Luftwaffen-Sprecher mit. Am Flugplatz Nörvenich sind laut Luftwaffen-Angaben 30 Eurofighter stationiert.
„Wir werden hier in Nörvenich zwei bis vier fremde Helikopter stationieren. Außerdem kommen für die Übungen zwei Jet hinzu, die während Air Defender als Luftziele dienen, Eurofighter und Tornados können diese abfangen“, erklärte ein Sprecher des Luftwaffengeschwaders 31. In Nörvenich sind bereits seit Juni vergangenen Jahres 25 Tornado-Jets des Fliegerhorsts Büchel stationiert, die gemeinsam mit den Nörvenicher Eurofightern an der Nato-Übung teilnehmen werden.
Die Trainingsflüge bei Air Defender 23 werden laut Presseoffizier nicht als zusätzliche Übung eingeplant, sondern sie ersetzen die üblichen Trainingsflüge. „Normalerweise endet der Flugbetrieb bei uns gegen 17 Uhr, während Air Defender kann es an einigen Tagen auch etwas später werden, dann könnten Jets auch bis 19 oder 20 Uhr zu hören sein“, so der Sprecher des Geschwaders.
Welche Kampfjets und Flugzeuge sind im Einsatz?
Die Luftwaffe nimmt nach eigenen Angaben an der Übung Air Defender mit 64 Jets und Flugzeugen teil. Über Deutschland werden 30 Eurofighter, 16 Tornados, fünf Transportflugzeuge A400M und drei A330 AAR zur Betankung sowie zwei LJ35 sowie zwei A-4 und vier leichte Unterstützungshubschrauber (LUH 145) fliegen.
Von den anderen Ländern, bei denen die USA mit Abstand die größte Luftflotte bei der Übung teilnehmen lassen, kommen diverse Kampfjets, Transport- und Spezialflugzeuge: Der Tornado-Nachfolger F35, das „Warzenschwein“ A-10 sowie die Kampfjets F-16 und F-15 werden im Einsatz sein. Ebenfalls werden bei der Übung Transportflugzeuge wie das C-130J Hercules oder die Aufklärungs- und Angriffsdrohe MQ-9 Reaper zum Einsatz kommen. (mab mit dpa)