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Russen flüchten panisch vom StrandAngriffswellen mit US-Raketen treffen Ziele auf der Krim – und bald auch Putins Brücke?

Lesezeit 3 Minuten
Am Strand von Saky auf der von Russland besetzten Krim steigt Rauch nach einer Explosion auf. Am Sonntag trafen mutmaßlich Trümmerteile einen Strand nahe Sewastopol. (Archivbild)

Am Strand von Saky auf der von Russland besetzten Krim steigt Rauch nach einer Explosion auf. Am Sonntag trafen mutmaßlich Trümmerteile einen Strand nahe Sewastopol. (Archivbild)

Russland meldet viele Verletzte, eine Radarstation soll getroffen worden sein. Moskau droht mit der Hölle. In Kiew redet man über Putins Brücke.

Die ukrainischen Streitkräfte haben am Sonntag laut russischen Angaben in mehreren Angriffswellen Ziele auf der von Russland illegal besetzten Halbinsel Krim angegriffen. Russische Behörden meldeten zunächst vier Todesopfer und 144 Verletzte infolge eines Angriffs mit ATACMS-Raketen aus amerikanischer Produktion.

Demnach soll die Ukraine fünf der weitreichenden Raketen auf Sewastopol, die Hauptstadt der Halbinsel, abgefeuert haben. Vier davon sollen abgefangen worden. Die verbleibende Rakete sei „beeinflusst von den Aktionen der Flugabwehr, von ihrem Kurs abgekommen und über dem Gebiet der Stadt explodiert“, erklärte das Verteidigungsministerium in Moskau.

Moskau wütet wegen Streumunition – und setzt sie selbst immer wieder ein

Russland wirft der Ukraine den Einsatz von Streumunition vor, die von Moskau seit Kriegsbeginn ebenfalls – immer wieder auch gegen zivile Ziele – eingesetzt wird. Im Kreml sprach man nun von einem „Terroranschlag“ und behauptete, der Angriff habe zivilen Zielen gegolten. Belege lieferte Russland wie bereits bei ähnlichen Vorwürfen in der Vergangenheit dafür nicht.

Ukrainische Medien berichteten ebenfalls über Explosionen auf der Krim, die ukrainischen Armee machte zunächst keine Angaben. Die russischen Angaben als auch Aufnahmen, die den Angriff zeigen sollen, sprechen unterdessen dafür, dass Trümmerteile über Sewastopol niedergegangen sind. In mehreren Videos, die in den sozialen Medien kursierten, war eine Vielzahl von Explosionen zu hören, während russische Urlauber panisch von einem Badestrand der Krim flüchteten.

Videos zeigen Großbrand: Zweite Angriffswelle trifft angeblich Radarstation

Am Sonntagabend folgten dann erneut Berichte von russischen Kriegsbloggern über weitere Explosionen auf der Halbinsel. Ersten unbestätigten Angaben zufolge soll die Ukraine erneut mit ATACMS-Raketen eine russische Weltraum-Radarstation nahe dem Ort Vitino attackiert haben.

Erneut kursierten Videos in den sozialen Netzwerken, die einen Großbrand nach dem Angriff zeigen sollen. Ukrainische Blogger veröffentlichten derweil Aufnahmen, die den Abschuss von acht Raketen zeigen sollen, „höchstwahrscheinlich in Richtung Krim“. Unabhängig überprüfen lassen sich die Aufnahmen derzeit nicht.

Russische Radarstation nahe Vitino auf der Krim. Unbestätigten Berichten zufolge hat die Ukraine die russische Stellung am Sonntag mit Raketen angegriffen. (Archivbild)

Russische Radarstation nahe Vitino auf der Krim. Unbestätigten Berichten zufolge hat die Ukraine die russische Stellung am Sonntag mit Raketen angegriffen. (Archivbild)

Den Angaben zufolge soll die Radarstation von der russischen Luftwaffe als nukleares Frühwarnzentrum genutzt worden sein. Eine unabhängige Bestätigung gibt es auch dafür jedoch nicht.

Dmitri Medwedew: Ukraine und USA sollen „in der Hölle brennen“

Russische Politiker reagierten unterdessen mit wütenden Worten und Drohungen auf die berichteten Angriffe auf die Krim. Der ehemalige russische Präsident Dmitri Medwedew warf der USA eine direkte Beteiligung an dem Angriff auf Sewastopol vor, der seiner Darstellung zufolge einem „Strand mit friedlichen Menschen“ gegolten habe.

Sowohl die Ukraine als auch die USA würden dafür „in der Hölle brennen“, schrieb Medwedew, der zu den engen Vertrauten von Kremlchef Wladimir Putin zählt, in seinem Telegram-Kanal und sprach von einem „terroristischen Akt“.

Rauch steigt im Oktober 2022 von der Krim-Brücke auf, die das russische Festland und die Halbinsel Krim über die Straße von Kertsch verbindet. In Kiew ist immer wieder von einem erneuten Angriff auf das Bauwerk die Rede.

Rauch steigt im Oktober 2022 von der Krim-Brücke auf, die das russische Festland und die Halbinsel Krim über die Straße von Kertsch verbindet. In Kiew ist immer wieder von einem erneuten Angriff auf das Bauwerk die Rede.

Während der Angriffe wurde auch die Kertsch-Brücke, die Russland und die Halbinsel verbindet und nach der rechtswidrigen Annexion der Krim von Kremlchef Wladimir Putin eilig erbaut worden war, vorübergehend geschlossen. Bis zu 600 Autos hätten daraufhin im Stau gestanden, meldete die russische Nachrichtenagentur Ria.

Die Brücke gilt als Prestigeprojekt Putins – immer wieder gibt es Spekulationen über einen entscheidenden ukrainischen Schlag gegen das massive Bauwerk und darüber, ob ein solcher mit ATACMS-Raketen möglich sei oder nicht. Der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienst HUR, Kyrylo Budanow, befeuerte die Gerüchte am Sonntag.

Wladimir Putins Krim-Brücke: ATACMS-Angriff offenbar möglich

„Die einzige Frage ist die Anzahl“, sagte Budanow dem „Philadelphia Inquirer“. Die weitreichenden US-Raketen seien für eine Attacke auf die Krim-Brücke geeignet, führte Budanow aus. „Im Prinzip werden uns diese Raketen die Durchführung einer solchen Mission ermöglichen.“ Das Ziel einer solchen Attacke sei, die russischen Truppen auf der Krim von der Versorgung abzuschneiden, so der Geheimdienstchef.

Die Berichte über die jüngsten Angriffe kommentierte Budanow zunächst nicht. Auch das US-Verteidigungsministerium nahm keine Stellung zu den Vorwürfen aus Moskau. „Wir haben diese Nachrichten gesehen und können nichts dazu sagen“, zitierte Ria Nowosti das Pentagon. Die russischen staatlichen Medien berichteten unterdessen mit zahlreichen Artikeln über den angeblichen „Terroranschlag“ in Sewastopol.