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Prien mit schlechtem ErgebnisFrauen haben kaum eine Chance – Verlierer und Gewinner des CDU-Parteitags

Lesezeit 5 Minuten
Karin Prien, Stellvertretende CDU-Vorsitzende und Ministerin in Schleswig-Holstein

Karin Prien, Stellvertretende CDU-Vorsitzende und Ministerin in Schleswig-Holstein

Vize-Parteichefin Prien bekommt bei der Wiederwahl das mit Abstand schlechteste Ergebnis. Wer dagegen den CDU-Parteitag mit guter Laune verlässt.

Eine der Auffälligkeiten auf dem CDU-Bundesparteitag sind die Wahlergebnisse für die Parteigremien – insbesondere die Ausreißer nach unten. Manche der Kandidaten und Kandidatinnen bekamen überraschend schlechte Ergebnisse – betroffen waren vor allem Frauen. Auf der anderen Seite stehen die Stimmenkönige, die mit ihren Ergebnissen sogar CDU-Chef Friedrich Merz überflügeln.

Die Verlierer des CDU-Parteitags

Karin Prien

Die schleswig-holsteinische Bildungsministerin Karin Prien ist die große Verliererin des Bundesparteitags. Nur 58,1 Prozent der Delegierten stimmten für ihre Wiederwahl als Vize-Vorsitzende der Partei. Gegenkandidaten gab es nicht. Es ist das mit Abstand schlechteste Wahlergebnis des Parteitags.

Alles zum Thema Karl-Josef Laumann

Prien, eine Vertreterin des linken Parteiflügels und in Merkels Amtszeit dezidierte Unterstützerin von deren Mittekurs, hatte sich vor wenigen Tagen offen für eine Zusammenarbeit mit der Linkspartei-Abspaltung Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) gezeigt – mit dem Hinweis, dass für eine Entscheidung zunächst das BSW-Parteiprogramm geprüft werden müsse, das noch nicht vorliegt. Zusätzlich könnte der 58-jährigen Prien geschadet haben, dass Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther für einen offeneren Umgang der CDU mit der Linkspartei und gegen deren Gleichsetzung mit der AfD plädiert und eine stärkere Orientierung am Mittekurs der früheren Kanzlerin Angela Merkel gefordert hatte. CDU-Chef Friedrich Merz hatte der Zusammenarbeit mit Rechtsextremen wie Linkspopulisten in seiner Rede am Montag ausdrücklich eine Absage erteilt und damit offensichtlich auf die Schleswig-Holsteiner abgezielt.

Philipp Amthor

Als neuen Mitgliederbeauftragten hätten sich viele Delegierte offenbar eine andere Besetzung gewünscht als den Bundestagsabgeordneten und Generalsekretär der Mecklenburg-Vorpommern-CDU Philipp Amthor. Nur 67,9 Prozent stimmten – ohne Gegenkandidaten – für den Juristen. Der 31-Jährige pflegt ein altväterlich anmutendes Auftreten, sieht sich als Vertreter des konservativen Parteiflügels, und hat damit schnell Bekanntheit erlangt, unter anderem als Talkshowgast.

In der Parteiführung wird er als „Unikum“ bezeichnet. Der Versuch, für die US-amerikanische IT-Firma Augustus Intelligence Lobbyarbeit bei der damaligen Kanzlerin Merkel zu machen, sorgte für einen Karriereknick. Amthor hat Merz von Beginn an in seinem Bemühen unterstützt, Parteivorsitzender zu werden. So richtig warm ist die Partei mit ihm offenbar nicht geworden.

Julia Klöckner

Auch die frühere Agrarministerin Julia Klöckner bekam einen leichten Dämpfer. 83,35 Prozent der Delegierten befanden, dass die 51-jährige aus Rheinland-Pfalz ihren Posten als Schatzmeisterin der CDU behalten soll. Für diesen Posten ist das ein eher schlechtes Ergebnis – insbesondere, wenn es keine Gegenkandidaten gibt.

Negativ gewirkt haben könnte, dass Klöckner sich während der Bauernproteste immer wieder in die Debatte eingemischt hatte und damit dafür gesorgt hatte, dass die Versäumnisse in ihrer eigenen Amtszeit stärker beleuchtet wurden. Das passte nicht zur CDU-Strategie, der Ampelkoalition die Schuld an der Unzufriedenheit der Landwirte zuzuschreiben.

Christina Stumpp

Zwei Jahre ist Christina Stumpp nun stellvertretende Generalsekretärin der CDU. Friedrich Merz schaffte den Posten auch, um in seiner Männermannschaft eine weitere Frau installieren zu können. Stumpp sollte sich um Kontakte zwischen Parteiführung und kommunaler Basis kümmern. Die baden-württembergische Bundestagsabgeordnete war vor ihrem Aufstieg in der breiten Öffentlichkeit unbekannt. Daran hat sich kaum etwas geändert. Sie bekam ohne Gegenkandidat 77,9 Prozent der Stimmen.

Fred-Holger Ludwig

Dem Vorsitzenden der Seniorenunion Otto Wulff hat die CDU immer wieder eine große Bühne bereitet. Auf dem CDU-Bundesparteitag überreichte Parteichef Friedrich Merz dem 91-jährigen Wulff zum Abschied aus dem Parteivorstand ein CDU-Wahlplakat aus dem Jahr 1953 mit der Aufschrift „Alle Wege des Marxismus führen nach Moskau. Darum CDU.“ Im Jahr 1953 war Wulff in die CDU eingetreten.

Wulffs Nachfolger in der Seniorenunion, der 78-jährige Fred-Holger Ludwig, schaffte den Sprung in den CDU-Vorstand nicht. Als Vorsitzender der Vereinigung kann er an den Gremiensitzungen genauso wie der Chef der Jungen Union dennoch teilnehmen – allerdings ohne Stimmrecht.

Die Gewinner des CDU-Parteitags

Karl-Josef Laumann

Eigentlich gibt es mit CDU-Chef Friedrich Merz und Generalsekretär Carsten Linnemann schon genug Nordrhein-Westfalen in der Parteispitze – zumindest nach der Parteilogik, die auf regionale Verteilung wert legt. Der nordrhein-westfälische Sozialminister Karl-Josef Laumann kam dennoch zum Zug, mit dem besten Wahlergebnis des Parteitags.

91,9 Prozent der Delegierten wählten ihn zum Vize-Parteichef. Es war eine demonstrative Unterstützung für den langjährigen Vorsitzenden des Sozialflügels (CDA), der in der CDU-Spitze als unterrepräsentiert galt. Den Sozialpolitiker Mario Czaja hatte Merz nach wenigen Monaten als Generalsekretär ausgetauscht.

Karl-Josef Laumann spricht beim CDU-Bundesparteitag

Karl-Josef Laumann spricht beim CDU-Bundesparteitag

Carsten Linnemann

Das zweitbeste Wahlergebnis des Parteitags bescherten die Delegierten dem Generalsekretär: Carsten Linnemann wurde mit 91,4 Prozent im Amt bestätigt. Das ist ungewöhnlich. Üblicherweise liegt das Ergebnis von Generalsekretären hinter dem von Parteichefs – weil Delegierte auf diese Position den Unmut umleiten, der eigentlich den Parteichef treffen soll.

Der umtriebige Linnemann, dem es gelingt, selbst trockene Programmarbeit mit großer Begeisterung zu vertreten, profitiert möglicherweise auch von den gestiegenen Umfragewerten der Partei. CDU-Chef Friedrich Merz landete nach Laumann, Linnemann und Mario Voigt bei den Stimmenanteilen erst auf Platz 4.

Mario Voigt

Gewonnen hat auch der Thüringer CDU-Chef Mario Voigt. Als Beisitzer im Präsidium bekam er mit 90,84 Prozent der Stimmen das beste der acht Stimmergebnisse – und das drittbeste Ergebnis der Personalwahlen insgesamt nach Laumann und Linnemann.

Auch hier geht es um demonstratives Rückenstärken: Der 47-jährige Voigt ist Spitzenkandidat der CDU bei der Landtagswahl in Thüringen im Herbst, bei dem auch der rechtsextreme AfD-Politiker Björn Höcke antritt.