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Politiker kritisieren „klimapolitischen Irrsinn“Hunderte Leerflüge im Jahr zwischen Köln/Bonn und Berlin

Lesezeit 3 Minuten
Ein Regierungsflieger vom Typ Airbus A350 steht am Berliner Flughafen.

Ein Regierungsflieger vom Typ Airbus A350 steht am Berliner Flughafen.

Die Bundesregierung lässt jährlich mehrere hundert Flüge zwischen Köln/Bonn und Berlin abwickeln – ohne einen einzigen Passagier an Bord. Politiker kritisieren das als „klimapolitischen Irrsinn“. Was läuft falsch?

Im Auftrag der Bundesregierung fliegen jedes Jahr Flugzeuge hunderte Male ohne Gäste an Bord vom Flughafen Köln/Bonn nach Berlin und zurück. Ist das noch zeitgemäß? Ein Bericht des ARD-Hauptstadtstudios lässt viele Fragen offen.

Gut ein Jahr ist Olaf Scholz nach seiner Ernennung zum Bundeskanzler inzwischen im Amt, in diesen zwölf Monaten unternahm er so viele Reisen wie keiner seiner Vorgänger. Viele seiner Ziele erreicht er mit dem Flieger. Wenn Scholz mit seiner Delegation in Berlin landet, geht es für ihn meist weiter im Dienstwagen. Der Regierungsflieger aber bleibt nicht etwa in Berlin, die Besatzung muss dann noch einmal quer durch die Republik, zum Flughafen Köln/Bonn.

Leerflüge zwischen Köln und Berlin schaden dem Klima

Dort nämlich ist die Heimat des Regierungsfliegers, der nun einen sogenannten „Bereitstellungsflug“ absolvieren muss. An Bord ist dann nur die Besatzung, keine Passagiere, kein Gepäck. Das Flugzeug legt die 478 Kilometer Luftlinie zwischen den beiden Flughäfen leer zurück. Wie der Bayerische Rundfunk (BR) mit Bezug auf Daten des Deutschen Bundestags berichtet, fanden allein zwischen Januar und Ende Juni 242 solcher Flüge zwischen Köln und Berlin statt.

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Die Flugbereitschaft des Bundesverteidigungsministeriums geht dem Bericht zufolge davon aus, dass bis Ende 2022 rund 480 solcher Bereitstellungsflüge zusammenkommen dürften. Kritiker ärgert das. Die Flüge seien klimaschädlich und kosteten viel Geld. Dietmar Bartsch, der Fraktionschef der Linken im Bundestag, bezeichnet das Prozedere als „nicht akzeptabel“.

Bereitstellungsflüge eine Bürde des Regierungsumzugs von Bonn nach Berlin

Warum derartige Überführungsflüge nötig sind, erklärt Jürgen Trittin. Sie seien „das Erbe eines sehr komplizierten Prozesses“, so der Grünen-Politiker im ARD-Hörfunk, der damit den Regierungsumzug von Bonn nach Berlin meint, den die aktuell 16 Regierungsflieger bis heute nicht nachvollzogen haben. Sie sind weiter auf dem Flughafen Köln/Bonn beheimatet, weil auch das Verteidigungsministerium seinen Hauptsitz weiter in Bonn hat.

Die Regierungsflotte müsse dort stationiert sein, wo die Regierung sitze, fordert Trittin nun im ARD-Hörfunk. Nach Angaben der Flugbereitschaft fehlt am Hauptstadtflughafen BER jedoch die nötige Infrastruktur. Derzeit befindet sich noch ein Großteil der Technik, welche die Luftwaffe benötigt, weiter in Köln auf dem militärischen Teil des Flughafens Köln/Bonn. Das Ziel, den Teil der Abteilungen aus Köln-Wahn in die Hauptstadt zu verlagern, könnte noch Jahre dauern. Linken-Fraktionschef Bartsch geht das nicht schnell genug. Der Umzug müsse sofort erfolgen.

Umzug für 2032 geplant

Im Moment ist der Umzug der Flugbereitschaft nach Berlin für das Jahr 2032 angepeilt. Bis dahin soll die nötige Infrastruktur am Flughafen BER, dessen Eröffnung sich immer wieder verzögert hatte, stehen.

Das Ministerium erklärte indes bereits in der Vergangenheit, dass Bereitstellungsflüge auch zur Erfüllung der Aus- und Weiterbildungsprogramme von Piloten und Besatzung genutzt werde. Für Bartsch nur ein schwacher Trost. Er bezeichnete den Vorgang bereits im Januar 2022 als „klimapolitischen Irrsinn“. (pst)