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Lärmbelästigung in NRWKarte zeigt, was uns krank machen kann

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Die Lärmkarte zeigt den Lärmpegel am Flughafen Köln-Bonn.

Köln – Die Stadtbahn 15 Richtung Chorweiler rattert über die Schienen, zahlreiche Autos fahren mit brüllende Motoren über die Kreuzung. Ein Autofahrer bremst vor einer roten Ampel, die Reifen quietschen, hinter ihm lautes Hupen.

Fahrradfahrer klingeln, damit eine Mutter mit ihrem schreienden Baby Platz macht. Ein ganz normaler Montagmorgen am Kölner Barbarossaplatz. An einer der lautesten und dichtesten Verkehrsknoten der Stadt.

Lärmkarte soll Lärmbelastung in ganz NRW sichtbar machen

Der Lärmpegel für den Straßenverkehr am Barbarossaplatz beträgt zeitweise mehr als 75 Dezibel. Das zeigt die Lärmkarte des Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen.

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Die Lärmkarte zeigt den Lärmpegel in Köln.

Die Karte soll die Lärmbelastung in ganz NRW sichtbar machen. „Die Hauptlärmquelle in Nordrhein-Westfalen, besonders in den Ballungsräumen, ist der Straßenverkehr“, sagt Elke Stöcker-Meier, Leiterin des Lärmschutzreferates des Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz NRW.

Städte sollen mit der Lärmkarte Aktionspläne entwickeln

Denn es sind nicht nur die großen Kreuzungen, die Lärm verursachen. „Auch kleine Straßen können laut sein“, sagt Stöcker-Meier weiter. Die Lärmkarte ist ein Ergebnis der Umgebungslärmrichtlinien der EU. Städte und Kommunen sollen auf Grundlage der Karte Aktionspläne gegen Lärm entwickeln.

Maßnahmen können so zum Beispiel Tempolimits oder lärmarme Fahrbahnbeläge sein. „Die Verminderung von Verkehrslärm leistet einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung von Umwelt- und Gesundheitsproblemen“, sagt Stöcker-Meier. Laut einer Umfrage des Umweltbundesamtes fühlen sich 75 Prozent der Deutschen vor allem vom Lärm durch den Straßenverkehr belästigt.

Karte zeigt Lärmwerte für jeden Wohnort an

Doch nicht nur den Städten und Kommunen soll die Lärmkarte helfen. „Die Karte ist sehr bürgernah. Die Menschen können ihre Straße und ihre Stadt eingeben. Die Karte zeigt ihnen dann die Lärmwerte an ihrem Wohnort an“, sagt Ottmar Hartwig, Umweltpädagoge bei der Natur- und Umweltschutzakademie NRW.

„Mit den Informationen sollen Bürger den Lärm in ihrer Umgebung bewerten können und die richtigen Entscheidungen treffen“, sagt Hartwig. Neben Entscheidungen für oder gegen einen lauten oder leisen Wohnort betont der Umweltpädagoge vor allem auch die ökologische Verantwortung.

Lärmwerte am Barbarossaplatz in Köln: Über 75 Dezibel

„Lärm ist einer der unbekanntesten Umweltverschmutzungen, denn sie ist eine, die man nicht sehen kann“, sagt Hartwig. Sie belaste das Wohlbefinden von Mensch und Tier und werde deshalb auch als eine Emission bezeichnet.

Mit Klick auf die Karte färbt sich der Barbarossaplatz in eine Mischung aus lila und dunkelblau. Lila bedeutet ein Lärmpegel zwischen 70 und 75 Dezibel, blau mehr als 75. „Für unser Innenohr selbst ist das nicht zu laut. Bei diesen Lärmemissionen müssen wir nicht davon ausgehen, dass wir Hörverluste erleiden“, sagt Prof. Dr. Martin Walger, Professor für Audiologie der Uniklinik Köln.

Gesundheitliche Probleme als Folge

Entwarnung gibt es aber nicht. Denn auf Dauer können diese Werte zu anderen, starken gesundheitlichen Problemen führen. Die Folgen sind Lärmwirkungen, die außerhalb des Hörorgans zu spüren sind. „Der Lärm versetzt den Körper in Stress, das kann zu Bluthochdruck, Schlaf- und Aufmerksamkeitsstörungen und eine verminderte Konzentration führen“, sagt Martin Walger. In schlimmen Fällen erkranken Betroffene an Depressionen oder begehen Suizid.

Auswirkungen, die aber nicht nur Menschen betreffen, die jahrelang in den belebten Innenstädten von Köln oder Düsseldorf wohnen. Zoomt man aus der Lärmkarte heraus fällt zwar auf, dass der Geräuschpegel in ländlichen Regionen abnimmt, „aber Lärm ist etwas ganz subjektives“, sagt Martin Walger. „Für die einen ist die Stadt Musik, für die anderen nervt es ohne Ende. Und das kann eben auch auf dem Land dann das Gequake vom Frosch sein.“

Hörverlust ab 85 Dezibel

„Hörverluste können aber erst ab 85 Dezibel auftreten“, sagt Walger. Lärmpegel, die vor allem in Flugschneisen rund um die Flughäfen Köln-Bonn, Düsseldorf und Dortmund auf der Lärmkarte erkennbar sind. Diesen Pegeln setzen sich viele Menschen allerdings auch in ihrer Freizeit aus.

„Ich empfehle eine Obergrenze von zwei Stunden 100 Dezibel pro Woche“, sagt Martin Walger. Vor allem junge Menschen halten diese eher selten ein. Sie hören laute Musik über Kopfhörer, tanzen bis vier Uhr morgens im Club. Die Pegel oftmals weit über 100 Dezibel. „Das geht bis 130 Dezibel rauf.

Tinnitus als Spätfolge von Lärm

Da reichen dann ein, zwei Minuten pro Woche, dann verabschieden sich erste Sinneszellen, und das auch permanent.“ Vergleichbar seien diese Pegel mit der Lautstärke einer Explosion oder Feuerwerkskörper, die direkt am Ohr losgehen.

Wenn man sich häufiger solchen Lärmbelastungen aussetzt muss man mit einem dauerhaften Lärmschaden im Innenohr rechnen.“ Merkbar mache sich dieser Schaden zunächst in einem Verlust des Hochtonbereichs. Später kann dies zu einem Tinnitus führen.

„Dauerhafte Hörschäden sind nicht reparabel“

Martin Walger und Ottmar Hartwig betonen die Wichtigkeit von präventiven Maßnahmen: Lärmdämmung insbesondere im Schlafbereich, leisere Gartengeräte kaufen, leisere Autoreifen, die Nutzung von bestimmten Apps. „Ich hab oft wenig Verständnis dafür, wenn ich Kinder ohne Gehörschutz auf Konzerte sehe.“, sagt Walger und appelliert an das Verantwortungsbewusstsein der Eltern. „Dauerhafte Hörschäden sind nicht reparabel“, sagt er weiter. „Den hat man dann fürs Leben.“

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Mit verschiedenen Aktionen wollen das Umweltministerium und die Natur- und Umweltschutzakademie NRW auf das Thema Lärm aufmerksam machen. „Wir wollen Bewusstsein schaffen. Vor allem junge Menschen haben dieses Lärmbewusstsein nicht mehr“, sagt Ottmar Hartwig. Eine neue Broschüre des Ministeriums mit dem Titel „Besser leben mit weniger Lärm“ soll ebenfalls Informationen und Tipps für einen wirksamen Lärmschutz im Alltag geben.