Düsseldorf – Mit einer Fehlermeldung begann für viele Schulen am Montagmorgen der Start in den Distanzunterricht in NRW, sie betraf Nutzer von Online-Lernplattformen wie Moodle, die Lehrern die Möglichkeit geben, digitale Klassenräume zu eröffnen.
Moodle und andere Plattformen wie Logineo sind derzeit Rettungsinseln für die Schulen in der Pandemie: Mit Beginn dieser Woche hat die Politik den Präsenzunterricht ausgesetzt, landauf, landab wechseln die Schulen in einen anderen Modus – auf digitalen Endgeräten wie Tablets, Laptops und PCs erteilen die Lehrer Distanzunterricht. Die entsprechende Software dafür stellt etwa Moodle bereit.
Kölner Schulleiter berichtet über Schulstart
„Leider war der heutige Start für viele Schüler und Schülerinnen und ebenso für die Kollegen und Kolleginnen sehr frustrierend. Der Unterricht war fertig geplant, Chats und Konferenzen eingerichtet, Material hochgeladen, und dann scheinen die Server des Schulsupports der Stadt Köln überlastet zu sein, auf denen Moodle läuft“, fasst Ulf Ußner, Leiter des Georg-Büchner-Gymnasiums in Köln, den Tag nach den Weihnachtsferien zusammen.
„Das ist extrem ärgerlich, da dies schon im Dezember so passiert ist und wir als Schule hier auch kaum eingreifen können und nun die Kollegen und Kolleginnen – wie auch ich – versuchen, die Schülerinnen und Schüler beispielsweise über ihre Schul-Email zu erreichen und ihnen zur Seite zu stehen.“
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Das Problem betraf nicht allein NRW, sondern auch Baden-Württemberg. Worauf es zurückzuführen ist, bedarf wohl noch eingehender Klärung. Ralf Hilgenstock, Geschäftsführer des Berliner Unternehmens Eledia, das Logineo NRW LMS für das Land betreibt, zieht in Betracht, dass die digitale Infrastruktur in Deutschland nicht ausreiche, um den Ansturm durch Distanzunterricht bewältigen zu können: „Wenn morgens um acht Uhr alle Schülerinnen und Schüler sich einloggen und auch Systeme benutzen, in denen sie die Kamera und den Ton einschalten, ist die Bandbreite erschöpft.“
Hilgenstock spricht von einem strukturellen Engpass, vor dem man bereits im Sommer gewarnt habe. Damals habe er die Frage mit Blick auf Distanzunterricht und Internet gestellt: „Was heißt eigentlich pandemietauglich?“
In NRW funktioniert Moodle dezentral
Moodle wird in NRW von rund 2000 Schulen genutzt und von diesen an die jeweiligen Profile und Bedürfnisse angepasst. Anders als in Bayern, wo es eine Installation für alle Schulen gibt, funktioniert es in NRW dezentral. Es gibt also nicht das eine System Moodle, sondern verschiedene Hosts, die ihre Serverkapazitäten für Moodle anbieten.
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So könnte sich auch das uneinheitliche Bild erklären, das sich am Montagmorgen bei der Benutzung der Plattform ergab: Während die Server des Schulsupports der Stadt Köln streikten, wie Ußner berichtet, arbeiteten alle erzbischöflichen Schulen der Stadt mit der Plattform Moodle problemlos, wie die Schulleiter der Liebfrauenschule und des Ursulinengymnasiums bestätigen. Die konfessionellen Kölner Schulen haben sich einen eigenen Host gesichert mit ausreichend Server- und Leitungskapazitäten.
Der Kölner Netzbetreiber Netcologne hat zum Schulstart „eine sehr hohe Auslastung des Moodle-Systems verzeichnet, auf welche unser Schulsupport mit performancesteigernden Maßnahmen reagiert hat“, heißt es auf Anfrage. „Voraussichtlich diese Nacht werden wir Moodle auf eine stärkere Hardware migrieren, sodass ab morgen noch mehr Ressourcen für die Nutzung bereitstehen.“
Probleme auch im Kölner Umland
Auch im Kölner Umland verlief der Schulstart holpriger als sich die Schulen es erhofft hatten. „Wir haben Punkt 7.35 Uhr mit dem Distanzunterricht begonnen, alles lief hervorragend. Doch um 8.05 Uhr ging der Messengerdienst Untis, den wir zur Kommunikation nutzen, in die Knie“, sagt Christoph Menn-Hilger, Leiter des Gymnasiums Lindlar. Andrea Friedrich, Leiterin der Gesamtschule Much, hofft darauf, dass Moodle als Plattform für die Schulcloud spätestens am Mittwoch wieder läuft. Man brauche sie, um damit Videokonferenzen verknüpfen zu können.
Im Oberbergischen Kreis waren die Erfahrungen geteilt. Während an der TOB-Sekundarschule in Wiehl das Arbeiten mit der Lernplattform reibungslos funktionierte, meldete das Kaufmännische Berufskolleg Oberberg in Gummersbach massive Probleme. In beiden Häusern wird schon seit Jahren mit Moodle gearbeitet.
In einer Sondersitzung des Schulausschusses im Düsseldorfer Landtag ging es am Montag ebenfalls um den vielerorts missglückten Schulbeginn. Bundesweit habe es in der Vergangenheit immer wieder Probleme gegeben, so Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP). Bis dato gebe es aber keine Rückmeldungen, dass größere Probleme aufgetreten seien. Später hieß es aus dem Schulministerium: „Bei der hohen Anzahl angemeldeter Schulen können Probleme in Einzelfällen nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Aktuell laufen die Systeme der Logineo NRW Produktfamilie stabil und leistungsfähig.“
„Absturz symptomatisch für Zustand der Schulpolitik“
Dagegen erklärte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD, Jochen Ott: „Der Absturz von Lernplattformen und die Überlastung von Schulservern am ersten Tag des Distanzunterrichts ist symptomatisch für den Zustand der Schulpolitik dieser Landesregierung. Es gibt keinerlei Vorkehrungen für die Zeit nach dem 31. Januar.“
Ulf Ußner vom Georg-Büchner-Gymnasium warnt vor einer Vernachlässigung der Probleme, wie sie am Montag aufgetreten sind: „Ohne stabile Zugänge seitens des Schulträgers werden Lehrerinnen und Lehrer und Lerngruppen wieder in informelle Systeme abwandern, was jedoch das gemeinsame Lernen und Lehren in der digitalen Welt ebenfalls wieder zum individuellen Glücksspiel werden lässt.“ (mit ari, sül, cor, sp)