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Job-Abbau bei Ford in Köln„Eklatanter Fehler, den die Mitarbeiter ausbaden müssen“

Lesezeit 3 Minuten
Elektroautos vom Typ Explorer und Capri stehen auf dem Werksgelände der Ford-Werke in Köln-Niehl.

Elektroautos vom Typ Explorer und Capri stehen auf dem Werksgelände der Ford-Werke in Köln-Niehl.

Der Job-Abbau bei Ford alarmiert die Landespolitik. Die SPD befürchtet, dass die verbleibenden Mitarbeiter durch Mehrarbeit überlastet werden.

NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur ist klar, wo die Verantwortung für das aktuelle Desaster bei Ford liegt: Für sie resultiert der geplante Stellenabbau aus „erheblichen Umbauten im Management und in der Organisationsstruktur“. Wegen der „weiteren Zentralisierung in Richtung USA“ seien Doppelstrukturen im administrativen Bereich entstanden, sagte die Grünen-Politikerin in einer gemeinsamen Sondersitzung der Ausschüsse für Wirtschaft und Soziales zur Krise bei Ford im Düsseldorfer Landtag.

Die Job-Kürzungen seien „eine schlimme Nachricht“ für die Betroffenen und ihre Familien. „Es dürfte wenige Unternehmen geben, die so zur DNA der Kölnerinnen und Kölner gehören wie Ford. Jedes Kind kennt das blaue Logo mit dem weißen Schriftzug. Dieser besonderen Verantwortung muss sich das Management stellen“, sagte Neubaur. Ein Stellenabbau in der Produktion sei bislang nicht geplant.

Es dürfte wenige Unternehmen geben, die so zur DNA der Kölnerinnen und Kölner gehören wie Ford
Mona Neubaur, NRW-Wirtschaftsministerin

Bei Ford sollen bis Ende 2027 in Europa 4000 Stellen abgebaut werden, davon 2900 am Standort Köln. Als Gründe für den Abbau gibt das Unternehmen die schwache wirtschaftliche Lage in Europa sowie die Herausforderungen bei der Transformation der Branche für die Zukunft an.

Jan Matzoll (Grüne) rechnet im Landtag mit dem Ford-Management ab.

Jan Matzoll, Wirtschaftsexperte der Grünen, sieht schwere Managementfehler bei Ford.

Jan Matzoll, Wirtschaftsexperte der Grünen, sieht allerdings schwere Managementfehler als Ursache für den Stellenabbau. Während andere Hersteller bei günstigen Kleinfahrzeugen einen deutlichen Absatzzuwachs verzeichneten, habe Ford den erfolgreichen Fiesta, der in Köln hergestellt wurde, eingestellt – und sich stattdessen auf den Bau von hochpreisigen Autos fokussiert, die sich jetzt als Ladenhüter erwiesen. „Das war ein eklatanter Fehler, den die Mitarbeiter ausbaden müssen“, sagte Matzoll.

SPD-Sozialexpertin Teschlade spricht von Vertrauensbruch bei Ford

Die Sondersitzung war auf Antrag der SPD einberufen worden. Sozialexpertin Lena Teschlade sagte, die Ford-Mitarbeiter würden seit neun Jahren mit immer neuen Hiobsbotschaften konfrontiert. Nun sei es zu einem erneuten „Vertrauensbruch“ gekommen. Erst im letzten Jahr habe die Konzernleitung mit den Arbeitnehmervertretern vereinbart, dass es bis 2032 keine betriebsbedingten Kündigungen geben sollte.

Die Politikerin aus Köln forderte die Landesregierung auf, die Einhaltung der Regularien beim Arbeitsschutz genau zu überwachen. „Schon jetzt gibt es Rückmeldungen aus dem Unternehmen, dass die Beschäftigten sich überfordert fühlen werden und dass es eben zu viel Arbeit für zu wenig Köpfe geben wird“, so Teschlade. Der Landesregierung trage eine Mitverantwortung für die schlechten Verkaufszahlen bei den E-Autos, weil der zögerliche Zubau der Lade-Infrastruktur den Ausbau der E-Mobilität ausbremse.

Arbeitsminister Laumann: Bund soll für Bürokratieabbau sorgen

In Köln werden aktuell die vollelektrischen Fahrzeuge Explorer (ab 42.500 Euro) und das Coupe Capri (ab 44.950 Euro) gebaut. NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann verwies darauf, die Überwachung des Arbeitsschutzes mache erst nach dem Abschluss der Verhandlungen über den Stellenabbau Sinn, weil man dann erst wisse, welche Auswirkungen sich für die einzelnen Arbeitsabläufe ergeben werden. Die Landesregierung könne zwar mit der Regionalplanung die Voraussetzungen für eine gute Entwicklung von Industrie und Gewerbe schaffen. „Das größte Problem sind aber zurzeit die hohen Energiepreise und die starke Bürokratie“, sagte der CDU-Politiker. Hier seien Lösungen nur durch Entscheidungen in Berlin und auf EU-Ebene möglich.

Der FDP-Abgeordnete Dietmar Brockes beklagte, die Landesregierung mache nicht deutlich, wie sie den von Entlassung bedrohten Arbeitnehmern konkret helfen wolle. So sei unklar, ob sich NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) für die Wiedereinführung einer Prämie für den Kauf von Elektroautos einsetze oder nicht. Es sei falsch, wenn die Grünen den Menschen vorschreiben wollten, welches Auto sie kaufen sollten. „Viele Menschen entscheiden sich gegen E-Fahrzeuge, weil sie nicht von der Technik überzeugt sind oder die Autos schlicht zu teuer sind.“