Die fehlende Kooperationsbereitschaft von vielen Herkunftsländern bleibe ein Hindernis, sagte eine Sprecherin des Flüchtlingsministeriums.
„Bund muss Abkommen schließen“NRW schiebt 2024 deutlich mehr Geflüchtete ab als im Vorjahr
Die Zahl der Abschiebungen in Nordrhein-Westfalen ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Nach Angaben des NRW-Flüchtlingsministeriums sind zwischen Januar und Ende November insgesamt 4033 Menschen abgeschoben worden. Im gesamten Vorjahr waren es 3663 und im Jahr 2022 3118. Damit entfällt etwa jede fünfte Abschiebung aus Deutschland im vergangenen Jahr auf NRW.
„Gleichwohl bleibt als wesentliches Hindernis in vielen Fällen die fehlende Kooperationsbereitschaft von Herkunftsländern bei der Rückübernahme ihrer Staatsangehörigen“, sagte eine Sprecherin des Flüchtlingsministeriums dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Am häufigsten wurden im vergangenen Jahr nach Angaben der Bundespolizei Menschen nach Albanien (399), Nordmazedonien (351) und Serbien (299) abgeschoben.
„Ressourcen und Abschiebungen werden erhöht, aber auf die Menschen weniger Rücksicht genommen“
„Wir haben eine Reihe von Maßnahmen in den vergangenen Jahren umgesetzt, um diejenigen auch konsequent rückzuführen, die keine Bleibeperspektive im Land haben“, sagte NRW-Flüchtlingsministerin Josefine Paul (Grüne) dieser Zeitung. „Gerade in Bezug auf die Steuerung von Migrationsprozessen ist der Bund gefordert, tragfähige Migrations- und Rücknahmeabkommen mit wesentlichen Herkunftsländern zu schließen“, so Paul weiter.
Alles zum Thema Olaf Scholz
- Transatlantisches Verhältnis Scholz erinnert Trump an Unverletzlichkeit von Grenzen
- „Maximale Eskalation“ Geraune über Putin-Plan – Regierung droht mit rechtlichen Schritten gegen CDU-Politiker
- Spekulationen von CDU-Politiker SPD weist Äußerung über Treffen von Scholz und Putin zurück
- Kanzler beim „Stern“ Scholz zu Attacken von Musk – „Cool bleiben“
- Donald Trump poltert nach Todesfahrt Fahrer rast mit Pick-up in feiernde Menschen in New Orleans – FBI gibt Details bekannt
- Letzte Neujahrsansprache vor Neuwahl Scholz wirbt trotz Krisen für Zuversicht 2025
- Es kann nur besser werden So toll wird 2025 – die satirische Jahresvorschau
„Die Zahlen steigen ebenso wie der Druck auf die potenziell betroffenen Menschen“, sagte Sebastian Rose vom Abschiebungsreporting NRW, das Abschiebungen aus Nordrhein-Westfalen dokumentiert, dieser Zeitung. „Die Ressourcen in Abschiebungen werden erhöht, gleichzeitig wird weniger Rücksicht auf die Lebensumstände der betroffenen Menschen genommen.“
Bundesweit ins 2024 mehr Abschiebungen als im Vorjahr
Auch bundesweit sind im vergangenen Jahr deutlich mehr Menschen abgeschoben als 2023. Zwischen Januar und November 2024 seien 18.384 Menschen aus Deutschland abgeschoben worden, bestätigte ein Regierungssprecher am Dienstag. Das ist ein Anstieg um etwa 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Im gesamten Jahr 2023 wurden demnach 16.430 Abschiebungen vorgenommen. 2016 lag die Zahl der Abschiebungen Regierungsangaben zufolge bei 25.375, im Jahr 2019 waren es rund 22.000 Abschiebungen. 2020, im ersten Jahr der Corona-Pandemie, brachen die Zahlen ein, es wurden 10.800 Menschen abgeschoben.
Seitdem stieg diese Zahl jedes Jahr an. Im gesamten Jahr 2024 stellten insgesamt 213.000 Menschen ein Asylgesuch. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nannte den Anstieg bei den Abschiebungen im Magazin „Stern“ einen „echten Fortschritt“. „Obwohl Rückführungen eigentlich Sache der Länder sind, habe ich vor zwei Jahren sehr konkrete Vorschläge gemacht, wie man sie erleichtern kann und mit den Ländern Vereinbarungen getroffen“, sagte Scholz. (mit afp)