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„Pinky“ und „Brain“Aktivisten aus Tunnel unversehrt und wieder auf freiem Fuß

Lesezeit 3 Minuten
Wie lange die beiden Aktivisten in dem Tunnel ausharrtten, ist noch ungewiss.

Wie lange die beiden Aktivisten in dem Tunnel ausharrtten, ist noch ungewiss.

Am Ende räumten sie freiwillig das Feld: Nachdem die letzten verbleibenden Aktivisten in Lützerath ihren Tunnel verlassen haben, werden immer mehr Einzelheiten über sie bekannt.

Die beiden letzten Besetzer von Lützerath haben aufgegeben: „Die Tunnelbewohner:innen Pinky & Brain verlassen selbst den #LütziTunnel“, schrieb um 12:10 Uhr der Aktionsticker „Lützerath“ auf Telegram. Es gehe ihnen gut, sie könnten laufen und hätten den Tunnel selbstständig verlassen können, hieß es aus Aktivistenkreisen auf Nachfrage. Die beiden waren offenbar von der Polizei aus dem Ort begleitet worden. Inzwischen sind sie offenbar wieder auf freiem Fuß.

„RWE ist erleichtert, dass die lebensbedrohliche Situation auf diese Weise beendet wurde. Das freiwillige Verlassen des Tunnels ist das Ergebnis intensiver Gespräche“, teilte das Unternehmen mit. Eine Rettung aus dem Tunnel gegen den angekündigten Widerstand der Personen wäre mit hohen Risiken verbunden gewesen, auch für die Rettungskräfte, hieß es weiter. Die Werksfeuerwehr des Essener Energiekonzerns, der Lützerath wegen der darunter liegenden Braunkohle abbaggern will, hatte die Verantwortung für die Rettung der beiden Aktivisten übernommen. Die Polizei hatte den Räumungseinsatz im besetzten Lützerath am Sonntagnachmittag für beendet erklärt, nachdem die letzten Aktivisten aus den Bäumen geholt worden waren.

Die beiden Aktivisten hatten mehrere Tage in einem unterirdischen Gang unterhalb einer Ruine in Lützerath verbracht und damit die Rettungskräfte in Atem gehalten. Wie lange die beiden genau dort unten in vier Meter Tiefe ausgehaart haben, ist unklar. Am vergangenen Donnerstag hatten Aktivisten ein Video bei YouTube hochgeladen, das die beiden in einem selbst gegrabenen Tunnel zeigt.

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Aktivisten „Pinky“ und „Brain“ mehrere Tage in Tunnelsystem

RWE hatte nach eigenen Angaben nach Bekanntwerden der Tunnelbesetzung einen Krisenstab eingerichtet. Experten der Feuerwehr und der Grubenwehr hätten anschließend damit begonnen, technische Lösungen für mögliche Rettungsmaßnahmen vorzubereiten, teilte der Konzern am Montagnachmittag mit. Spezialisten von RWE für Bauwesen und Gebirgs- und Bodenmechanik seien hinzugezogen worden. Das THW leistete technische Unterstützung, auch die zuständige Bergbehörde sei eingebunden gewesen. Als erste Maßnahmen seien der Tunneleinstieg gesichert und die darüberliegende Gebäudestruktur verstärkt worden. Die selbstgebaute Luftzufuhr der Aktivisten, die lediglich durch Autobatterien betrieben worden sei, sei kontinuierlich mit Strom geladen und technisch stabil gemacht worden.

„Pinky“ und „Brain“, wie sich die beiden in dem Video nach zwei Cartoon-Figuren nennen, gehören offenbar keinem der bekannten Bündnisse wie „Ende Gelände“ oder „Lützerath lebt“ an. „Es gibt den Wunsch der beiden, sich als Anarchisten und in der Tradition des zivilen Ungehorsams zu sehen“, sagte Florian Özcan, Sprecher von „Lützerath“, bleibt am Montagmittag im Gespräch mit Zeit Online. Es gehe ihnen um den Kampf gegen Braunkohle, für Klimagerechtigkeit und für eine befreite Gesellschaft. Özcan bezeichnete die Tunnelbesetzung trotz der lebensgefährlichen Bedingungen als legitim. „Wir sind dankbar für ihren Einsatz und dass sie so lange im Tunnel ausgeharrt haben für unseren Kampf für Klimagerechtigkeit.“