AboAbonnieren

Bewegendes TreffenNRW-Regierungschef Wüst trifft sein ukrainisches Patenkind

Lesezeit 3 Minuten
Hendrik Wüst (CDU), Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, spielt am Tisch mit seinem Ehrenpatenkind Daniel, rechts Mutter Anna Marchenko.

Hendrik Wüst (CDU), Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, spielt am Tisch mit seinem Ehrenpatenkind Daniel, rechts Mutter Anna Marchenko.

Hendrik Wüst hat ukrainische Flüchtlinge zum Frühstück in die Staatskanzlei eingeladen. Dabei traf er auf sein Patenkind, dass kurz nach dem Angriff vor zwei Jahren in NRW geboren wurde.

Nein, in diesem Kinderstuhl will Daniel lieber nicht Platz nehmen. Kein Wunder – die Tischplatte hätte den fast Zweijährigen viel zu sehr eingeengt. Hendrik Wüst erkennt das Problem mit einem Blick. Ein paarmal fest gerüttelt und gezogen, dann springt die Platte ab. Daniel hat trotzdem keine Lust, in den Sessel einzusteigen. „Dann geh zur Mama auf den Schoß“, rät der Ministerpräsident dem Kleinen und schmunzelt. Er kennt solche Situationen. Wüst ist Vater einer Tochter, die bald drei wird.

Vor rund zwei Jahren, kurz nach Beginn des Angriffskriegs von Russland gegen die Ukraine, war Daniels Mutter Anna Marchenko hochschwanger aus Dnipro nach Nordrhein-Westfalen geflohen. Nur einen Tag nach ihrer Ankunft in Bad Oeynhausen kam ihr Sohn zur Welt. Wüst hatte damals die Ehrenpatenschaft für den Jungen übernommen.

Wüst: „Schicksale sind tief berührend“

„Daniel kennt nichts anderes, als ein Flüchtlingskind zu sein“, sagt Wüst nach der Begegnung mit dem Jungen. „Wir reden oft über Technik und Waffen, wenn es um den Krieg geht.“ Vor allem, fügt der Ministerpräsident hinzu, gehe es aber um die Menschen: „Ihre persönlichen Geschichten und Schicksale sind tief berührend.“

Zum Jahrestag des russischen Überfalls hat die Staatskanzlei 16 Ukrainer, die in NRW Schutz gefunden haben, nach Düsseldorf zu einem Frühstück eingeladen. Am Platz von Daniel liegen zwei Bilderbücher. Der Junge interessiert sich allerdings mehr für Stofftier „Claudia“. Das Pferdchen, das ein T-Shirt mit NRW-Logo trägt, übersendet Wüst normalerweise als Gruß bei Drillingsgeburten.

Ansprache muss nicht übersetzt werden

„Essen ist ein Stück Heimat“, sagt Wüst, und deswegen hat die Staatskanzlei das Frühstück von einem ukrainischen Restaurant anliefern lassen. Die Inhaberin war im März 2022 aus der Zentralukraine nach NRW gekommen. Im Oktober 2023 eröffnete sie ihr eigenes Restaurant in Düsseldorf. Fast alle Gäste sind mittlerweile in der deutschen Gesellschaft angekommen. Wüsts Ansprache muss nicht übersetzt werden.

Oksana Ponomarenko und ihre Tochter Diana hatte Wüst in einer Unterkunft für Geflüchtete in Unna-Massen kennengelernt. Diana leidet an einer Krebserkrankung und wird aktuell am Universitätsklinikum Bonn behandelt. Ihr Zustand ist stabil. Auch Kinder eines Kinderheims, das aus Mariupol evakuiert wurde, sind bei dem Austausch dabei. Wüst hatte das Heim in den vergangenen beiden Jahren mehrfach besucht. Derzeit leben dort 20 Kinder zwischen neun und 17 Jahren, darunter auch Kinder mit Autismus.

NRW hat sich seit Kriegsbeginn an zahlreichen Hilfsprojekten beteiligt. Für das Förderprogramm „Wiederaufbauprojekte NRW-Dnipropetrowsk“ wurden 280.000 Euro gegeben, Hilfslieferungen des Deutschen Medikamenten-Hilfswerk „action medeor“ wurden mit 220.000 Euro unterstützt. Im Kriegsverlauf seien 3000 Schulen zerstört und 500 Kinder getötet worden, sagte der Ministerpräsident – und verspricht seinen Gästen: „Wir stehen weiter fest an der Seite der Ukraine. Heute, morgen und in Zukunft.“