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Desaster um RahmedetalbrückeZeuge im U-Ausschuss bestätigt: A45-Brücke war kein Sorgenkind

Lesezeit 2 Minuten
Lüdenscheid: Blick auf die damals gesperrte Autobahn-Talbrücke Rahmede.

Die Autobahn-Talbrücke Rahmede ist längst gesprengt. Sie beschäftigt aber immer noch einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss.

Schwarz-Grün sieht den damaligen Verkehrsminister Wüst entlastet, die SPD interpretiert die Aussage aber ganz anders.

Die Fahrt von Düsseldorf ins hessische Herborn führt über die A45, aber zum Glück ein gutes Stück südlich der abgerissenen Rahmedetalbrücke. Um die ging es bei einer auswärtigen Sitzung des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses zum Brückendesaster. Ein wichtiger Zeuge bestätigte den Abgeordneten: Die Brücke bei Lüdenscheid galt – im Gegensatz zu anderen – nie als Sorgenkind.

Karl-Hermann M. war Leiter der Projektgruppe „Ausbau A45“. Wegen eines Pflegefalls konnte er nicht nach Düsseldorf kommen, weswegen der U-Ausschuss am Montag zu ihm nach Herborn kam. Im Rathaus hatte man den Sitzungssaal aus dem Landtag quasi nachgebaut: mit Monitoren, Mikros und einem Tisch für den Zeugen.

Der ehemalige Projektleiter sagte – wie vor ihm schon andere Zeugen – dass man das Unheil nicht habe kommen sehen. Prüfberichte 2017 und 2020 hätten nicht ahnen lassen, was im Dezember 2021 rauskam: Die Brücke war völlig marode. Sie musste sofort gesperrt werden, wurde vor anderthalb Jahren gesprengt und soll bis Mitte 2026 neu erstehen.

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Der damalige Verkehrsminister hieß Hendrik Wüst

Die aufwändige Tour nach Hessen am Montag hat sich aus Sicht von Schwarz-Grün gelohnt. Der Zeuge habe erneut bestätigt, dass der damalige Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) nicht mal was hätte tun können, wenn man von dem Zustand der Brücke etwas gewusst hätte. Es habe nämlich noch kein Planfeststellungsverfahren gegeben.

Der U-Ausschuss im Herforder Rathaus. Der Zeuge (braune Jacke) war Leiter der Projektgruppe A45.

Der U-Ausschuss im Herforder Rathaus. Der Zeuge (braune Jacke) war Leiter der Projektgruppe A45.

„Weiter machte er deutlich, dass die Projektgruppe zur A 45 trotz begrenzter personeller Ressourcen insgesamt gute Ergebnisse erzielen konnte. So seien Brücken, deren Neubau damals als dringender eingeschätzt wurde, vorrangig behandelt worden. Eine politische Einflussnahme auf die Priorisierung habe es zu keinem Zeitpunkt gegeben“, bilanzierten die Sprecher von CDU und Grünen im Ausschuss, Jörg Geerlings und Martin Metz.

Die SPD wertete die Aussagen des Ex-Projektleiters erwartungsgemäß ganz anders: „Konkret stellte der Projektgruppenleiter für die A 45 wiederholt fest, dass die Ausstattung der Projektgruppe ‚spärlich‘ war. Es hätte eine bessere personelle Zusammensetzung gebraucht, um den Aufgaben gerecht zu werden“, so der SPD-Abgeordnete Gordan Dudas.

Daher seien eben nur die Sorgenkinder beackert worden, zu denen die Rahmedetalbrücke wie beschrieben nicht gehörte, so Dudas. Dass das Ministerium bei verschiedenen A45-Baustellen vorbeischaute, sei auch nur Makulatur gewesen: Denn das Personal wäre ja nicht aufgestockt worden. Dudas‘ Fazit: „Der Eisberg wurde gesehen, aber nicht in das Ruder gegriffen.“