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Unbemerkt von BehördenPutins Tochter reiste seit 2015 mehrfach nach Deutschland

Lesezeit 3 Minuten
Tichonowa imago Putin 250822

Katerina Tichonowa bei einer Akrobatik-Veranstaltung im Jahr 2014 (Archivbild)

Den deutschen Sicherheitsbehörden sind offenbar zahlreiche Reisen einer Tochter Wladimir Putins nach Deutschland entgangen. Nach Recherchen der russischen Investigativplattform „IStories“ und des „Spiegel“ flog Katerina Tichonowa seit 2015 wohl mehr als zwanzigmal nach Deutschland, vor allem nach Bayern.

Obwohl sie dabei von mutmaßlich bewaffneten Bodyguards der russischen Präsidentengarde FSO begleitet wurde, fielen die Touren der deutschen Polizei und den Nachrichtendiensten über Jahre hinweg nicht auf. Und das sogar, obwohl Tichonowa und ihre Begleiter stets unter ihren richtigen Namen nach Deutschland eingereist sein sollen.

Tichonowa nutzte wohl italienisches EU-Visum

Die Deutschland-Reisen der Putin-Tochter lassen sich dem Bericht zufolge aus geleakten Passagierdaten, Passkopien und internen E-Mails aus dem russischen Sicherheitsapparat nachvollziehen, die „IStories“ und dem „Spiegel“ vorliegen. Demnach nutzte Tichonowa für ihre Reisen nach Deutschland zeitweise wohl ein italienisches EU-Visum.

Bei ihren Einreisen müsste Tichonowa der Bundespolizei ihren Pass samt Visum gezeigt haben und durchgewunken worden sein – detailliert nachvollziehen lässt sich der genaue Ablauf der Einreisen allerdings nicht, da Einreisedaten in Deutschland nicht erfasst werden. Die deutschen Nachrichtendienste wiederum geben als Begründung für die Nicht-Erfassung an, für Reisen von Angehörigen ausländischer Staatschefs nicht zuständig zu sein.

CIA-Mitarbeiter: „Niemand wollte offenbar genauer hinschauen“

Das wiederum sorgt für Kritik aus den USA und aus Deutschland. John Sipher, Ex-Leiter der Russlandoperationen des US-Geheimdienstes CIA, zeigte sich gegenüber dem „Spiegel“ wenig überrascht: „Die Russlandpolitik der deutschen Regierung war immer: keine Welle machen. Niemand wollte offenbar genauer hinschauen, weil das eine unerwünschte Konfrontation mit Moskau bedeutet hätte. Warum sollte da jemand Putins Tochter unter die Lupe nehmen?“

Auch SPD-Politiker Sebastian Fiedler übte Kritik an den deutschen Behörden. „Da schlappen bewaffnete Personenschützer der russischen Präsidentengarde unbemerkt durch Bayern und niemanden interessiert es“, kritisiert der SPD-Innenexperte und Bundestagsabgeordnete ebenfalls im „Spiegel“. „Wir haben keine Strategien entwickelt, den russischen Agenten und ihren Aktivitäten etwas entgegenzusetzen. Wir können so nicht weitermachen.“

Kiesewetter fordert Visa-Stopp für russische Staatsbürger

Roderich Kiesewetter, Außenexperte der CDU im Bundestag, fordert mit Blick auf die unerkannten Einreisen Tichonowas indes ein Ende der „liberalen Visa-Politik“ Russland gegenüber. „Die Schengen-Staaten sollten bis auf Weiteres keinerlei Touristenvisa für Russen mehr ausstellen“, erklärte Kiesewetter.

Damit schließt sich der CDU-Politiker den Forderungen vieler Staaten des Baltikums nach einem Visa-Stopp für russische Staatsbürger an. Kanzler Olaf Scholz (SPD) hatte sich bisher stets gegen diesen Schritt ausgesprochen. Laut Scholz sei es „Putins Krieg“ und nicht der aller Russen.

Grund für Tichonowas Reisen nach Bayern ist unterdessen höchstwahrscheinlich eine romantische Beziehung zu einem in München tätigen Mann namens Igor Zelensky, der bis April dieses Jahres Chef des Bayerischen Staatsballetts war und mutmaßlich der Vater von Tichonowas heute vierjähriger Tochter ist. (das)