Frankfurt/Berlin – Pedelecs, Lastenfahrräder und Rennräder im Wert von Tausenden Euros - oder auch nur Teile davon: Fahrraddiebe machen zunehmend wertvolle Beute. Auf 110 Millionen Euro schätzt der Gesamtverband der Versicherer (GDV) den Schaden für das vergangene Jahr. Im Einzelfall waren es im Schnitt 860 Euro, fast doppelt so viel wie noch zehn Jahren zuvor. Nach einer Corona-Delle lassen vorläufige Zahlen zudem einen Anstieg der Taten erkennen.
Das Landeskriminalamt Hessen meldet für den Zeitraum zwischen Anfang Januar und Ende Juli eine Fallzahl im mittleren vierstelligen Bereich und damit deutlich mehr als noch im Vorjahreszeitraum, wie eine Sprecherin berichtet. Schon 2021 waren die Anzeigen wegen Fahrraddiebstahls in Hessen wieder angestiegen - mit rund 11.500 im Gesamtjahr waren es fast so viele wie zuletzt 2018.
Auch Berlin verzeichnet mehr Taten - und dies entspreche dem bundesweiten Trend, teilte die Polizei der Bundeshauptstadt mit. Wegen Lockdowns und Home-Office habe es zwischenzeitlich weniger Tatgelegenheiten für Fahrraddiebe gegeben. Nach Wegfall der Beschränkungen schlagen sie wieder vermehrt zu: Mit 12.490 angezeigten Fahrraddiebstählen im ersten Halbjahr 2022 war in Berlin fast wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht, wie aus der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage hervorgeht.
Bundesweit wurden 2021 nach der Kriminalstatistik insgesamt knapp 233.600 Anzeigen wegen entwendeter Fahrräder gestellt. Hinzu kommt eine Dunkelziffer, denn nicht alle Fälle werden angezeigt.
„Das war erst mal ein Schock”
Die Garage aufgebrochen, das geliebte Fahrrad weg - so ist es auch Erik Frank gegangen. Da der 57-Jährige kein Auto hat, stahlen die Diebe mit dem Rad sein Hauptfortbewegungsmittel. „Das war erst mal ein Schock”, sagt Frank. Auf rund 1000 Euro beziffert er den Schaden. Sein neues Fahrrad sichert Frank nun mit mehreren Schlössern, ein neues Garagentor und ein neuer Bodenanker kamen hinzu. Das Fahrrad unbedingt mit dem Rahmen an festen Gegenständen anschließen, das rät der Geschädigte aus Wiesbaden.
Auch Polizei und Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club (ADFC) raten zur peniblen Sicherung mit hochwertigen Schlössern, selbst in verschlossenen Garagen oder Kellerräumen. Gestohlen und dazu sogar herausgebrochen würden auch Akkus von Pedelecs, sagt Claus Opfermann vom ADFC Hessen: „Der Markt dafür ist da.” Teure, bewegliche Teile sollten deshalb nicht am Fahrrad bleiben - weder zuhause, noch unterwegs.
Geringe Aufklärungsquote
Die Chance, ein gestohlenes Fahrrad zurückzubekommen, ist nicht besonders hoch: In Berlin betrug die Aufklärungsquote vergangenes Jahr trotz einer Steigerung in den vergangenen Jahren 4,6 Prozent, in Hessen knapp 10 Prozent.
Polizei und ADFC empfehlen eine Codierung, um ein Rad eindeutig dem Eigentümer zuweisen zu können. Auch ein fest verankerter GPS-Sender könne beitragen, ein gestohlenes Rad wiederzufinden. Auf eigene Faust zu ermitteln sei aber keine gute Idee, sagt Rüdiger Reges von der Frankfurter Polizei: „Niemand sollte sich unnötig in Gefahr bringen.” Besser sollte die Polizei hinzugerufen werden. Unter den Tätern befänden sich neben Gelegenheitsdieben, die gerade ein Fahrrad brauchten, auch professionelle Banden, die gezielt nach hochwertigen Rädern Ausschau hielten.