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Erfolge und Herausforderungen<br>ADFC Köln zieht Zwischenbilanz zu Radverkehrskonzept

Lesezeit 3 Minuten
Das Sülzer Weyertal ist offiziell eine Fahrradstraße, auf der sich noch viele Autofahrer die Vorfahrt nehmen.

Das Sülzer Weyertal ist offiziell eine Fahrradstraße, auf der sich noch viele Autofahrer die Vorfahrt nehmen.

Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub stellt Entwicklungen im Rahmen des Radverkehrskonzepts Lindenthal, Sülz, Klettenberg vor.

Nach mehr als zehnjähriger Laufdauer des „Radverkehrskonzepts Lindenthal, Sülz, Klettenberg“ berichteten Mitglieder des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs Köln (ADFC) im Ventana am Elisabeth-von-Mumm-Platz über Umsetzungen und ausstehende Maßnahmen zur Optimierung des Radverkehrs in den Stadtteilen.

Das 2014 von der Bezirksvertretung beschlossene Programm sieht eine Verbesserung der Infrastruktur mittels Fahrradstraßen, Schutzstreifen oder Geschwindigkeitsbeschränkungen vor. Als Gastrednerin würdigte Lokalpolitikerin Helga Blömer Frerker das Wirken des ADFC als „unermüdlichen Einsatz für die Sicherheit von Radfahrenden“.

Gerechtigkeit zwischen den Verkehrsteilnehmern

Die stellvertretende Bezirksbürgermeisterin betonte die Wichtigkeit einer Aufrechterhaltung des Engagements: „Es muss doch endlich mal zu einer Gerechtigkeit zwischen den Verkehrsteilnehmern kommen. Auch Fahrradfahrer sollten einen Anspruch auf den öffentlichen Raum haben, oder?“, fragte die Christdemokratin unter dem Applaus der rund 60 Veranstaltungsbesucher.

Die ADFC-Vorstandsmitglieder Christian Schmidt und Christian Hölzel sowie Paola Feier von der Radverkehrsgruppe Köln formulierten im Laufe des Abends ein ambivalentes Resümee und forderten von den Entscheidungsträgern aus den Stadtparlamenten und der Verwaltung verstärkte Anstrengungen in der Sache.

An Trägern mit Straßenkarten kam es nach mehreren Vorträgen zum direkten Austausch zwischen Besuchern und Veranstaltern.

An Trägern mit Straßenkarten kam es nach mehreren Vorträgen zum direkten Austausch zwischen Besuchern und Veranstaltern.

Seit der Verabschiedung des Konzepts wurden nach Angaben der Fahrrad-Lobbyisten mehr als 100 Maßnahmen unter anderem auf der Aachener Straße, der Mommsenstraße, der Berrenrather Straße oder entlang des Sülzgürtels und der Neuenhöfer Allee aus der Theorie in die Umsetzungsphase transferiert. Zudem sei der Plan im Jahr 2022 auf das gesamte Stadtgebiet ausgeweitet worden, verwiesen die Vereinsrepräsentanten auf Erfolge.

Verbesserungsbedarf sehen die Experten in Bezug auf den Pragmatismus. „Beschilderungen alleine reichen nicht aus“, konstatiert Christian Hölzel. Demnach müsse sich bereits die Gestaltung der betreffenden Straßen von den herkömmlichen Verkehrswegen unterscheiden.

Hölzel verwies unter anderem auf die mangelhafte Wahrnehmung offizieller Fahrradstraßen wie etwa das Weyertal, in dem sich Pkw, Lkw oder Motorräder den Radfahrenden in puncto Tempo unterzuordnen haben. In der zweiten Reihe haltende und Sicht einschränkende Anlieferer oder rückwärts ausparkende Fahrzeuge seien demnach stete Gefahrenherde.

Als besondere Negativbeispiele führte Hölzel neben der Berrenrather Straße („Ein Wilder Westen“) die Bachemer Straße an, auf der seit Jahren Stillstand in puncto Fahrradfreundlichkeit und -sicherheit herrsche. Die traurige Realität regelmäßiger Unfälle dürfe nicht hingenommen werden, denn diese könnten verhindert werden, so der Vereinsvertreter. Neben der schleppenden Umsetzung bemängelte Hölzel eine unzureichende Kommunikation seitens der Stadtverwaltung.

Thema Geschwindigkeitsreduzierung

Veranstaltungsbesucher Wolfram Fischer bewertete die zweistündige Veranstaltung als „äußerst informativ“. Der 72-jährige Klettenberger befürwortet neben der vermehrten Einrichtung von Fahrradstraßen und Schutzstreifen die Reduzierung geltender Höchstgeschwindigkeiten. Für die Luxemburger Straße erachtet der Rentner vom Militärring bis zum Barbarossaplatz im Stadt-Zentrum eine Tempo 30 Zone als notwendig.

„Ich bin seit über 50 Jahren bei Wind und Wetter mit dem Rad unterwegs und wünsche mir einfach mehr Aufmerksamkeit für unsere Belange“, so Fischer. Grünen-Politiker Roland Schüler bezeichnete das Radverkehrskonzept als einen „guten Weg“, der jedoch schneller umgesetzt werden müsse. Die Schaffung von Schulstraßen in unmittelbarer Nähe von Bildungsinstituten sei ein weiterer Schritt hin zu modernen Standards.


Der Kölner Verein ADFC Köln vertritt die Interessen von Radfahrern. Dem 1979 gegründeten Verein gehören mehr als 5.000 Mitglieder an. Geschäftsstelle: Mauritiussteinweg 11, 50676 Köln, Öffnungszeiten: mittwochs von 17 bis 19 Uhr und erster Samstag im Monat von 11 bis 13 Uhr, Telefon: 0221 323919, www.koeln.adfc.de