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Kritik von AnwohnernLeverkusener Kreisverkehr wird nach Tod von Schülerin sofort entschärft

Lesezeit 4 Minuten
Der Kreisverkehr am Berliner Platz in Opladen aus der Luft.

Der Kreisverkehr am Berliner Platz in Opladen hat seit dem Umbau im Herbst 2012 immer wieder für Diskussionen gesorgt. Am Donnerstag starb dort ein elf Jahre altes Mädchen.

Viele Opladener halten den Kreisverkehr am Berliner Platz, wo am Donnerstag ein elfjähriges Mädchen starb, für sehr gefährlich. Die Unfallkommission reagiert.

Das Schicksal eines elf Jahre alten Mädchens, das am Donnerstagmorgen auf einem Zebrastreifen am Berliner Platz von einem Lieferwagen erfasst und tödlich verletzt worden war, hat Polizei und Stadtverwaltung alarmiert. An den Zebrastreifen – auf dem über die Bonner Straße war das Mädchen überfahren worden – werden Warnleuchten aufgestellt. Außerdem soll die Polizei das oft hektische Verkehrsgeschehen am Kreisel häufiger kontrollieren.

In der Stadtverwaltung werde über „Kölner Teller“ in der Fahrbahn, Tempo 30 und weitere Schilder nachgedacht, hieß es am Freitagnachmittag nach einer Besprechung am Unfallort. Auch der größte Kritikpunkt – die Zweispurigkeit des Kreisels – steht in Frage. „Wir müssen am Kreisverkehr Berliner Platz die Sicherheit zulasten der Leistungsfähigkeit erhöhen“, so Oberbürgermeister Uwe Richrath.

„Der tragische, tödliche Unfall einer elfjährigen Schülerin auf einem ausgewiesen geschützten Raum, dem Zebrastreifen, zeigt das schmerzlich.“ Diese Aussagen bestätigen die Anwohner in ihrer Kritik an der Verkehrsführung. Sie war seit dem Umbau vor elfeinhalb Jahren immer wieder diskutiert worden.

Cengiz Kiniks Friseursalon liegt direkt am Kreisel. Er ist seit Jahren der Meinung: „Der Kreisverkehr ist eine Katastrophe.“ Von überall fahren Autos rein, für Ortsfremde sei die Stelle sehr unübersichtlich. Kinik, der seit 15 Jahren den Laden an der Stelle betreibt, sagt, er könne öfter brenzlige Situationen beobachten. Er empfindet den Kreisverkehr auch selbst als schwierig. Dabei sei er „kein schlechter Fahrer“ und fahre bereits seit Jahrzehnten Auto und Motorrad. Wenn man beispielsweise aus Richtung Langenfeld komme und zum Bahnhof möchte und auf die innere Spur fahre, könne es passieren, dass die Autos einen nicht die Spur wechseln lassen: „Dann drehen Sie eine Ehrenrunde.“

Blumen am Kreisverkehr Opladen

Trauende Menschen vor der Unfallstelle der Verstorbenen Elfjährigen.

Den einspurigen Kreisverkehr fand der 56-Jährige deutlich übersichtlicher, aber er frage sich, ob der beim jetzigen Verkehrsaufkommen ausreichen würde. Nach letzten Zahlen passieren jeden Tag mehr als 30.000 Autos den Kreisel am Berliner Platz. Überhaupt: „Was will man jetzt machen: Wieder eine Ampel hinbauen?“, überlegt Kinik etwas ratlos.

Opladen: Gefährliche Abkürzung zu „Action“

Dietmar Kemp sieht im Kreisverkehr „eine starke Unfall-Gefahrenquelle für Fahrradfahrer und Fußgänger“. Der Anwohner, der seit mehr als 40 Jahren um die Ecke des Kreisverkehrs lebt, weist vor allem auf die Einfahrt Richtung „Action“ hin: Der Zuweg im Kreisverkehr stelle nicht die offizielle Einfahrt dar – die sei über die Kantstraße –, sondern führe eigentlich nur zu den Parkplätzen des privaten Eckhauses. Trotzdem nehme eine sehr große Zahl von Kunden diesen Weg, wenn sie zu dem Geschäft möchten – und das „quer über den Fuß- und Radweg“, ohne auf die Radfahrer und Fußgänger zu achten.

Einfahrt zum Händler „Action“ unweit des Berliner Platzes in Opladen

Viele nehmen vom Kreisel eine Abkürzung zu „Action“. Das beobachtet Anwohner Dietmar Kemp immer wieder.

In der Vergangenheit habe es bei ihm als Radfahrer und auch bei anderen Fußgängern gefährliche Situationen gegeben, da die Autos schnell in die Einfahrt fahren und dabei nicht auf Radfahrer oder Fußgänger achten würden, hatte Kemp bereits 2021 in einem Brief an den „Leverkusener Anzeiger“ kritisiert, der im Rahmen der Serie „Radlust, Radlast“ thematisiert wurde.

Für Dietmar Kemp wäre die einfachste Lösung, dass man die Durchfahrt Richtung „Action“ verhindert. Er hatte sich bereits an den ADFC, den Opladener Bezirkspolizisten und Oberbürgermeister Uwe Richrath gewandt, sogar einen Brief an die Stadt Leverkusen geschrieben. Auch den Vorschlag einer Insel in der Mitte der Fahrstreifen habe er gemacht. Passiert sei nichts. „Man ärgert sich.“

Awo-Mitarbeitende: „Nur eine Frage der Zeit“

Auch Mirjana Karan, Mitarbeiterin beim Awo-Familienseminar am Berliner Platz, hat bereits öfter gefährliche Situationen am Kreisverkehr erlebt – sogar mit ihren eigenen Kindern. Als Karan mit ihnen bei „Pizza Pazza“ etwas essen war und über die Straße zur Awo zurückgehen wollte, sei ein Auto rücksichtslos knapp und schnell an ihnen vorbeigefahren. „Ich habe noch laut geschimpft“, erinnert sich Karan, die auch als Ernährungsberaterin in Köln selbstständig ist. „An diesem Kreisverkehr darf man nicht einfach loslaufen.“ An diesen Vorfall habe sie am Donnerstag nach der Nachricht mit dem Unfall auch sofort denken müssen. Es sei „nur eine Frage der Zeit“ gewesen, bis etwas passiere.

Es ist acht Jahre her, dass politisch über die Sicherheit am Berliner Platz diskutiert wurde. Im Februar 2017 stand die Forderung im Raum, dort – wie früher – Schülerlotsen einzusetzen. Doch das sei nicht machbar, hieß es seinerzeit aus der Stadtverwaltung: Grundschulkinder könnten diesen Dienst nicht machen. In den Jahren seit dem Umbau 2012 gab es allerdings immer wieder kleinere wie größere Verbesserungsvorschläge für den Knotenpunkt am Rand der Opladener City. Mal ging es um den Bypass von der Düsseldorfer zur Rat-Deycks-Straße, mal um die gesamte neue Gestalt. Vor zehn Jahren zeigte eine Umfrage, dass 63 Prozent mit dem Umbau, vor allem der Zweispurigkeit, unzufrieden sind.

Zu außergewöhnlich vielen Unfällen mit verletzten Personen ist es laut der Polizei allerdings nicht gekommen. Auf drei Vorkommnisse kommen die Beamtinnen und Beamten im gesamten Jahr 2024, teilt die Behörde auf Anfrage des „Leverkusener Anzeiger“ mit. Die Stadt hatte derweil auf Instagram zum Unfall Stellung genommen. Man werde prüfen, ob man am Kreisverkehr und am Zebrastreifen baulich etwas ändern könne. Alle seien sich einig: „Der Berliner Platz soll sicherer werden.“