Emotionale Großkundgebung für Israel und die Opfer der Hamas: Schilderungen von Angehörigen treiben den Menschen Tränen in die Augen.
Brandenburger TorTränen über Schilderungen von Angehörigen bei Israel-Großkundgebung
Tausende Menschen haben am Sonntag (22. Oktober) in Berlin ab 14 Uhr am Brandenburger Tor eine große Solidaritäts-Demonstration mit Israel und Jüdinnen und Juden abgehalten. Das Motto war „Aufstehen gegen Terror, Hass und Antisemitismus – in Solidarität und Mitgefühl mit Israel“ und richtet sich damit auch als Signal nach innen. Entgegen den zahlreichen Demonstrationen, die derzeit unter Titeln wie „Frieden im Nahen Osten“ stattfinden und die einseitig die Gewalt Israels gegen Gaza anprangern, wurde von den Organisatoren das Recht Israels auf Selbstverteidigung betont.
Veranstalter sind die Deutsch-Israelische Gesellschaft und die Organisation Campact.
Mit eindringlichen Worten schilderten Angehörige von Geiseln der Hamas ihren Schmerz und forderten die Befreiung der Verschleppten. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier rief auf der Demo zum Schutz des jüdischen Lebens in ganz Deutschland auf.
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Olaf Scholz: „Jüdisches Leben ist und bleibt ein Teil Deutschlands“
Bereits wenige Stunden zuvor hatte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bei der Einweihung einer neu erbauten Synagoge im anhaltischen Dessau-Roßlau betont: „Jüdisches Leben ist und bleibt ein Teil Deutschlands. Es gehört hierher.“ Deutschland werde alles tun, um jüdisches Leben zu schützen und zu stärken. Es empöre ihn zutiefst, wie „antisemitischer Hass und menschenverachtende Hetze“ sich seit den Terrorattacken der Hamas auch in Deutschland Bahn brächen, sagte Scholz, der bei der Veranstaltung eine Kippa trug.
Steinmeier sagte vor den Demonstrierenden in Berlin, der Schutz jüdischen Lebens sei Staatsaufgabe - „aber er ist auch Bürgerpflicht“. Ausdrücklich bat Steinmeier „alle Menschen in unserem Land, diese Bürgerpflicht auch anzunehmen“. Angesichts antisemitischer Ausschreitungen der vergangenen Tage nannte er es „unerträglich, dass Jüdinnen und Juden heute wieder Angst haben – ausgerechnet in diesem Land“.
Steinmeier betonte, es sei unerträglich, dass jüdische Eltern ihre Kinder nicht mehr in die Schule schickten und das Berliner Holocaust-Mahnmal von der Polizei geschützt werden müsse. „Jeder einzelne Angriff auf Jüdinnen und Juden, auf jüdische Einrichtungen ist eine Schande für Deutschland.“ Israel-Hass, der sich auf den Straßen entlade, dürfe nicht geduldet werden. „Antisemitismus ist eine rote Linie.“
Tränen über Schilderungen von Angehörigen
Viele Demonstrierende hatten Tränen in den Augen, als die Angehörige Roni Roman ein Geburtstagslied für ihre Schwester anstimmte, die mit ihrem Kind von der Hamas entführt worden war. „Heute ist der Geburtstag meiner Schwester, ich stehe hier vor Ihnen alleine, ich weiß nicht wo sie ist, ich kann sie nicht in die Arme nehmen“, sagte die Frau. „Die Zeit läuft ab für meine Schwester und mehr als 200 Menschen, die in Gaza gefangen gehalten werden.“
Yoni Asher, dessen Töchter und Frau entführt wurden, sagte: „Ich möchte meiner Tochter und meiner Frau sagen: Haltet durch bitte, Euer Vater liebt Euch, habt keine Angst, umarmt einander. Unsere Liebe wird gewinnen und Ihr werdet wieder in meine Arme zurückkehren.“
Steinmeier: „Wir Deutschen leiden mit Euch“
Steinmeier rief den Angehörigen der Geiseln zu: „Wir Deutschen leiden, wir beten, wir flehen mit Euch.“ Die Deutschen wollten alles für die Freilassung der Geiseln tun. An die Geiselnehmer appellierte Steinmeier, die unschuldigen Menschen freizulassen.
Zahlreiche Demonstrierende schwenkten israelische Flaggen, zu sehen waren auch iranische und kurdische Fahnen, auch Transparente mit Aufschriften wie „Schluss mit dem Terror gegen Juden!“. Zu lesen war auch: „Ich trauere mit den Angehörigen der israelischen Opfer - und der zivilen Opfer unter den Palästinensern.“ Einige Teilnehmer hielten Fotos von Geiseln hoch. Die Veranstalter sprachen von 25 000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die Berliner Polizei, die mit einem massiven Aufgebot vor Ort war, von 10 000. Besondere Vorkommnisse oder Störungen gab es nicht, wie eine Sprecherin am Nachmittag sagte. (dpa)