Der russische Angriff auf die Ukraine sei für sie nicht überraschend erfolgt, sagte Merkel dem „Spiegel“. Ein Gesprächsformat mit Putin habe sie jedoch nicht mehr etablieren können.
Merkel zu Russland und Ukraine„Hatte nicht mehr die Kraft, mich durchzusetzen“
Altkanzlerin Angela Merkel hat ihre Politik gegenüber Russland und der Ukraine verteidigt. Der russische Angriff auf die Ukraine sei für sie nicht überraschend erfolgt, sagte Merkel dem „Spiegel“ nach Angaben vom Donnerstag, 24. November. „Das Abkommen von Minsk war ausgehöhlt.“
Sie habe im Sommer 2021 mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron nochmals „ein eigenständiges europäisches Gesprächsformat“ mit Russlands Präsident Wladimir Putin schaffen wollen. „Aber ich hatte nicht mehr die Kraft, mich durchzusetzen, weil ja alle wussten: Die ist im Herbst weg.“
Zum Amtsende sei Ex-Kanzlerin Angela Merkel außenpolitisch nicht weitergekommen
Merkel war im Dezember 2021 offiziell aus ihrem Amt geschieden. Im August davor war sie zu Russlands Präsident Putin zu einem Abschiedsbesuch nach Moskau gereist. „Das Gefühl war ganz klar: ‚Machtpolitisch bist du durch.‘“, sagte Merkel dem „Spiegel“. „Für Putin zählt nur Power.“
Merkel sagte dem „Spiegel“ weiter, sie bereue es nicht, dass sie nicht noch einmal bei der Bundestagswahl als Kanzlerkandidatin angetreten war. „Da musste mal jemand Neues ran.“ Außenpolitisch sei sie zum Ende ihrer Amtszeit bei vielem, was ihre Regierung wieder und wieder versucht habe, keinen Millimeter mehr weitergekommen.
Angela Merken schaut in ihrer Freizeit „The Crown“ und „Babylon Berlin“
„Nicht nur, was die Ukraine angeht. Transnistrien und Moldau, Georgien und Abchasien, Syrien und Libyen. Es war Zeit für einen neuen Ansatz.“ Derzeit schreibt Merkel zusammen mit ihrer langjährigen Büroleiterin Beate Baumann ein Buch über ihre 16 Jahre im Kanzleramt.
Dem „Spiegel“ erzählte sie, dass sie in ihrer freien Zeit auch Gelegenheit findet, Serien wie „The Crown“ und „Babylon Berlin“ zu schauen, oder Filme wie „München“ über die Rolle des früheren britischen Premierministers Neville Chamberlain im Vorfeld des Zweiten Weltkriegs. (afp)