Düsseldorf – Das NRW-Schulministerium sieht keinen Grund, die Antigen-Selbsttests in Schulen gegen andere auszutauschen. Die Tests seien „hochwirksam und sicher“, sagte Bildungsministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Mittwoch im Schulausschuss des Landtages. Auch in anderen Bundesländern kämen die Tests der beiden Hersteller zum Einsatz, dort würden die Landesregierungen ebenfalls keinen Wechsel erwägen. Beide Tests stehen auf der Liste der zugelassenen Antigen-Selbsttests des PEI. Kritik kam erneut aus der SPD-Fraktion: Die Tests, die seit Jahresbeginn eingesetzt werden, hätten eine deutlich niedrigere Sensitivität als ihre Vorgänger.
Ist ein PCR-Pool-Test in einer Klasse positiv, kann dieser Pool nicht mehr über PCR-Einzeltestungen aufgelöst werden. Grund dafür sind die bundesweit knappen Laborkapazitäten. Stattdessen müssen alle Schülerinnen und Schüler einen Antigen-Test machen. Schulen beklagen derweil, dass die infizierten Kinder einer Klasse auf diese Weise nicht immer gefunden werden: Manchmal schlägt der Schnelltest einfach nicht an. Jochen Ott, schulpolitischer Sprecher der SPD, sieht einen Grund dafür auch in den neuen Tests der Landesregierung. Es sei zudem von vielen unentdeckten Infektionen auszugehen.
Gebauer: Opposition verursache „bewusst Unsicherheit in der Bevölkerung“
Gebauer spricht ihrerseits von einer „Desinformationskampagne“ seitens der Opposition. PCR-Tests entdecken infizierte Personen, so die Ministerin, Schnelltests infektiöse. NRW verfüge über eines der sichersten Schultestsysteme aller Bundesländer. „Ich habe das ungute Gefühl, dass hier gezielt in der Öffentlichkeit der Eindruck entstehen soll: Die Landesregierung hat minderwertiges Material bestellt“, sagt Gebauer im Ausschuss. „Sollte dies nicht nur ein ungutes Gefühl sein, sondern ein Ansinnen, dann ist das sträflich. Sie spielen mit den Nöten der Familien und Sie verursachen bewusst Unsicherheit in der Bevölkerung.“
Ott wies diese Vorwürfe als „Unverschämtheit“ zurück - zumal Gebauer ihrerseits in ihren Begründungen die hohe mit der sehr hohen Viruslast verwechselt habe. „Ministerin Gebauer hat offensichtlich gravierende Wissenslücken, wenn es um die Wirksamkeit der von ihr beschafften Antigen-Schnelltests geht“, so Ott gegenüber dieser Zeitung. „Wenn die Ministerin mit der Aufgabe überfordert ist, muss endlich der Ministerpräsident die Sicherheit an Schulen zum Hauptfach der Landesregierung machen.“
Neue Selbsttest haben eine Gesamt-Sensitivität von 60 Prozent
Seit dem Jahreswechsel kauft die Landesregierung Antigen-Selbsttests von den Herstellern „Anbio (Xiamen) Biotechnology“ und „Safecare Biotech (Hangzhou)“. Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) attestiert diesen Tests eine Gesamt-Sensitivität von 58 Prozent, beziehungsweise 62 Prozent. „Anbio Biotechnology“ erreichte bei einer sehr hohen Viruslast eine Sensitivität von 100 Prozent, bei einer hohen Viruslast 52 Prozent und bei einer geringen Viruslast null Prozent. „Safecare Biotech“ schlug bei einer sehr hohen Viruslast in 100 Prozent der Fälle an, bei einer hohen Viruslast in 61 Prozent der Fälle und bei einer geringen Viruslast zu null Prozent.
Bis zum Jahreswechsel setzte die Landesregierung auf Tests von „Siemens Healthcare“: Dieser Test erreicht laut dem PEI eine Gesamtsensitivität von 76 Prozent. Bei einer sehr hohen Viruslast schlägt der Selbsttest zu 100 Prozent an, bei einer hohen Viruslast zu 87 Prozent und bei einer geringen Viruslast in null Prozent der Fälle.
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Bei einer geringen Viruslast besteht keine Infektionsgefahr, das Virus wird jedoch bei einem PCR-Test erkannt, schreibt das PEI auf Anfrage. Laut dem Robert-Koch-Institut sind Infizierte ansteckend, sobald sie eine hohe Viruslast haben. Das Kriterium für die Untersuchung der Tests durch das PEI sei jedoch die sehr hohe Viruslast gewesen: Hier sei das Risiko am höchsten, dass sich Kontaktpersonen mit Covid-19 infizieren.