Köln – Ab dem 11. Oktober sind Corona-Schnelltests nicht mehr kostenlos. Bis auf Schwangere und Kinder müssen Ungeimpfte dann zahlen. Wie viel, das ist noch völlig unklar. Geimpfte – so der erste Gedanke – sind davon nicht betroffen, denn sie müssen sich ja nicht mehr testen lassen. Oder? Nach Angaben des des Robert Koch-Instituts (RKI) wurden bis zum 17. August diesen Jahres 13.360 Impfdurchbrüche gezählt. In Köln waren laut der Stadt am 9. August 887 Personen mit Corona infiziert. 260 von ihnen waren einmalig geimpft, 152 sogar zwei Mal. In den meisten Fällen hatten sich die Menschen mit der Delta-Variante infiziert.
Sollten sich Geimpfte auch testen lassen?
Das RKI empfiehlt vor diesem Hintergrund PCR-Tests auch für Geimpfte und Kinder. Professor Dr. Gerd Fätkenheuer, Leiter der Infektiologie am Universitätsklinikum Köln, hält das für sinnvoll: „Bei Symptomen sollten sich Geimpfte testen lassen. Diese sind die gleichen wie bei einer Covid-19 Infektion eines Ungeimpften: Husten, Luftnot oder auch Fieber“, so Fätkenheuer. Dass sich Geimpfte aber regelmäßig testen lassen, auch wenn sie keine Symptome haben, hält er nicht für hilfreich. „Ich sehe keinen Sinn darin, dass beispielsweise in einem Betrieb, in dem alle geimpft sind, Mitarbeiter sich wöchentlich zwei Mal testen lassen“.
Wer bezahlt Corona-Tests für Geimpfte ab dem 11. Oktober?
Das ist noch nicht geklärt. Das Gesundheitsministerium äußerte sich zu der Frage nach kostenlosen Tests für Geimpfte bislang so: „Für den Fall, dass ich mich als Geimpfter testen lassen möchte, ob ich das dann zahlen muss, das ist so noch nicht geregelt“, so ein Sprecher des Bundesgesundheitsministerium (BMG) bei der Bundespressekonferenz am 11. August. Im Beschlusstext der letzten Ministerpräsidentenkonferenz, die einen Tag zuvor stattgefunden hatte, sei dieser Punkt nicht aufgegriffen worden.
„Aber wenn ab dem 11. Oktober die Tests kostenpflichtig wären, wäre das dann Sache des Einzelnen“, so der Sprecher des BMG. Bislang müssten folglich auch Geimpfte für einen Test zahlen. Zu den Kosten für die Tests ab dem 11. Oktober sagte er, das könne „zum jetzigen Zeitpunkt keiner wirklich sagen“. Den Krankenkassen würden die PCR-Tests mit etwas mehr als 43 Euro vergütet, Antigen-Tests mit elf Euro. Dies könnten Anhaltswerte sein, letztlich entscheide sich der Preis aber auf dem freien Markt.
Wer übernimmt bislang die Testkosten?
Für Menschen mit Symptomen, Familienmitglieder und Kontaktpersonen, sowie Mitarbeiter und Bewohner von Krankenhäusern und Pflegeheimen übernehmen die Kassen die Kosten für Corona-Tests. Für den Bürgertest – den jeder und jede symptomfrei machen kann – muss der Bund aufkommen.
Zur Haltung der Kassen sagte ein Sprecher der Techniker Krankenkasse dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, man halte sich an das, was die Corona-Schutzverordnung vorschreibe. Es werde „niemals so sein, dass das von Kasse zu Kasse unterschiedlich ist“, sagte er zur Frage nach den Kosten der Tests. Man hoffe, dass die Entscheidung im Bund auf wissenschaftlicher und vernünftiger Basis gefällt werde.
Von der Barmer heißt es, die gesetzlichen Krankenkassen würden aktuell lediglich die Kosten der Tests tragen, die bei symptomatischen Patientinnen und Patienten vorgenommen werden. Grundlage dafür sei die Coronavirus-Testverordnung des BMG. „Diese muss nunmehr aufgrund des Beschlusses der Ministerpräsidentenkonferenz zum 11.10.21 angepasst werden. Inwieweit die Änderungsverordnung eine weitere kostenlose Testmöglichkeit für Geimpfte vorsehen wird, können wir nicht einschätzen“, so ein Sprecher. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung teilte auf Anfrage mit, man wolle die Empfehlung der RKI aktuell noch nicht kommentieren. Viele Details seien noch unklar.
Welche Rolle spielen Geimpfte bei der Verbreitung der Delta-Variante?
Voll geimpfte Menschen, die sich mit Delta infizieren, könnten in den ersten Tagen der Erkrankung ähnlich ansteckend sein wie ungeimpfte Personen mit Covid-19. Das geht aus Zahlen der britischen Gesundheitsbehörde Public Health England (PHE) hervor. PHE schränkt ein, dass in der Studie Fälle von Menschen untersucht wurden, die unterschiedlichen Altersgruppen angehören. Das könne die Ergebnisse verfälschen.
Daten der US-Seuchenbehörde CDC (Centers for Disease Control and Prevention) legen nah, dass Geimpfte aber kürzer ansteckend sind als Nicht-Geimpfte. Das hält auch Dr. Gerd Fätkenheuer für wahrscheinlich. Ebenso sieht er die Möglichkeit, dass Geimpfte andere infizieren könnten. Doch sicher kämen Infektionen anderer durch Geimpfte nicht so häufig vor, wie durch Nicht-Geimpfte, so Fätkenheuer.
Wie hoch ist das Risiko für Geimpfte, sich mit der Delta-Variante anzustecken?
Die Wahrscheinlichkeit für einen Impfdurchbruch ist abhängig von der Virusmenge, die ein Mensch abbekommt und dem Zustand des eigenen Immunsystems, erklärt Dr. Fätkenheuer vom Universitätsklinikum Köln. Ersteres mache die Delta-Variante so gefährlich: Sie produziert eine höhere Virusmenge als bisherige Varianten. Für eine individuelle Person sei die Wahrscheinlichkeit eines Impfdurchbruchs aber kaum zu prognostizieren: „Je älter ein Mensch ist, desto schwächer wird sein Immunsystem. Und Behandlungen die die Immunität unterdrücken, wie die Chemotherapie bei Krebs, haben natürlich auch eine großen Einfluss. Für das Gros der Menschen können wir die Wahrscheinlichkeit für einen Impfdurchbruch aber nicht voraussagen“.
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Der weitaus größte Teil der seit Februar 2021 übermittelten Covid-19-Fälle war nicht geimpft, heißt es im Wochenbericht des RKI vom 26. August. Für den Zeitraum vom Februar 2021 bis zum 22. August 2021 gibt das RKI eine Impfeffektivität von etwa 87 Prozent an – für die Altersgruppe von 18 bis 59 Jahren ebenso wie für die über 60-Jährigen. Mit dem Begriff Impfeffektivität wird die Wirksamkeit des Impfstoffs bezeichnet. Das bedeutet: Nur sehr wenige sind bislang von einem Impfdurchbruch betroffen. Bei den allermeisten Menschen wirkt der Impfstoff.
Wie hoch ist das Risiko für Geimpfte durch die Delta-Variante schwer zu erkranken?
Wer geimpft sei, habe ein deutlich geringeres Risiko für einen schweren Verlauf, so Fätkenheuer. Auch die Stadt Köln teilte dazu mit: „Die Impfung schützt zwar nicht 100 Prozent vor einer Infektion, aber davor, einen schweren Verlauf zu erleiden“. Nur ein geringer Teil der Covid-19-Fälle, die zu Hospitalisierung, der Betreuung auf einer Intensivstation oder dem Tod geführt haben, seien als Impfdurchbrüche zu bewerten, so das RKI. Dass mittlerweile mehr Menschen auf den Intensivstationen der Altersgruppe 18 bis 59 Jahre, als der Gruppe der über 60-Jährigen angehören, sei auf die laut RKI unzureichend hohe Impfquote bei den 18 bis 59-Jährigen zurückzuführen.