Köln – „Das Studium droht, ein Luxusgut zu werden“, sagte der Chef des Studierendenwerks Jörg Schmitz vor knapp zwei Wochen dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Inflation und Energiekrise treffen Studierende hart. Schon vorher war die Finanzierung des Studiums, gerade in einer teuren Großstadt wie Köln, schwierig. Und doch gibt es Mittel und Wege, um Unterstützung zu erhalten. Vom Bafög über Studiendarlehen bis hin zu Stipendien – wir stellen die besten Alternativen vor und erklären, wie man an das Geld herankommt.
Bafög – große Hilfe, doch immer noch nicht für jeden
Das Bafög, oder in all seiner bürokratischen Pracht ausformuliert, das „Bundesausbildungsförderungsgesetz“, ist der Klassiker unter den Studiumsfinanzierungen. Seit mehr als 50 Jahren soll das Bafög dafür sorgen, dass sich auch einkommensschwache Menschen ein Studium leisten können. Nach wie vor ist es die günstigste Möglichkeit, sich sein Studium zu finanzieren. Trotzdem erhalten immer weniger Studierende Bafög-Zahlungen. Die neue Bundesregierung hat das System deswegen reformiert. Höhere Einkommensfreibeträge und Bafög-Sätze sollen dafür sorgen, dass die Zahlungen wieder mehr Studierenden zugänglich werden.
Wer kann Bafög beziehen?
Zunächst einmal hat so gut wie jeder Studierende die Möglichkeit Bafög zu beantragen, nur ein paar wenige Teilzeit-Studiengänge und Privatunis sind von der Förderung ausgeschlossen. Ausgenommen sind außerdem Studierende, die sich für einen Fachrichtungswechsel entscheiden. Wer nicht spätestens vor dem dritten Fachsemester wechselt, hat keine Chancen mehr, Bafög zu erhalten.
Zudem darf man nicht über 45 Jahre alt sein und sollte den deutschen Pass haben. Doch auch EU-Bürgerinnen und Ausländer mit Bleibeperspektive sind förderberechtigt.
Wie viel Geld gibt es?
Ob und wie viel Geld es gibt, hängt entscheidend vom Einkommen der Eltern und den eigenen Ersparnissen ab. Der Bafög-Höchstsatz liegt seit dem Wintersemester bei 934 Euro monatlich. Das reicht in teuren Großstädten wie Köln zwar oft trotzdem nicht, um ohne Nebenjob ein WG-Zimmer und ein Uni-Leben zu finanzieren, ist aber das wohl beste Angebot, das man aktuell kriegen kann.
Verdienen die Eltern bis zu 2415 Euro, wird von diesen 934 Euro nichts abgezogen. Bei alleinerziehenden Eltern liegt der Betrag bei 1605 Euro. Auch die Höhe der eigenen Ersparnisse ist begrenzt. Wer mehr als 15.000 Euro auf dem Konto hat, muss ebenfalls mit Abzügen rechnen.
Mit dem Bafög-Rechner können Studierende zumindest schätzen, ob und wie viel Bafög sie kriegen würden.
Wie läuft der Antrag?
Wer noch wenig Erfahrung mit bürokratischen Prozessen hat, auf den könnten die vielen Formulare und benötigten Dokumente erschlagend wirken. Wer Hilfe benötigt, sollte einen Termin beim Bafög-Amt machen. Die wichtigsten Dokumente, die auf jeden Fall gebraucht werden, sind:
- Immatrikulationsbescheinigung
- Bescheinigung der
- Wohnungsbescheid
- Aktuelle
- Steuerbescheide
Mittlerweile ist es auch möglich, den Antrag online auszufüllen. „Der Antrag ist meiner Meinung nach gar nicht so kompliziert“, findet Christian Gärtner von der Sozialberatung des Kölner Studierendenwerks. Er berät Studierende täglich zu Finanzierungsfragen. Schwierig werde es erst, wenn die Eltern etwa selbstständig seien oder im Ausland leben. Auch in solchen Fällen kann eine Beratung beim Bafög-Amt helfen.
Wichtig: Bis der Bafög-Antrag final bearbeitet wurde, können einige Wochen vergehen. Selbst wenn Sie noch nicht alle Dokumente beisammen haben, sollten Sie im Zweifel einen unvollständigen Antrag stellen und den Rest später nachliefern. Denn das Bafög wird rückwirkend ab dem Monat ausbezahlt, in dem Sie den Erstantrag stellen. Sollte die Bearbeitung also länger dauern, winkt wenigstens eine dicke Nachzahlung.
Wie funktioniert die Rückzahlung?
Das Bafög wird nur zum Teil als zinsloses Darlehen ausgezahlt, die andere Hälfte kriegen Bezieher als Zuschuss ausgezahlt. Oder mit anderen Worten: 50 Prozent muss man zurückzahlen, 50 Prozent gibt es umsonst. Zudem ist eine Schuldenbremse eingebaut. Alles über 10.000 Euro muss nicht zurückgezahlt werden.
Auch die Rückzahlung der Schulden funktioniert relativ entspannt. Viereinhalb Jahre nach dem Bachelorabschluss informiert das Bundesverwaltungsamt per Post über die Höhe der Schulden und erstellt einen Tilgungsplan, die monatliche Rate liegt bei etwa 130 Euro, los geht es ein halbes Jahr später.
Das könnte Sie auch interessieren:
Wer seine Schulden schon früher ganz oder teilweise zurückzahlen kann, dem gewährt das Bundesverwaltungsamt Rabatte. Haben Sie etwa eine Darlehensschuld von 10.000 Euro angesammelt und sind bereit, alle Schulden auf einen Schlag zu tilgen, wird ihnen mehr als 20 Prozent des Darlehens erlassen, sie zahlen nur 7900 Euro. Wer nach dem Studium ein geringes Einkommen hat, der kann einen Antrag stellen, um die Schulden zu einem späteren Zeitpunkt zurückzuzahlen.
Studienkredite
Wer kein Bafög bekommt, kann sich sein Studium auch mit speziellen Studienkrediten finanzieren. Mittlerweile gibt es eine Fülle an öffentlichen und privaten Trägern, die solche Kredite anbieten. Eine gute Einordnung dazu bietet das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE), das jedes Jahr eine Übersicht aller Studienkredite erstellt. Beispielhaft werden drei Darlehen vorgestellt, die auch vom CHE empfohlen werden. Welcher Kredit der Richtige für einen ist, kann aber sehr individuell sein und hängt von Studienwahl, Universität und der jeweiligen Studienphase ab. Auch beim Thema Kredite bieten Studierendenwerk und Bafög-Amt Beratungen an.
Daka-Darlehen – Geld vom Studierendenwerk
Der Kredit der „Darlehenskasse der Studierendenwerke e.V.“ kann von Studierenden in NRW beantragt werden. Insgesamt kann man bis zu 12.000 Euro erhalten, die monatliche Auszahlungsrate kann auf bis zu 1000 Euro angesetzt werden.
Für das Daka-Darlehen werden keine Zinsen fällig. Lediglich 5 Prozent des Geldes wird als Bearbeitungsgebühr einbehalten. „Dadurch weiß man jederzeit ganz genau, wie hoch die Schulden sind und muss nicht ständig Zinsen berechnen“, sagt Christian Gärtner.
Doch es gibt auch einen Wermutstropfen: „Um einen Kredit zu erhalten, müssen Studierende einen Bürgen stellen, der kreditwürdig ist und über ein regelmäßiges Einkommen verfügt.“ Weil der Bürge seinen Wohnsitz in Deutschland haben muss, kann es vor allem für Studierende aus dem Ausland schwierig werden, an den Kredit zu kommen. Aber auch für Studierende, die kein gutes Verhältnis zu ihren Eltern haben, könne die Suche nach einer Bürgschaft mühsam sein. Abgesehen davon sei der Kredit aber „wirklich empfehlenswert“, so Gärtner.
Bildungskredit des Bundesverwaltungsamts – Taschengeld zu guten Konditionen
Auch der Bildungskredit ist grundsätzlich allen Studierenden an deutschen Hochschulen zugänglich, richtet sich aber im Speziellen an Studierende im fortgeschrittenen Stadium, die einen finanziellen Schub benötigen, um die letzten Prüfungen anzugehen.
Deswegen ist der Kredit auf zwei Jahre begrenzt, die Höchstauszahlung liegt bei nur 300 Euro im Monat. „Der Kredit ist eher eine Ergänzung und keine vollwertige Studienfinanzierung“, sagt Gärtner. Weil die Zinsen auf den Kredit niedrig sind (aktuell 0,63 Prozent) ist das Darlehen bei Studierenden trotzdem sehr beliebt: Es liegt auf Platz zwei der am meist genutzten Studienkredite.
Kfw-Studienkredit – beliebt, aber teuer
Mit weitem Abstand auf Platz 1 der beliebtesten Kredite liegt der Kfw-Studienkredit, fast 70.000 Studierende nutzen ihn aktuell. Und der Kredit hat durchaus Vorteile: Finanziert werden so gut wie alle Studiengänge, auch bei Promotionsvorhaben kann man auf den Kredit zurückgreifen. Außerdem ist eine monatliche Auszahlung bis zu 650 Euro möglich, „andere Kredite sind da beschränkter“, ordnet Gärtner ein. Doch der Kredit sei nicht uneingeschränkt zu empfehlen.
Nachdem die Zinsen wegen der Corona-Pandemie ausgesetzt wurden, liegt der Satz seit Oktober wieder bei etwa vier Prozent. Die Rückzahlung kann also ziemlich teuer werden.
Nothilfen – für schlimme Zeiten
Wer unverschuldet in eine Notlage gerät und etwa die Miete nicht zahlen kann, der hat die Möglichkeit Nothilfen beim Studierendenwerk zu erhalten. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten: Ein Überbrückungskredit in Höhe von bis zu 250 Euro kann kurzfristig beantragt werden. „Die Auszahlung ist unkompliziert und geschieht in der Regel von einem auf den anderen Tag“, sagt Gärtner.
Wer mehr Geld braucht, der kann auf ein Kredit aus dem Hilfsfonds des Studierendenwerks hoffen. Weil die Bearbeitung aufwändiger ist, dauert es aber länger, bis der Antrag bewilligt wird. Beide Hilfskredite sind zinslos.
Stipendien – Aufwand der sich lohnen kann
Auch Stipendien bieten eine Möglichkeit, sich sein Studium zu finanzieren. Noch eklatanter als bei Studienkrediten fällt aber das schier unüberschaubare Angebot verschiedenster Stipendien auf. Der Aufwand, um an ein Stipendium zu kommen, kann außerdem hoch sein. Meist wird ein Bewerbungsschreiben verlangt. Doch der Aufwand kann sich lohnen.
Denn nicht nur hochbegabte Studierende mit Bestnoten können von Stipendien profitieren, konfessionelle oder parteinahe Träger vergeben Stipendien etwa oft an Studierende, die sich gesellschaftlich oder ehrenamtlich engagieren. Daneben gibt es Auslandsstipendien, Aufstiegsstipendien oder Stipendien für spezifische Studienfächer und für bestimmte gesellschaftliche Gruppen wie alleinerziehende Mütter oder Arbeiterkinder.
Wichtiger, als einfach auf gut Glück zwanzig Bewerbungen rauszuschicken, ist es also, das richtige Stipendium für das eigene Profil zu finden. Eine gute Orientierung bieten Mystipendium und e-fellows, in dessen großen Datenbanken nach dem passenden Stipendium gesucht werden kann.
Wichtige Adressen
Bafög-Amt Servicepoint: Universitätsstr. 16, 50937 Köln, Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag von 9 Uhr bis 14 Uhr, Freitag von 9 Uhr bis 12 Uhr
Sozialberatung Kölner Studierendenwerk, Universitätsstraße 16, Terminvereinbarung telefonisch unter 0221 168 815, Montag bis Freitag 8 Uhr bis 14 Uhr, telefonische Sprechstunde Dienstag von 10 Uhr bis 12 Uhr, Donnerstag von 14 Uhr bis 16 Uhr
Bafög- und Sozialberatung der Asta an der Uni Köln, Zülpicher Str. 70, 50937 Köln, Dienstag 13 Uhr bis 16 Uhr, Mittwoch und Donnerstag 11:30 Uhr bis 16 Uhr, Freitag 8 Uhr bis 14 Uhr