Herbstwetter im Hochsommer: Warum wir den Regen trotzdem nicht verfluchen sollten und ob es noch ein Comeback des Sommers in Köln geben wird.
Kölner Meteorologe erklärtNass, kalt und grau – Ist der Sommer 2023 schon vorbei?
Seit rund zwei Wochen herrscht in Köln Herbststimmung, Schuld ist das usselige Wetter – der Himmel grau, die Temperaturen nur um die 20 Grad und fast täglich Regen. Das ist doch nicht normal, denkt sich der eine oder die andere und fragt sich gleichzeitig: War’s das jetzt mit dem Sommer 2023? Wir haben Bernhard Pospichal angerufen, er ist Meteorologe an der Universität zu Köln und erklärt uns das aktuell kühle und nasse Wetter und verrät, ob der Sommer noch einmal zurückkommt.
Herr Pospichal, in letzter Zeit hat es in Köln oft geregnet, 99 Liter Regen pro Quadratmeter gab es insgesamt im Juli – ist das zu viel für die Jahreszeit?
Wir sind ziemlich genau im Mittel im Vergleich zu den Wetteraufzeichnungen der Jahre 1991 bis 2020. Mit 99 Liter Regen pro Quadratmeter gab es zwar etwas mehr Niederschlag als normalerweise im Juli, aber immer noch weniger als in anderen Jahren. Im Jahr 2000 etwa hat es im Juli 216 Liter Regen pro Quadratmeter gegeben, also noch mehr als im Hochwasser-Jahr von vor zwei Jahren mit 171 Litern.
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Das heißt es regnet aktuell gar nicht mehr als sonst?
Die letzten Tage hat es schon viel geregnet. Es gibt aber immer mal wieder solche verregneten Phasen im Hochsommer. Das wird auch die nächsten Tage und die nächste Woche noch nicht besser. Dann handelt es sich tatsächlich um eine längere Regenphase, die nicht jeden Sommer vorkommt, aber es ist auch noch nichts, was wir nicht schon einmal hatten.
Wie viel Regen ist zu viel Regen?
Wenn es 100 Liter oder mehr pro Quadratmeter an einem Tag regnet, ist das ein Problem. Dieses Szenario und seine Folgen haben wir im Ahrtal gesehen. Kündigt sich also viel Regen in kurzer Zeit an, kann eine Starkregen-Warnung ausgesprochen werden.
Wenn es jedoch jeden Tag etwas vor sich hin regnet und es mal hier und da einen Schauer gibt, dann ist das für die Natur überhaupt kein Problem. Wenn 200 Liter Regen pro Quadratmeter über den ganzen Monat verteilt vorkommt, dann kann das Wasser abfließen und der Boden es aufnehmen.
Bei adäquatem Regenguss sollte man sich also für die Natur freuen?
Ja, denn die Böden in Köln waren viel zu trocken, schon wieder. Im Juni und Anfang Juli waren die Wiesen gelb und vertrocknet, und einzelne Schauer haben das auch nicht ausgleichen können. Solange es also keine extremen Niederschläge gibt, ist das nur gut für die Natur – und das Wasser kann so auch in tiefere Bodenschichten eindringen.
Kommt der Sommer dieses Jahr denn noch einmal zurück?
Schwierig zu sagen. Bei allen Prognosen, die über eine Woche hinausgehen, ist es sehr schwer einzuschätzen – da kann man als Meteorologe nur daneben liegen. Was hingegen ziemlich sicher ist: Diese Woche, inklusive Wochenende wird trüb, kühl und verregnet.
Beim Wetter muss man tatsächlich immer von Woche zu Woche schauen. Der Trend der letzten Jahre zeigt zwar schon, dass es im August wieder weniger regnen wird – aber je länger die Wettervorhersagen in die Zukunft gehen, desto weniger aussagekräftig sind sie.
Es könnte also auch erneut sehr warm werden?
Durchaus. Der Juni etwa war im Vergleich zum Juli regenarm, warm und trocken. Aber auch hier lohnt sich ein Blick auf andere Jahre: 2018 und vergangenes Jahr hatten wir zwei sehr heiße und trockene Sommer, 2021 war hingegen sehr nass. Die Sommer-Temperaturen in den letzten 40 Jahren haben sich bereits um zwei Grad im Durchschnitt erhöht – der Sommer bei uns ist also tendenziell eher deutlich wärmer als nasser und kälter geworden.
Entweder heiß und trocken oder außergewöhnlich nass – kann man beiden Szenarien irgendwas Positives abgewinnen?
Hitze- und Trockenheit werden sich häufen – das ist leider nicht schön. Regen im Sommer kann zwar zu Unmut führen, aber: Dessen positive Auswirkungen auf die Natur überwiegen die negativen deutlich.