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JuLi-Vorsitzender Steffen„Guter Digitalunterricht ist im Moment ein Roulettespiel“

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Schüler mit Tablets.

  1. Alexander Steffen ist seit August 2020 der Vorsitzende der Jungen Liberalen in NRW.
  2. Ihm fehlt die Vision für gute digitale Bildung an NRW-Schulen über die Corona-Zeit hinaus.
  3. Im Interview äußert sich Steffen auch kritisch zur Arbeit der Landesregierung.

DüsseldorfHerr Steffen, die Jungen Liberalen wollen die Interessen von jungen Menschen vertreten. Nun sind einige davon unzufrieden mit dem Pandemiemanagement der Schulministerin Yvonne Gebauer, die Ihrer Mutterpartei FDP angehört. Wo stehen Sie in diesem Konflikt?

Mich stört, dass sowohl die Landesregierung als auch die Opposition immer nur über das tagespolitische Klein-klein spricht. Nie über die Vision. Wo wollen wir mit dem Schulsystem eigentlich hin? Wenn wir im Moment über Digitalisierung reden, dann darüber, dass wir allen ein Endgerät zur Verfügung stellen müssen. In einem zweiten Satz vielleicht darüber, dass wir Lehrer fortbilden müssen. Aber nicht darüber, wie richtig gute Bildung digital aussieht.

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Alexander Steffen ist seit August 2020 der NRW-Vorsitzende der Jungen Liberalen und Mitglied im Landesvorstand der FDP.

Und zwar?

Logineo (eine Kommunikations-Software für Schulen in NRW, d. Red.) ist in seiner jetzigen Form nicht die Lösung. Ich stelle mir ein wirkliches digitales Lernportal vor, mit dem ich nicht nur Nachrichten schreiben und an Anrufen teilnehmen kann, sondern auch zu Hause ohne Probleme lernen, mit individuellen Programmen und Aufgaben, auch mit der Hilfe von künstlicher Intelligenz. Im Moment ist es ein Roulettespiel, ob ein Lehrer die Ausstattung und die Motivation hat, guten Digitalunterricht zu machen. Das darf nicht sein.

Nun war es Yvonne Gebauer, die Logineo quasi als Pflichtprogramm für die NRW-Schulen eingeführt hat.

Das ist richtig. Und ich halte es für falsch, dass aktuell nur Logineo vom Land gefördert wird. Wir als Junge Liberale wünschen uns, dass Schulen eigenständig ihre Bildungskonzepte erarbeiten. Und wenn eine Schule zu dem Schluss kommt, dass für ihre Idee von Bildung Logineo nicht das beste Programm ist, dann sollte daraus kein finanzieller Nachteil entstehen.

In Solingen hat man versucht, ein eigenes Digital-Konzept zu organisieren. Dafür gab’s Kritik aus Ihrer Partei.

Weil der Solinger Sonderweg ein politisch-motivierter Alleingang eines SPD-Oberbürgermeisters war. Ja, Schulen sollten selbst entscheiden, welchen Weg sie gehen wollen. Aber trotzdem bitte in Absprache mit Schulbehörde und Landesregierung. Übrigens: Wir stehen hinter der Entscheidung von Yvonne Gebauer, im Moment auf Präsenzunterricht zu setzen – denn inNRW existiert noch kein Lernportal wie von mir beschrieben. Die Ausstattung mit Endgeräten läuft richtig gut, aber das Risiko ist noch immer hoch, dass Kinder aus sozialschwachen Familien durch Distanzunterricht den Anschluss verlieren. Worüber man nachdenken könnte: Klassengrößen etwa durch rollierende Systeme zu verkleinern.

Dann müssten die Lehrer mehr arbeiten.

Ja, das ist ein Problem. Weil wir zu wenige Lehrer haben. Nun kann man natürlich sagen: „Ihr stellt die Schulministerin . . .“

Ja, das könnte man sagen . . .

Gute Lehrer bildet man nicht in drei Jahren aus. Zumindest nicht die Lehrer, die wir wollen. Viele Missstände, die uns heute zusetzen, gehen zurück auf die fehlerhafte Politik der rot-grünen Vorgängerregierung.

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Ein anderer Punkt, den Sie an der Arbeit der aktuellen Landesregierung kritisieren: Dass es keine konkreten Pläne für eine Rassismusstudie in der Polizei gibt.

Am Ende kommen wir um eine Studie nicht herum. Dafür gibt es zu viele Fälle, das hat auch Innenminister Herbert Reul mittlerweile verstanden, er will die Untersuchung eben nur nicht Studie nennen. Wir als Julis stehen an der Seite derjenigen, die sagen: Wir wollen eine unabhängige Studie. Aber nicht an der Seite derjenigen, die sagen: Die Polizei hat ein generelles Rassismusproblem. Das sehen wir nicht so.

Sie treten bei der kommenden Landtagswahl als Spitzenkandidat der Julis an. Eine Ihrer zentralen Forderungen: Das Wahlalter auf 16 Jahre zu senken.

Das ist mittlerweile sogar Beschlusslage der FDP auf Bundes- und Landesebene. Wir als Julis wollen, dass dieser Punkt auch eine Koalitionsbedingung der FDP für eine weitere Regierungsbeteiligung in NRW wird.

Und Sie glauben, das macht die FDP mit?

Ich halte es zumindest für möglich. In NRW ist unter den demokratischen Parteien nur die CDU dagegen. Warum, hat neulich Peter Altmaier auf Twitter gezeigt: Er äußerte die Sorge, dass mehr Menschen grün wählen, wenn das Wahlalter auf 16 gesenkt wird.

Teilen Sie die Sorge?

Die Grünen bekommen überdurchschnittlich oft die Stimmen von jungen Wählern, ja. Aber das ist kein Argument dagegen. Dann muss man eben mit Inhalten um die jungen Wähler kämpfen. Die FDP bekommt seit Jahren viele Stimmen von jungen Wählern und Erstwählern. Bei denen wollen wir 2022 zweitstärkste Kraft werden – und dafür den Grünen ordentlich Stimmen wegnehmen.

Wie das?

Auch wir setzen uns seit Jahren für besseren Umweltschutz ein. Aber wir wollen keine Verbotspolitik, sondern durch Investitionen in Forschung zu einer klimaschonenderen Gesellschaft kommen. Wie das geht, sieht man an der Arbeit des NRW-Wirtschaftsministers Andreas Pinkwart, der den Energiesektor modernisiert und umstrukturiert. NRW hat unter der aktuellen Landesregierung seine Klimaziele vorzeitig erreicht und strebt jetzt noch ehrgeizigere an.

Und deswegen wählen Demonstranten von Fridays for Future die FDP?

Ich denke, auch bei Fridays for Future gibt es viele junge Leute, die sagen: Wir wollen maximalen Umweltschutz, aber dafür unsere Marktwirtschaft nicht aufgeben. Die sind bei uns richtig.