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Neues Schuljahr mit Maske430 Millionen Euro für Nachhilfelehrer

Lesezeit 4 Minuten
Schule-Impfung

In der Corona-Zeit sind Lernrückstände bei vielen Kindern entstanden.

Düsseldorf – Das Ziel sei immer gewesen, alle Kinder und Jugendlichen so oft wie möglich in die Schule zu holen, betonte NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Freitag bei der Vorstellung ihrer Planungen für die Zeit nach den Sommerferien. „Deshalb starten wir zu Beginn des kommenden Schuljahres genauso, wie das laufende endet: Mit Präsenzunterricht in vollem Umfang ab dem 18. August.“

Weiterhin werde an Grund- und Förderschulen zweimal pro Woche mit den so genannten Lollitests nach dem Coronavirus gesucht, an den weiterführenden Schulen mit Selbsttests. „Auch um den größtmöglichen Schutz der Schülerinnen und Schüler sicherzustellen, die nicht geimpft werden können oder wollen“, so Gebauer.

Maskenpflicht wird nach zwei Wochen überprüft

Auch die Maskenpflicht, die für den Schulhof bereits aufgehoben wurde, bleibe im Inneren der Gebäude zunächst bestehen. Die Trageverpflichtung jedoch stehe „von Beginn an auf dem Prüfstand“, sagte die Ministerin. Man werde die Inzidenzzahlen beobachten und am Ende der zweiten Unterrichtswoche entscheiden, „ob die Maske fällt“. Gebauer: „Das ist unser Anspruch, wenn es die Umstände erlauben.“

Alles zum Thema Jochen Ott

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Um die Versäumnisse der Schüler in der Corona-Pandemie aufzuholen, werden in Nordrhein-Westfalen 430 Millionen Euro bereitgestellt, kündigte die Ministerin an. Bundesmittel in Höhe von 215 Millionen Euro würden vom Land in gleicher Höhe aufgestockt. Von dem Geld könnten in erster Linie arbeitslose Lehrer aber auch Studierende, Pensionäre oder Quereinsteiger beschäftigt werden, um Unterrichtsstoff nachzuholen. „Aus diesem Repertoire können die Schulen ihr Personal selbst aussuchen“, sagte die FDP-Politikerin. Die Stellen indes seien bis Ende 2022 befristet. Auch kommerzielle Nachhilfe-Institute würden bei der Aufarbeitung der Lernrückstände einbezogen.

95 Prozent der Schülerinnen und Schüler im Präsenzunterricht

Der Bundesrat hatte das Corona-Aufholprogramm für Kinder und Jugendliche am Freitag gebilligt. Es soll zusätzliche Maßnahmen zur Lernförderung finanzieren, aber auch Sozialprojekte ausweiten und Freizeit-, Sport- und Erholungsangebote möglich machen.

SIZ-Header-Gebauer

Yvonne Gebauer (FDP) ist Ministerin für Schule und Bildung des Landes NRW.

Die nordrhein-westfälischen Schülerinnen und Schüler hätten die „größten aller Anstrengungen und Entbehrungen“ des abgelaufenen Schuljahres „mit Bravour gemeistert“, sagte Gebauer pathetisch. „Sie haben hoffentlich Einmaliges geleistet.“ Rund 95 Prozent der Kinder und Jugendlichen hätten am Präsenzunterricht teilgenommen, alle Abschlussprüfungen hätten stattgefunden. Beim Abitur beispielweise seien nur 4000 Prüfungen versäumt worden, bei insgesamt 237.000 Prüfungen also nur 1,8 Prozent. „Womit wir uns auf dem Niveau der Vorjahre bewegen“, so die Ministerin.

Alle Lehrkräfte nach den Sommerferien zweimal geimpft

Dass alle Abschlussfeiern stattfinden könnten, sei zudem ein „versöhnliches Ende dieses besonderen Schuljahres“. Auch Einschulungsfeiern, Klassenfahrten und Schüleraustausche seien nach derzeitigem Stand wieder erlaubt. Und besonders erfreulich sei: „Wir gehen fest davon aus, dass alle Lehrkräfte nach dem Ende der Sommerferien zweimal geimpft sind.“

Dass der Großteil der 430 Millionen Euro direkt in die Schulen fließen soll, sei positiv, kommentierte Sven Christoffer, Vorsitzender des Verbandes Lehrer NRW. Er forderte zugleich eine Laufzeit des Programms über das jetzige Ablaufdatum Ende 2022 hinaus.

„Ständiges Hin und Her“

„Das ständige Hin und Her zwischen Distanz-, Präsenz- und Wechselunterricht hat die Nerven der Familien und des Schulpersonals überstrapaziert. Was getan werden kann, damit sich dieser Stress nicht wiederholt, sollte getan werden“, forderte der Lehrerverband VBE NRW. Der Verband begrüßte das Festhalten an Maskenpflicht und Tests: „Es ist besser, vorsichtig in das neue Schuljahr zu starten“, sagte der Landesvorsitzende Stefan Behlau.

Dies betonte auch Sa­bi­ne Mist­ler, NRW-Lan­des­vor­sit­zen­de des Phi­lo­lo­gen­ver­bandes. Masken und Testpflicht müssten „zumindest für einen überschaubaren Zeitraum“ beibehalten werden: „Um zu schauen, wie sich die Inzidenzwerte entwickeln und ob Mutanten möglicherweise eine Rolle spielen.“

SPD-Kritik: Ministerin hat kein pädagogisches Konzept

Es sei erschreckend, dass die Ministerin keinerlei Pläne für die inhaltliche Gestaltung des Unterrichts verkündet habe, kritisierte Jochen Ott, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion im Landtag. „Sie hat kein pädagogisches Konzept dafür, wie die Lernrückstände der Kinder im kommenden Schuljahr aufgeholt werden sollen. Die Schulen können daher auch nicht wissen, worauf sie nach den Ferien die Schwerpunkte setzen sollen.“

Um die Schülerinnen und Schüler eines Jahrgangs wieder auf den gleichen Stand zu bringen, müsse im ersten Quartal auf Klassenarbeiten verzichtet werden, so Ott: „Es geht jetzt nicht darum, den Lehrplan nach herkömmlichen Maßstab eins zu eins umzusetzen, sondern es muss etwas Druck aus dem Kessel gelassen werden.“ Schulen bräuchten jetzt mehr pädagogische Freiheit, um Bildungsprozesse zu gestalten, sagte Sigrid Beer, bildungspolitische Sprecherin der Grünen im Landtag. „Die Curricula-Vorgaben sollten bis zu den Herbstferien ausgesetzt werden.“ (mit dpa)