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„Neunjähriger Krampf“ könnte drohenKölner Pastoralrat stimmt über Woelki-Rückkehr ab

Lesezeit 4 Minuten
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Kardinal Rainer Woelki im Kölner Dom

Köln – Sechs Wochen vor dem Ende der vom Papst festgelegten „Auszeit“ des Kölner Kardinals Rainer Woelki ringen die Katholikinnen und Katholiken im Erzbistum um die Zeit nach Woelkis Rückkehr, die laut einem römischen Dekret für den 2. März vorgesehen ist.

Im Diözesanpastoralrat, dem wichtigsten Beratungsgremium des Bischofs, trafen auf einer Klausurtagung in Bensberg die Positionen „deutlich, aber nicht unversöhnlich“ aufeinander, wie das Erzbistum anschließend mitteilte.

Führende Laien wie die Chefs des Diözesanrats und des Kölner Katholikenausschusses, Tim O. Kurzbach und Gregor Stiels, bekundeten nach Berichten von Teilnehmenden ihre Skepsis.

Laien-Vertreter sehen Probleme nicht gelöst

Keines der Probleme, die zum Konflikt zwischen Erzbistum und Erzbischof führten, sei gelöst, betonte Kurzbach auch im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Stiels sagte, ihm fehle die Fantasie, wie ein Neuanfang mit Woelki gelingen könne. „Im schlimmsten Fall steht uns ein neunjähriger Krampf bevor“, sagte er mit Blick auf Woelkis verbleibende reguläre Amtszeit.

Andere Mitglieder des Gremiums wie der frühere Kölner Feuerwehrdirektor Stephan Neuhoff sahen den Kardinal hingegen als „Sündenbock“, warfen seinen Kritikern Unversöhnlichkeit vor und riefen zur Fairness auf. „Die von Rom eingeforderte Versöhnung kann nur gelingen, wenn auch die Kritiker des Kardinals bereit sind, ihren Beitrag zu leisten.“ Einig war sich das Gremium laut Erzbistum, dass es ein „Weiter so“ nicht geben dürfe und „klare Signale für einen Neuanfang“ gesetzt werden müssten.

Anonyme Abstimmung

Am Ende der Beratungen stand eine anonyme Abstimmung über Woelkis Rückkehr, und zwar nicht nur mit einem einfachen Ja oder Nein, sondern mit Begründungen unter persönlicher, fachlicher und kirchenpolitischer Rücksicht. Das Ergebnis blieb geheim, damit dem Kardinal – wie es hieß – nicht womöglich schon vorab die Tür zugeschlagen würde.

Bistumsverwalter Rolf Steinhäuser, dem Sitzungsteilnehmer wiederum eine dialogische, vertrauensbildende und transparente Leitung attestierten, versprach, das Stimmungsbild nach Rom zu übermitteln. Dort werde er „in absehbarer Zeit“ über die Lage im Erzbistum Bericht erstatten.

Laien betonen gutes Miteinander

„Mit einem plakativen öffentlichen Votum würde Rom sich nur unter Druck gesetzt fühlen“, sagte Kurzbach. Dort aber werde am Ende entschieden. „Wir sind nicht die Richter über Kardinal Woelki. Im Gegenteil: Wir beweisen in Köln seit drei Monaten, dass es ein gutes Miteinander mit der Bistumsleitung geben kann. Deshalb ist auch das Gerede von einer »Spaltung« im Erzbistum völlig fehl am Platze. Es gibt einzig und allein eine Spaltung zwischen diesem Erzbischof und dem Erzbistum.“

Woche der Offenbarungen

Zur Aufklärung des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche stehen in den nächsten Tagen zwei wichtige Termine an.

Am Dienstag, 18. Januar, sagt der Hamburger Erzbischof Stefan Heße, früher Personalchef im Erzbistum Köln, als Zeuge im Missbrauchsprozess gegen den früheren Pfarrer Hans Ue. vor dem Landgericht Köln aus.

In München wird am Donnerstag, 20. Januar, ein Gutachten zu den Missbrauchsfällen im dortigen Erzbistum vorgestellt. Insbesondere im Fall eines Serientäters, der als Priester von Essen nach München versetzt wurde, steht das Agieren des früheren Erzbischofs Joseph Ratzinger, später Papst Benedikt XVI., sowie seiner Nachfolger Friedrich Wetter und Reinhard Marx in Frage. (jf)

Nach dem Eindruck von Mitgliedern des Rates neigte sich die Waage auf die Seite derer, die Vorbehalte gegen eine Rückkehr des Kardinals haben. Der Art der Aussprache habe sich aber keine belastbare Gewichtung entnehmen lassen. Steinhäuser hatte in einem Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ von einer faktischen Probezeit für Woelki im Fall einer Rückkehr gesprochen.

Woelki hält Messe am Aschermittwoch

Für Woelki selbst scheint die Sache ausgemacht. Er hält bereits am ersten Tag nach seiner Auszeit einen Gottesdienst im Dom mit Symbolcharakter. In einer Messe zum „Aschermittwoch der Künstler“ will er unter anderem das Aschenkreuz austeilen, das am Beginn der Fastenzeit ein Zeichen der Buße und der Umkehr ist.

Wie aus Kirchenkreisen zu erfahren war, fand die Planung dieses Auftritts ohne breite Beteiligung statt. Bei Eingeladenen wurden Zweifel laut, ob ein solcher „Paukenschlag“ einen sensiblen, angemessenen Umgang mit der aufgewühlten Situation im Erzbistum verrate.

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Alt-Dompropst Gerd Bachner warb im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ für eine zweite Chance. Die von Woelki absolvierten 30-tägigen Exerzitien, eine Zeit intensiver Einkehr, könnten „mit einer grundlegenden Verhaltensänderung einhergehen“. Eine echte und notwendige Neuorientierung müsse dann aber „an den Früchten“ erkennbar werden.