Düsseldorf – Die Katharina-Henoth-Gesamtschule im Kölner Stadtteil Höhenberg ist eine sogenannte Brennpunkt-Schule; Inflation, steigende Energiekosten, hohe Lebensmittelpreise bringen viele Familien in Not, die hier ihre Kinder zum Unterricht schicken: Schon in der Corona-Krise, berichtet Schulleiter Martin Süsterhenn, war man auf Spendenaktionen angewiesen, die etwa durch die benachbarte Kirchengemeinde des Pfarrers Meurer organisiert wurden. „Die Kinder und Jugendlichen bringen die Spannungen von zuhause mit in die Schule“, sagt Süsterhenn, es kommt verstärkt zu Fehlverhalten.
Nun hat der Direktor erneut Anlass, Alarm zu schlagen. Der Härtefallfonds des nordrhein-westfälischen Sozialministeriums, „Alle Kinder essen mit“, soll auslaufen. Der Fonds ersetzte 2011 das frühere Landesprogramm „Kein Kind ohne Mahlzeit“, er fördert seit Beginn des Schuljahres 2020/21 nicht allein Schulessen für Kinder und Jugendliche, sondern unterstützt Familien auch bei der Finanzierung von Klassenfahrten. Damit habe man den Härtefallfonds erweitert und entbürokratisiert, verkündete das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales in Düsseldorf vor zwei Jahren.
Gefördert werden auch Klassenfahrten
Auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ erklärt das Ministerium nun: „Den Härtefallfonds ‚Alle Kinder essen mit‘ gibt es bereits seit vielen Jahren, die zu Grunde liegenden Förder-Richtlinien waren stets zeitlich befristet. Dahinter verbirgt sich weniger die Absicht, den Härtefallfonds auslaufen zu lassen, als vielmehr die Option, ihn an aktuelle Gegebenheiten und Bedarfslagen anpassen zu können.“
Das Problem liegt in der Evaluation der Klassenfahrten. Die Corona-Pandemie habe solche Fahrten fast vollständig durchkreuzt, weshalb eine Bewertung der 2020 vorgenommenen Neuerungen und ihrer Wirkungen nicht möglich sei. Das strebe man nun unter realistischeren Rahmenbedingungen an – „danach wird über die weitere Ausgestaltung des Härtefallfonds ‚Alle Kinder essen mit' zu entscheiden sein“, heißt es aus dem Ministerium. „Die Einstellung des Härtefallfonds ist nicht vorgesehen.“
Das könnte Sie auch interessieren:
Schulleiter Süsterhenn findet, dass Familien gerade in einer Zeit der finanziellen Unsicherheit, für viele sogar der Existenznot, Sicherheit brauchen. Immerhin habe die Stadt Köln zugesagt, die Betreffenden zu unterstützen, bis das Land wieder übernehme. Die SPD-Opposition befürwortet die Einführung eines Mittagsessens in den Schulen, das grundsätzlich kostenfrei ist.
„Befristete Programme, die Eltern zu Bittstellern machen und zudem nur unnötig viel Bürokratie nach sich ziehen, sind keine Lösung", sagte die sozialpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Lena Teschlade. Jochen Ott, stellvertretender Fraktionsvorsitzender, fordert eine rasche Fristverlängerung, um Familien die Teilnahme am Landesprogramm zu ermöglichen.