AboAbonnieren

Als Lehmann-NachfolgerBochumer Ex-Soldat will Grüne in NRW anführen

Lesezeit 3 Minuten
Wolfgang Rettich

Wolfgang Rettich

Bochum – Er stammt aus dem bayerischen Freising, ist Fan der Fußballer von Bayern München. Wolfgang Rettich, der Schatzmeister der NRW-Grünen, strebt jetzt den Landesvorsitz seiner Partei an. Der 39-Jährige machte bisher im Stadtrat der Wahlheimat Bochum Politik. Im nächsten Jahr will Rettich das Amt von Sven Lehmann übernehmen, der in den Bundestag eingezogen ist. Beide gehören dem linken Parteiflügel an.

Unterstüzung von der Grünen Jugend

Rettich würde dann mit Mona Neubaur, die ebenfalls aus Bayern kommt. die Doppelspitze bei den NRW-Grünen bilden. Der Schatzmeister muss sich beim Parteitag am 20. Januar in Kamen allerdings gegen den Duisburger Kreisvorsitzenden Felix Banaszak (27) durchsetzen, der ebenfalls für den Chefposten in der Partei kandidieren will. Banaszak, der seinen Hut bereits vor zehn Tagen in den Ring geworfen hatte, wird von der Grünen Jugend unterstützt. Möglicherweise werde es noch weitere Kandidaturen geben, hieß es bei den NRW-Grünen.

Sven Lehmann, Köln

Rettich wirft bei seiner Bewerbung sein Geschick als Kommunalpolitiker in die Waagschale. „Ich kandidiere für den Landesvorsitz, weil ich glaube, dass ich in der jetzigen Situation das bessere Angebot liefern kann“, sagt er dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Sollte es zu einer Jamaika-Koalition in Bund kommen, könnten die NRW-Grünen in NRW in ein schwieriges Fahrwasser geraten, weil man im Landtag ja gegen CDU und FDP Opposition mache. „Um damit umgehen zu können, braucht man Erfahrung und Verhandlungsgespür. Beides bringe ich durch meine langjährige kommunalpolitische Erfahrung in Bochum mit“, sagt Rettich. Er wolle das Profil der Grünen schärfen: „Nach der Wahlschlappe bei der Landtagswahl brauchen wir eine Erneuerung“, so der Politiker.

Mit dem Hauptschulabschluss zur Bundeswehr

Rettich hat eine berufliche Karriere hinter sich, die für einen Grünen eher untypisch ist. „Ich hatte den Hauptschulabschluss. Da bot mir die Bundeswehr die Chance, eine Herausforderung anzunehmen. Ich wurde dann unter anderem in Holland eingesetzt, als Stabsunteroffizier im Personalwesen“, berichtet der Junggeselle. Wie steht der Grüne heute zur Bundeswehr? „Ich war gegen den Militäreinsatz in Afghanistan. Aber es gibt Blauhelm-Missionen, die ich für sinnvoll halte“, sagt er.

Als Parteichef will der Bahnfahrer den Grünen vor Ort wieder mehr Gehör verschaffen. Die Fehler vor der Landtagswahl sollen sich nicht wiederholen: „Die Parteispitze, zu der ich mich auch zähle, hat der Basis zu wenig zugehört. In der Schulpolitik oder bei der Einführung der Gastro-Ampel wurden die Bedenken nicht ernst genug genommen. Uns wurde das Image der Verbotspartei zugeschrieben, das müssen wir wieder los werden.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Ob Rettich selbst für eine Spitzenkandidatur im Jahr 2022 zur Verfügung stehen würde, lässt er offen. Man müsse darüber nachdenken, ob die Entscheidung über die Führungsposition – wie bei den Grünen in Bayern – durch eine Urwahl herbeiführt werden solle. „Das Spitzenpersonal für die nächste Landtagswahl muss nicht zwangsläufig aus der Landtagsfraktion rekrutiert werden“, ergänzt er.

Mona Neubaur, die dem realpolitischen Flügel angehört, steht im Januar nicht zur Wahl. Tritt sie erneut an? „Ich mache meinen Job für die grüne Sache gerne“, antwortet sie. „Ich bin bis zum Juli 2018 gewählt. Ich habe es stets so gehalten, die Mitglieder zuerst über Entwicklungen zu informieren. Es gibt derzeit keine Veranlassung, mich zu der Frage zu äußern.“