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Mahnwache in Euskirchen„Das ist nicht der Krieg der Russen“

Lesezeit 4 Minuten
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Die Jugend brachte mit Plakaten ihren Zorn über Putins Angriff auf die Ukraine zum Ausdruck.

Kreis Euskirchen – In ungewohnter Viersamkeit organisierten die Nachwuchsorganisationen der Parteien im Kreis am Aschermittwoch eine Mahnwache vor der Herz-Jesu-Kirche in Euskirchen. Junge Union, Grüne Jugend, Jusos und Junge Liberale einte an diesem Abend ein Wunsch: der nach Frieden.

Der SPD-Kreisvorsitzende und Landtagskandidat Thilo Waasem ließ sich von einem Plakat mit einem großen Kothaufen, das plastisch die Wut auf den russischen Präsidenten kennzeichnete, inspirieren: „Ob rotes, schwarzes, grünes oder gelbes Parteibuch – Driss ös Driss, da müssen Demokraten zusammen gegenstehen.“

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MdL Klaus Voussem (CDU), der ebenso wie MdB Detlef Seif (CDU), Landrat Markus Ramers (SPD) und der FDP-Kreisvorsitzende Frederik Schorn an der Mahnwache teilnahm, stimmte da mit ihm überein: „Das ist keine Zeit für Parteipolitik.“

150 Menschen kamen

Eigentlich, so Voussem, habe er beim politischen Aschermittwoch der Jungen Union über das Thema „Mit Vollgas aus der Krise nach der Flut“ sprechen wollen, aber: „Dafür ist heute einfach nicht die Zeit.“ Daher hatte die JU das Treffen abgesagt. Rund 150 Menschen hatten sich vor dem Kirchenportal eingefunden.

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Euskirchens katholischer Pfarrer Tobias Hopmann

Tobias Hopmann, seit September neuer Leitender Pfarrer in Euskirchen, hat durch eine frühere Tätigkeiten am Priesterseminar in Moskau und im katholischen Studienkolleg Collegium Orientale in Eichstätt, das der Ausbildung von Priestern der verschiedenen Ostkirchen dient, persönliche Kontakte sowohl in die Ukraine als auch nach Russland. Bedrückt berichtete er, dass die ukrainisch-katholische Gemeinde im Erzbistum Köln auf seine Frage, wie man sie unterstützen könne bei den von ihnen organisierten Hilfstransporten, geantwortet habe: „Wir schicken Verbandsmaterial in die Ukraine.“

Vorbereitungen im Kreis Euskirchen laufen

Unterbringung ist Sache der Kommunen

Der Kreis Euskirchen bereitet sich auf mögliche Flüchtlinge aus der Ukraine vor. Unter der Leitung von Landrat Markus Ramers haben sich die Geschäftsbereichsleiter bereits am Dienstag ausführlich mit der Thematik beschäftigt und erste Schritte in die Wege geleitet. „Grundsätzlich wollen und werden wir abwarten, was das Land NRW und die kommunalen Spitzenverbände vereinbaren“, sagt Wolfgang Andres, Pressesprecher des Kreises auf Anfrage. Nach derzeitigem Kenntnisstand geht der Kreis davon aus, dass die Flüchtlinge direkt auf die einzelnen Kommunen verteilt werden.

Auch wenn grundsätzlich wahrscheinlich die Kommunen für die Unterbringung möglicher Ukraine-Flüchtlinge zuständig sind, hat der Kreis bereits seine Hilfsbereitschaft signalisiert. „Wir sind gerne bereit, die Kommunen dabei zu unterstützen, und werden dazu noch in dieser Woche zu einer Video-Konferenz mit den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern einladen und beispielsweise die Unterbringungsmöglichkeiten abfragen“, berichtet Andres. Nächste Woche sei zudem ein weiterer Austausch mit den Kommunen unter Beteiligung der Regierungspräsidentin Gisela Walsken geplant. Auch dabei werde diese Frage sicherlich eine große Rolle spielen, so Pressesprecher.

Nach Angaben des Kreises ist aktuell abzuschätzen, wie viele Ukrainer letztlich in den Kreis Euskirchen kommen und wie viele von ihnen privat bei Verwandten oder Freunden unterkommen können. Laut Kreisverwaltung haben aktuell 109 Ukrainer ihren Wohnsitz im Kreis. (tom)

Keine Anfragen bei der Stadt Euskirchen

Bei der Stadt Euskirchen ist noch keine Anfrage der Bezirksregierung eingegangen, erklärt Silke Winter, Abteilungsleiterin Stabsangelegenheiten bei der Stadt Euskirchen. „In den nächsten Tagen ist sicherlich mit Informationen von Bund und Land hinsichtlich der Aufnahme/Unterbringung von Geflüchteten zu rechnen. Wir sind auf jeden Fall schon dabei, mögliche Unterkünfte zu akquirieren“, so Winter.

Übersetzer und Dolmetscher gesucht

Das Kommunale Bildungs- und Integrationszentrum des Kreises habe bereits Kontakt zu den Kooperationspartnern in der Integrationsarbeit aufgenommen, um ein gemeinsames Vorgehen zu besprechen, so Andres. Zudem bittet der Kreis potenzielle Übersetzer, sich bei der Verwaltung zu melden. Wer ukrainische Flüchtlinge in Alltagssituationen begleiten und für sie dolmetschen kann, sollte sich per E-Mail an die Stadt Euskirchen oder per Telefon unter 0 22 51/15 13 52 melden.

Ihm war aber auch ein anderer Aspekt wichtig: „Der Krieg in der Ukraine ist nicht der Krieg der Russinnen und Russen, sondern der Putins.“ Er habe mit einem Bekannten gesprochen, der er aus dem Priesterseminar in Moskau kenne. Der gehe trotz der Risiken jeden Tag zusammen mit anderen auf die Straße, um gegen den Krieg zu demonstrieren.

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Der FDP-Kreisvorsitzende Frederik Schorn mit seiner Freundin

Der habe ihm gesagt: „Wir schämen uns dafür, was da passiert.“ Ob eine kleine Mahnwache, die Friedensgebete in den Kirchen oder eine große Demonstration wie die am Rosenmontag in Köln, diese Botschaften seien wichtig. Hopmann: „Wer die Bilder aus Köln gesehen hat, der kann erahnen, wie viel Kraft das den Menschen in der Ukraine gibt.“