- In einem Altenheim in Kalenberg wurde ein Bewohner positiv auf das Corona-Virus getestet.
- Der Bewohner hat sich mit großer Wahrscheinlichkeit durch einen Besucher angesteckt.
- Leiterin Karola dos Santos Ramos bangt nun um den Weiterbetrieb.
Kreis Euskirchen – Am Sonntag traf dann das ein, was Karola dos Santos Ramos seit langem befürchtete. „Einer unserer Bewohner ist positiv getestet worden“, sagt die Leiterin der Betreuungseinrichtung Casa in Silva in Kalenberg. Das habe ihr das Gesundheitsamt mitgeteilt: „Der Mitarbeiter war sehr nett und hat mich erstmal beruhigt.“ Dem Senior gehe es soweit ganz gut, bis auf leichte grippale Anzeichen.
Dos Santos Ramos geht es indessen nicht so gut: „Bei 14 Mitarbeitern, die mit dem betroffenen Bewohner in der fraglichen Zeit Kontakt hatten, wurden nun Abstriche gemacht.“ Sie arbeiteten derzeit unter strengen Vorsichtsmaßnahmen. Dos Santos Ramos bangt nun mit ihren Kollegen den Ergebnissen entgegen. Sollte auch nur ein Test positiv sein, müssten alle 60 Mitarbeiter des Hauses getestet werden, so die Leiterin. Und dann? Wenn mehrere Pflege- und Hauswirtschaftskräfte ausfallen sollten – wie kann der Betrieb für die 55 Pflegebedürftigen dann aufrechterhalten werden? In Zwölf-Stunden-Schichten? Wie sollen die Mitarbeiter das auf Dauer aushalten?
Ansteckung wohl nach Besuch
Was dos Santos Ramos besonders ärgert: „Unsere Beschäftigten meiden seit Monaten soziale Kontakte und Auslandsaufenthalte, um Ansteckungen zu vermeiden – und dann passiert unser erster Fall ausgerechnet durch einen Besuch.“
Der infizierte Bewohner habe sich nämlich – das habe die Kontaktverfolgung des Gesundheitsamtes ergeben – mit großer Wahrscheinlichkeit bei einem Verwandten angesteckt. Nachdem der positiv getestet worden sei, sei bei dem Bewohner aufgrund des Besuchs in der Wohnung des Infizierten ein Abstrich gemacht worden.
Dos Santos Ramos warnt schon lange vor Gefahren
Bereits im Frühjahr hatte dos Santos Ramos vor den Gefahren der Angehörigenkontakte gewarnt. Das sei bei einem großen Teil auf Verständnis gestoßen, aber nicht überall. „Nachdem ich in der letzten Woche die Angehörigen gebeten habe, auf Besuche zu verzichten, hat das jemand sofort der Heimaufsicht gemeldet“, erzählt sie. Und die habe das getan, was sie gemäß den behördlichen Vorgaben tun müsse: das Besuchsrecht durchsetzen. „Dabei habe ich doch gar nichts verboten, sondern nur gebeten“, so die Leiterin voller Unverständnis für die direkte Meldung bei der Heimaufsicht.
In Kall keine öffentlichen Veranstaltungen zur Pogromnacht und Volkstrauertag
Die Gemeinde Kall verschärft die Corona-Schutzmaßnahmen. Das Ordnungsamt kontrolliere verstärkt private Feiern, teilt die Verwaltung mit. Bislang habe das Ordnungsamt überwiegend die Einhaltung der Regeln, etwa das korrekte Führen der Rückverfolgungslisten, in gastromischen Betrieben geprüft. „Das reicht aber nicht mehr aus. Private Feiern wurden vom Robert-Koch-Institut als einer der Hauptgründe für die schnelle Ausbreitung der Corona-Infektionen ausgemacht. Wir müssen jetzt alle etwas tun, damit wir die Verbreitung des Virus eindämmen. Im Moment sind die Zahlen im Kreis Euskirchen und auch speziell in der Gemeinde Kall sehr gering, dabei soll es auch bleiben“, sagte Bürgermeister Hermann-Josef Esser. Das Ordnungsamt dürfe Feste, die gegen Corona-Regeln verstoßen, abbrechen.
„Natürlich sind die Vorschriften nicht immer schön, aber es trifft jeden von uns“, so Esser, der selbst schweren Herzens seine Geburtstagsfeier im November abgesagt hat. Weitere Absagen betreffen die jährlichen Veranstaltungen zum Pogromgedenken und Volkstrauertag. Diese werden nicht öffentlich stattfinden. Bürgermeister Esser, Wehrleiter Harald Heinen sowie ein Pastor werden am Volkstrauertag entsprechend Kränze niederlegen, auch der Opfer der Pogrome wird in kleinem Rahmen gedacht.
Die Ansprachen würden anschließend veröffentlicht werden. „Ich bin zuversichtlich, dass wir, wenn wir jetzt vorsichtig agieren, nächstes Jahr diese beiden Gedenktage wieder normal als Gemeinschaft wahrnehmen werden können“, sagte Esser. Die Gemeinde Kall weist außerdem die Bürger noch einmal darauf hin, dass keine spontanen Rathausbesuche getätigt werden sollen.
Termine sollten bitte über 02441/888-0 oder direkt beim Ansprechpartner im Rathaus vorgenommen werden. Außerdem solle geprüft werden, ob sich die Angelegenheit nicht auch telefonisch oder per E-Mail regeln lasse. (eb)
„Ich habe doch nichts anderes getan als das, was Frau Merkel auch macht: Nämlich darum gebeten, Kontakte zu vermeiden.“ Und wo sei das wichtiger als in Gemeinschaftsunterkünften, in denen der Betrieb und damit die Betreuung der Bedürftigen zusammenzubrechen drohe – ganz abgesehen davon, dass es sich um Menschen handele, die zu den Risikogruppen gehören oder zu denen, die gesellschaftliche Schlüsselpositionen innehätten.
„Bei uns vereinsamen sie nicht.“
„Warum“, fragt die Leiterin, „kann in einer solchen Situation nicht verfügt werden, dass die Heime keine Besuche zulassen dürfen?“ Wer müsse denn im Falle eines Ausbruchs dafür sorgen, dass der Laden weiterlaufe, wenn einige Mitarbeiter in Quarantäne geschickt werden müssten? „Mit Sicherheit nicht die Menschen, die verfügen, dass Altenheime alle rein- und rauslassen müssen“, gibt Karola dos Santos Ramos selbst die Antwort. „Es heißt dann immer, die älteren Menschen würden vereinsamen“, sagt die Heimleiterin: „Bei uns vereinsamen sie nicht.“
Die Kreisverwaltung erklärte zu dem Vorfall: „Unser Gesundheitsamt unterstützt die Heimleitung im Ansinnen, über verstärkte Infektionsschutzmaßnahmen nachzudenken. Ein totales Betretungsverbot halten wir aber für nicht angemessen. Mit AHA-L kann der Besuch in einem Heim sicher gestaltet werden.“
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Zudem gebe es seit dem 14. Oktober für die Heime die Möglichkeit, auch Besucher mit einem Antigen-Schnelltest zu überprüfen, wenn Unsicherheit bestehe.