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Zehn waren dagegenDas Baugebiet Kirspenich II ist beschlossene Sache

Lesezeit 3 Minuten
Blick aus Richtung Kirchheim auf einen Teil der Fläche, die bald Neubaugebiet wird. Teile der Entwässerung werden entlang der L11 geführt.

Die Entwässerung für Teile des Neubaugebietes wird entlang der L11 geführt werden.

Entwickler F&S concept hatte das Entwässerungskonzept überarbeitet. Zehn Ratsmitglieder waren gegen das Projekt, darunter die gesamte SPD.

Nach dreieinhalb Jahren ist es jetzt beschlossene Sache: Das Neubaugebiet im Nordosten von Kirspenich in Richtung Kirchheim kommt – gegen die Stimmen der SPD, der im Doppelort lebenden CDU-Mitglieder Reiner Jansen und Martin Mehrens, Alexandra Kühne (UWV) und des parteilosen Thomas Bell.

Knackpunkt war zuletzt die Entwässerung. Der Entwickler F&S concept aus Euskirchen sowie die Ingenieurberatung Lorenz aus Nitterscheid und die Okeanos GmbH aus Bochum versicherten anhand von Berechnungen, dass die Entwässerungssituation mit Baugebiet „Kirspenich II“ besser wird als ohne, weil im Süden des Gebiets ein großes Versickerungsbecken entstehen soll, in das Regenwasser gezielt geleitet wird, und ein weiteres kleines Versickerungsbecken unter dem Quartiersplatz des Neubaugebietes das Wasser aus dem kleineren nördlichen Teil ebenso aufnehmen soll wie der Kanal in Kirspenich.

Grundwasser steigt durch Versickerung um drei Zentimeter

Ingenieur Christian Lorenz betonte, dass die Entwässerung schon auf ein hundertjährliches Hochwasser ausgelegt wurde anstatt der für die Planungen sonst üblichen zwei- oder fünfjährlichen Hochwasser. Sorgen, dass das Grundwasser beim Versickern stark ansteige, räumte er aus. Zwar habe er noch während der Bürgerversammlung im Januar schnell einen Grundwasseranstieg um 30 Zentimeter errechnet, gab aber zu, sich im Eifer des Gefechts verrechnet zu haben. Der tatsächliche Anstieg des Grundwassers betrage nur drei Zentimeter.

Auch Dr. Benjamin Mewes vom Unternehmen Okeanos, das das Hochwasserschutzkonzept für Bad Münstereifel erstellt, hatte keine Bedenken. Bisher habe jeder starke Sommerregen eine erhebliche Überflutungsgefahr mit sich gebracht, weil Erft und Holzbach gleichzeitig stiegen. Doch durch die Maßnahmen – am Holzbach entsteht noch ein Rückhalt – sei diese Gefahr gebannt. Spitzenlasten von 275 Liter pro Sekunde seien bei Hochwasserlagen möglich, das gesamte Wasser des Neubaugebietes und des Einzugsgebiets Kirchheim versickerten. „Es kommt kein zusätzliches Wasser nach Arloff“, so Mewes, der zugeschaltet war.

Regenwasser wird nun nicht mehr in den Kirspenicher Kanal geleitet

Doch einige Bürger bezweifeln, dass eine versiegelte Fläche mehr Hochwasserschutz bieten soll als ein freies Feld. Vor allem, dass Regenwasser in den örtlichen Kanal am Pascalweg geleitet werden soll, war Gegenstand der Beschwerden. Nach mehreren Bürgerversammlungen besserte F&S nun nach. Es ist geplant, Wasser entlang der Landesstraße 11 in den vorhandenen Regenüberlauf an der Ecke Hardtburgstraße/L11 zu leiten, wo die Leitung des Erftverbandes ebenso genutzt werden kann wie die bestehende Einleitstelle an der Erft. „Es gelangt kein Tropfen Regenwasser nach Arloff“, so Lorenz.

Doch die Zweifel bei einigen Politikern blieben. „Was, wenn die Technik versagt und das Versickerungsbecken ausfällt?“, fragte Reiner Jansen. Christian Lorenz führte aus, dass das nicht möglich sei, da die Anlage nicht mit beweglichen oder elektrischen Teilen funktioniere, sondern mit Schwerkraft. Sie müsse nur gepflegt werden. Das wird in den ersten fünf Jahren, der voraussichtlich stärksten Bauphase, F&S übernehmen, danach die Stadt. Ein kaskadenartiges Versickerungsbecken gebe es schon zwischen Eifelbad und Erft und sei damals beim Umbau der Parkflächen im Goldenen Tal angelegt worden. „Das funktioniert“, sagt Lorenz.

SPD liest Stellungnahme vor, Peter Schallenberg vermutet Starrsinn

„Es ist immer der gleiche Projektierer. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt“, las Frank Terschanski eine Stellungnahme der SPD vor. Die Bürger seien mehrheitlich gegen die Baulandentwicklung in Arloff/Kirspenich. Auch die Genossen trauten der Entwässerungssituation nicht. Der Entwickler selbst rate nicht umsonst zu Kellerfenstern 50 Zentimetern über dem Boden, hieß es. „Es ist zu befürchten, dass das Dorf nasse Füße bekommt. Es entsteht eine gefährliche Situation für die Bewohner in Tallage“, so Terschanski.

Peter Schallenberg von den Grünen konnte diese Bedenken nicht nachvollziehen. „Ich bin froh, dass die bislang unkontrollierte Wassersituation erheblich entschärft wird. Ich kann die Bürger nicht verstehen, die unkontrolliert absaufen wollen. Es gehört schon Starrsinn dazu, diese Verbesserung nicht zur Kenntnis zu nehmen.“